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Stau beim WohngeldBei der Stadt Köln stapeln sich 10.000 unerledigte Anträge

Lesezeit 3 Minuten
Eine Geldbörse mit Banknoten (Symbolbild).

Eine Geldbörse mit Banknoten (Symbolbild).

Der Bearbeitungsstau der Stadt Köln beim Wohngeld hat sich weiter verschärft. Menschen mit wenig Einkommen, die darauf angewiesen sind, um die Miete bezahlen zu können, müssen teils lange auf ihr Geld warten.

Wie eine Anfrage der Rundschau ergab, stapeln sich in der städtischen Wohngeldstelle derzeit mehr als zehntausend unerledigte Wohngeldanträge. Exakt 10.162 Vorgänge ohne abschließenden Bescheid wurden am Stichtag 6. Juni gezählt. Zum Vergleich: Im Februar lagen bei der Stadt Köln rund 6400 unerledigte Anträge, im Dezember waren es 5417.

Nun sind es fast doppelt so viele, obwohl die Wohngeldstelle inzwischen mehr als doppelt so viel Personal einsetzt als im vergangenen Jahr. Grund für den Rückstand: Wegen der „Wohngeld Plus“-Reform des Bundes, die seit Januar den Kreis der Anspruchsberechtigten in etwa verdreifacht hat, beantragen bereits seit vergangenem Herbst erheblich mehr Kölnerinnen und Kölner die Unterstützung. Allein von Januar bis Mai gingen 13 632 Anträge ein. 25 389 waren es im gesamten Jahr 2022.

Angesichts der Antragsflut kommt die Stadt mit der Bearbeitung kaum hinterher. „Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für einen Wohngeldantrag betrug im März 2,87 Monate und im Mai 2,94 Monate“, erklärte das Sozialdezernat. Die Stadt hatte sich selbst das Ziel gesetzt, 80 Prozent der Wohngeldanträge binnen zwei Monaten zu entscheiden. Das schafft sie aber schon seit 2020 nicht mehr – und auch das zusätzliche Personal konnte bisher keine Trendwende einleiten.

Doppelte Arbeit durch verspätete Software

Im Dezember waren 45 Vollzeitstellen plus 20 Hilfskräfte in der Sachbearbeitung im Einsatz. Wegen der Wohngeldreform des Bundes hat die Stadt Köln 81,5 weitere Stellen geschaffen, von denen 70,1 bereits besetzt sind. Die Bearbeitungsdauer hänge aber auch entscheidend von der Aussagekraft und Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen ab, betont das Sozialdezernat. Teils müsse man von den Bürgern mehrfach Unterlagen nachfordern.

Außerdem müssen die frisch angeheuerten Kräfte für die Wohngeldstelle erst geschult werden. Hinzu kommt, dass das Land NRW eine neue Software zur Bearbeitung der Wohngeldanträge nicht pünktlich zum 1. Januar, sondern erst Mitte März zur Verfügung gestellt hat. Das bedeutete doppelte Arbeit für die Stadt, weil Heizkostenzuschüsse Mitte Januar ausgezahlt wurden und dann Mitte März erneut nach neuem Recht beschieden werden mussten, inklusive Nachzahlungen.

Perspektivisch werden sich die Wartezeiten auch wieder verkürzen.
Kölns Sozialdezernent Harald Rau

Sozialdezernent Harald Rau erklärte gegenüber der Rundschau: „Das Antragsaufkommen und die Wartezeiten entsprechen in etwa unseren Prognosen aufgrund der umfassenden Gesetzesreform. Wir sind froh, dass wir inzwischen so viele Mitarbeitende einstellen konnten, die kompetent dabei helfen, dass die wichtige Leistung Wohngeld jene Menschen erreicht, die es brauchen. Jetzt steht eine umfassende Einarbeitung der fachfremd eingestellten Kolleg*innen im Fokus. Perspektivisch werden sich die Wartezeiten auch wieder verkürzen“.

Insgesamt hat die Stadt Köln voriges Jahr 32,7 Millionen Euro Wohngeld inklusive Heizkostenzuschuss an 9614 Haushalte ausgezahlt. Im ersten Quartal 2023 waren es bereits 16,7 Millionen Euro. Finanziert wird es von Bund und Land. Die Personalkosten für die Antragsbearbeitung müssen die Kommunen selbst tragen.