Neue Corona-TestverordnungZahl der Bürgertests halbiert
Köln – Die Zahl der Bürgertests hat sich seit Inkrafttreten der neuen Corona-Testverordnung am 30. Juni mehr als halbiert. Im Juni führten private Anbieter, Arztpraxen und Apotheken durchschnittlich rund 23 000 Tests pro Tag durch, im Juli waren es bisher täglich durchschnittlich rund 11 000. Das geht aus Zahlen des Gesundheitsamts hervor. 45 Teststellen haben demnach seit dem 30. Juni ihren Betrieb eingestellt. Bei den geschlossenen Teststationen handelt es sich größtenteils um private Anbieter.
Häufige Mängelfeststellung in privaten Testzentren
Das Angebot in Arztpraxen und Apotheken ist weitestgehend gleich geblieben. Die sinkende Zahl privater Teststationen sei allerdings grundsätzlich positiv zu bewerten, hatte die Stadt bereits Anfang Juli mitgeteilt. Zum einen, weil in privaten Testzentren bei infektionshygienischen Kontrollen weitaus häufiger Mängel festgestellt worden seien. Außerdem, weil die Testkapazität die Nachfrage ohne Probleme abdecke. Noch immer gibt es stadtweit laut Daten des Gesundheitsamts 770 aktive Teststationen.
Testkapazität
872
Teststellen gab es Anfang April in Köln – die Höchstzahl seit Einführung der Bürgertests. Seitdem sind es rund 100 weniger geworden. Derzeit wären in der ganzen Stadt täglich rund 130 000 Tests möglich, genutzt werden von der Kapazität meist weniger als zehn Prozent. (sim)
Seit dem 30. Juni sind Bürgertests nur noch für bestimmte Gruppen kostenlos. Dazu gehören Kinder unter fünf Jahren, Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, die sich aus der Isolation freitesten wollen, Besucher und Behandelte in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Behinderung oder Haushaltsangehörige von Infizierten. Drei Euro kostet der Test, wenn Personen eine Innenraumveranstaltung besuchen wollen, Kontakt zu Risikopersonen haben werden oder bei denen die Corona-Warn-App eine Risikobegegnung anzeigt. Alle anderen zahlen den Test komplett selbst, die Kosten betragen zwischen neun und zwölf Euro.
„Bürokratie-Monster“
Stark sinkende Bürgertest-Zahlen beobachten auch die Teststellen. Dr. Katharina Sprenger ist medizinische Leiterin der Corona-Ambulanz am Zülpicher Platz und beobachtet ebenfalls einen klaren Trend. „Wir haben sehr viel weniger zu tun, der Beratungsaufwand zu den bezahlten Tests ist enorm und wir müssen viele verärgerte Bürger beruhigen.“ Auch die Apotheken hatten den hohen zusätzlichen Aufwand kritisiert. Der Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, sprach von einem „Bürokratie-Monster“. Der Aufwand, etwa Ansprüche auf einen Drei-Euro-Test zu dokumentieren, stünden in keinem Verhältnis zum Honorar. Viele Apotheken würden bereits überlegen, ihr Testangebot einzuschränken.
Die Frage, ob durch die neue Testverordnung weniger Infektionen entdeckt werden und dadurch die Dunkelziffer steigt, konnte die Stadt am Mittwoch nicht beantworten. Die Vermutung, dass es einen Einfluss gibt, liegt jedenfalls nahe. Die Inzidenz betrug am 30. Juni, als die neue Verordnung in Kraft trat, noch knapp 900 und ist seitdem kontinuierlich gesunken. Am Mittwoch betrug der Wert 470.