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Ausrangiertes U-BootWo Tausende den Stahlkoloss bestaunten

Lesezeit 4 Minuten
Das ausgemusterte U-Boot U17 wird auf einem Lastenträger auf dem Fluss Rhein unter anderem an Köln vorbei transportiert.

Das ausgemusterte U-Boot U17 wird auf einem Lastenträger auf dem Fluss Rhein unter anderem an Köln vorbei transportiert. 

Das frühere Marine-U-Boot ist auf dem Weg in das Technik-Museum Speyer. Auf seiner Tour rheinaufwärts hat es auch Halt an einem Anlieger an der Kölner Bastei gemacht, das lockte zahlreiche Zuschauer ans Rheinufer und auf die Rheinbrücken.

Das Interesse der Kölner ist groß: Tausende Neugierige haben sich am Rheinufer versammelt, um die Ankunft des U-Boots U17 an der Bastei mitzuerleben. Auf seinem Weg nach Speyer legt es hier für die Nacht einen Zwischenstopp ein. Der Blick der meisten richtet sich zur Mülheimer Brücke, wo der Fluss hinter einer Biegung verschwindet, viele halten Kameras griffbereit. Noch ist nichts zu sehen von dem Schubverband, der das 500 Tonnen schwere U-Boot transportiert.

„Wir sind heute ein bisschen langsamer unterwegs als geplant, weil die Strömung durch den hohen Wasserstand sehr stark ist“, sagt Simone Langner, Pressesprecherin der Technikmuseen Sinsheim Speyer, wo U17 seine endgültige Bleibe finden soll. Der Tross habe seit der Abfahrt aus Duisburg nur eine Geschwindigkeit von acht bis neun Stundenkilometer erreichen können, sagt sie. „Ansonsten läuft es aber sehr glatt, wir sind nur ein paar Minuten hinter dem Zeitplan.“

Einst im Hafen von Baltimore

Die Menge wartet geduldig. Ein Papa in blauer Windjacke nimmt seinen Sohn auf die Schulter, damit er besser sehen kann. „Das ist jetzt gut 20 Jahre her, da habe ich ein U-Boot genau diesen Typs bei einem Marinetreffen schon einmal von innen besichtigen können“, sagt er. „Das war sehr beeindruckend – viele Rohre, viele Regler und sehr, sehr eng.“

Als Vertreter der U-Boot-Klasse 206A war das 48 Meter lange U17 ursprünglich für den Einsatz in Nord- und Ostsee gebaut worden, später war es auch im Mittelmeer unterwegs. Eine besondere Reise führte   U17 1997 als erstes deutsches U-Boot nach dem zweiten Weltkrieg in US-amerikanische Gewässer, wo es im Hafen von Baltimore einlief. Dort hatte mit dem Handels-U-Boot „U Deutschland“ zuletzt 1916 ein deutsches U-Boot angelegt. 40 Jahre lang war es im Einsatz für die Bundesmarine, bevor es 2010 ausgemustert wurde.

Viele Personen stehen mit Kameras und Smartphones am Brückengelände.

Einen Schnappschuss vom U-Boot wollten zahlreiche Besucherinnen und Besucher von den Rheinbrücken aus ergattern.

„Es war schon im Gespräch, das U17 verschrotten zu lassen, da bot es der Verband Deutscher Ubootfahrer (VDU) uns als Dauerleihgabe an, weil wir durch das U9, das wir in Speyer schon ausgestellt haben, schon sehr gute Kontakte zu dem Verband haben. Das haben wir dann natürlich angenommen, das wäre einfach zu schade gewesen“, so Simone Langner. Vor allem das Gewicht des U-Bootes ist es, was den Transport des Gefährts so aufwendig macht. „Im Kieler Hafen gibt es einen Kran, der 900 Tonnen heben kann, darum war das unser Ausgangspunkt“, so Langner.

Über den Nord-Ostseekanal und die Nordsee führte die Route in den Rhein, allein für die Reise flussaufwärts von Nijmegen in den Niederlanden bis Speyer benötigt der Frachter fünf Tage. Im dortigen Hafen werden dann Hydraulikpumpen zum Einsatz kommen, um U17 aufs Trockene zu hieven. Dort wird es dann ein Jahr lang auf die letzte Reiseetappe vorbereitet und um etwa 100 Tonnen Gewicht erleichtert, bevor es per Tieflader über Land zum Museumsstandort in Sinsheim gebracht wird.

Applaus am Ufer

Als sich der Schubverband mit einer Eskorte aus Motorbooten den Fluss hinauf kämpft und trotz der Strömung sauber und fast geräuschlos an der Landungsbrücke anlegt, kommt in der Menge am Ufer Applaus auf. Langner ist sehr angetan von dem herzlichen Empfang. „Das ist schon toll, wie viel Interesse die Leute zeigen, es hat ein bisschen was von Volksfestatmosphäre“, sagt sie.

Marko Meinholt etwa, der mit seiner Lebensgefährtin am Ufer steht und den Anlegevorgang beobachtet, hat im Grunde keine Ahnung von Technik oder Militär, wie er sagt. „Und trotzdem weckt so ein U-Boot bei mir irgendwie eine kindliche Begeisterung, als wäre ich wieder ein kleiner Junge.“

Viele kleine Boote fahren neben dem Lastenträger mit dem U-Boot auf dem Rhein in Köln.

Das U-Boot wird bei seiner Fahrt immer wieder auch von Booten begleitet.

Denis Brandt, der mit seinem Sohn Lukas hergekommen ist, geht es ähnlich, er verbindet jedoch ganz persönliche Erinnerungen mit dem Anblick des verwitterten U-Boot-Rumpfs. „1997 war ich selbst bei der Marine – zwar nicht auf einem U-Boot, aber damals habe ich viele gesehen. Das war eine sehr schöne Zeit, darum werde ich immer ein bisschen wehmütig, wenn ich in Hamburg oder an der Küste bin. Und wenn ich so ein U-Boot aus der Nähe sehe, geht es mir ganz genau so.“