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„Wir sind keine Los-Nieten“Eltern und Schüler protestieren gegen Anmeldeverfahren

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Laut und voller Ärger protestieren Kinder und Eltern gegen das „unwürdige“ Losverfahren und für mehr Plätze.

Köln – „Schluss mit der Schulplatzlotterie“, „Wir sind alle keine Los-Nieten!“ „Gerechte Platzvergabe statt Willkür!“: Das Desaster geht in eine weitere Runde, treibt aufgebrachte Eltern und Kinder Montag mit Protestplakaten und Trillerpfeifen zur Demo auf dem Alter Markt gegen die „unwürdige“ Lotterie im Anmeldeverfahren für Gymnasien (wir berichteten).

Die Elterninitiative „Die Abgelehnten“ hatte zum Protest aufgerufen angesichts des seit Jahren bestehenden Notstands: Es gibt zu wenige Schulplätze besonders an Gymnasien und Gesamtschulen. „Sie haben eine politische Bankrotterklärung hingelegt“, so die Kritik an die Stadt. Die heute benötigten Schulplätze hätten viel früher geschaffen werden müssen.

Änderung des Verfahrens gefordert

Mit einer Aktuellen Stunde zum Thema auf Antrag von SPD und FDP setzte sich die Debatte im Schulausschuss fort. Bildungsdezernent Robert Voigtsberger und die Fraktionen zeigten sich betroffen. Sie fordern eine Änderung des Verfahrens, die Möglichkeit zu Mehrfachanmeldungen müsse mit Landeshilfe abgeschafft werden. Sie einigten sich als kleinsten Nenner auf diese Resolution: „Der Schulbau hat höchste Priorität. Wir unterstützen den Schul- und Baudezernenten in all ihren Bemühungen, fehlende Schulplätze so schnell wie möglich zu schaffen.“ Dem müssen nun endlich mehr Taten folgen.

Stand freier Plätze an Gymnasien

9600 Kinder wechseln zum kommenden Schuljahr von Grundschulen auf weiterführende Schulen, es gab insgesamt 15 200 Anmeldungen, davon 5300 mehrfache. An Gesamtschulen wurden 1000 Kinder abgelehnt. Noch läuft das Nachrückverfahren mit Zu- und Absagen für Wartelistenplätze und Abstimmungen mit der Bezirksregierung und Schulen über zusätzliche Mehrklassen an Gymnasien. Es gibt laut Amt für Schulentwicklung einen aktuellen Zwischenstand von 28. März, 12 Uhr.

Demnach stehen an den Kölner Gymnasien noch 329 Plätze zur Verfügung, dem stehen noch 387 unversorgte Kinder gegenüber, das heißt, zu den bereits zum Start des Vergabeverfahrens eingerichteten sechs Mehrklassen könnten weitere hinzukommen. Voraussichtlich etwa 210 Kinder werden noch über die Wartelisten an Schulen nachrücken. Vermutlich 180 Kinder müssen sich für ein anderes Gymnasium entscheiden. Die Gymnasien mit freien Kapazitäten werden voraussichtlich ab dem 30. März 2022 unter www.stadt-koeln.de/schulanmeldung veröffentlicht. (MW)

Das Verfahren stand im Schulausschuss auf Antrag von SPD und FDP zur Debatte. Ausschussvorsitzender Helge Schlieben: „Alle hier wissen um die schwierige, beschissene, dramatische, nervenaufreibende Situation“, der Eltern durch das Verfahren mit Mehrfachanmeldungen und Nachrückverfahren ausgesetzt seien.

Bauen, bauen, bauen müsse die Devise sein, betont Bildungsdezernent Robert Voigtsberger. Er schlägt, wie schon 2017 seine Vorgängerin, Alarm mit Blick auf den Schulbaunotstand und Schulplatzmangel. Die Devise müsse wegen der sich zuspitzenden Lage in der wachsenden Stadt sein: Schulbau first, vor allen anderen künftigen Bauvorhaben. Das heftig kritisierte Anmeldeverfahren halte auch er für „unerträglich“. Er habe sich ans Schulministerium NRW gewandt mit der Bitte, Mehrfachanmeldungen zu unterbinden.

Er zeigte im eindringlichen Plädoyer „vollstes Verständnis für den Unmut und die Sorgen von Eltern, Kindern, Schulleitungen.“ Er setze sich stetig für Verbesserungen ein, einiges sei auf den Weg gebracht, aber das reiche nicht. Schulbau müsse allerhöchste Priorität haben und brauche Unterstützung aller. Andere Interessen dürften dem Schulbau nicht entgegenstehen oder die Prozesse verzögern. Es brauche ein Stärkungspaket Gymnasien und Gesamtschulen, man werde entsprechende Vorlagen einbringen.

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Vor dem Ausschuss überreichte Stefanie Huland als Mutter eines betroffenen Viertklässlers einen Protestbrief, dem sich Klassen- und Schulpflegschaften von 41 Grundschulen anschlossen. Mit an ihrer Seite: Der zehnjährige Konrad, noch ohne Platz, der einen Brief an Frau Reker schrieb: „Ich fühle mich richtig schlecht, traurig, ratlos.“