Vom 5. bis 15. September findet in Köln das Street-Art-Festival „WASTA – Wallraf Street Art” statt. Diese Idee steckt dahinter.
Zum Wallraf-JahrStreet Art Festival verwandelt Köln in Open-Air Museum
Wäre Gabriella Cianciolo vor gut zwei Jahren nicht als Professorin für Architekturgeschichte an das Kunsthistorische Institut der Uni Köln gekommen, würde es das Festival „WASTA – Wallraf Street Art” wohl kaum geben. „Ich interessiere mich für den öffentlichen Raum und für Kunst im öffentlichen Raum“, sagt die gebürtige Italienerin aus Palermo. Ihre Idee: Künstlerinnen und Künstler setzen sich anlässlich des 200. Todestags mit dem materiellen und intellektuellen Erbe Ferdinand Franz Wallrafs auseinander. „Und zwar kritisch und kreativ und für jeden zugänglich“, ergänzt Cianciolo.
Ihre Idee, den bedeutenden Kölner Sammler und Gelehrten aus dem Elfenbeinturm zu holen und neu zu beleuchten, fand Unterstützung. Seit Monaten organisiert jetzt ein Viererteam das ambitionierte Projekt. Neben dem Kunsthistorischen Institut ist die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) mit im Boot. Historisch-inhaltlich begleitet der Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit. Hauptsponsorin des Street-Art-Festivals ist die Sparkasse KölnBonn, Schirmherrin die Kulturpolitikerin Maria Helmis-Arend (SPD).
„Nach einem öffentlichen Aufruf haben sich gut 70 Künstlerinnen und Künstler beworben“, erläutert Antonia Gruber, die selbst Künstlerin ist. 13 wurden ausgewählt. Sie gestalten das Festival an zehn verschiedenen Orten in der Stadt mit einem Netz von Kunstwerken. Sie reichen von Skulpturen über Graffiti, Installationen, virtuelle Kunst bis hin zu Sound-Art. „Vom 5. bis 15. September gibt es quasi an jedem Tag etwas Neues zu entdecken, jeden Tag gibt es eine Eröffnung“, sagt Cianciolo. Dom, Melaten-Friedhof, Museum Schnütgen, Uni-Campus und das Kunstwerk in Deutz gehören zu den Ausstellungsorten.
„Der öffentliche Raum bildet die Bühne und bietet kulturelle Chancen: Tag und Nacht geöffnet, kostenlos und leicht zugänglich. Der niedrigschwellige und spielerische Ansatz der Street Art bringt dabei den Kölner Gelehrten und Sammler Wallraf einem breiten Publikum näher“, erklärt Cianciolo.
Martha Cooper, bekannte Fotojournalistin aus den USA, wird das WASTA-Festival fotografisch dokumentieren und in ein Buch einfließen lassen. „Das ist wirklich großartig. Sie ist eine Ikone der Street-Art-Szene“, freut sich Gabriella Cianciolo.
Doch auch die kritische Auseinandersetzung mit Wallrafs Erbe findet während des WASTA-Festivals statt. Master-Studentin Kira Holst hat das Programm zusammen mit Kunstgeschichte-Studierenden auf die Beine gestellt und koordiniert. „In Wallraf-Schriften gibt es sexistische und antijudaistische Äußerungen, das thematisieren wir in Workshops, Talks und Führungen unter anderem in Zusammenarbeit mit dem MiQua“, sagt Holst. Auch für Kinder wird es Workshops geben.
Philipp Budde, stellvertretender Marketingleiter der USB unterstützt das Projekt WASTA. „Wir sind jetzt im Vorfeld im Team fast täglich miteinander in Kontakt“, sagt er. Es müssen Genehmigungen für öffentliche Aktionen eingeholt werden, Alternativen mit den Künstlern ausgehandelt werden, der Instagram-Kanal und die Homepage versorgt werden.
Am vorletzten Tag des Street-Art-Festivals, Samstag, 14. September, gibt es eine Party im Stadtgarten. Den Abschluss wird am Sonntag, 15. September, ein Projekt der Künstlerin Melina Günther bilden. Sie zeigt Paste Ups, die während des Festivals entstanden sind und Wallrafs Leidenschaften in einem Kunstwerk zusammenfassen.
„Wir hoffen, dass das Street Art Projekt Impulse für das gemeinsame Leben in der Stadt geben wird“, fasst Cianciolo zusammen. Damit wäre das Projekt dem Einsatz Wallrafs für die Stadt Köln nicht unähnlich.
Das Programm und die Beschreibung aller Ort ist online zu sehen.