Vor dem Mann mit den viele Gesichter ist niemand sicher. Mathias Richling fand für jedes Dilemma Worte.
Weinender Habeck, rasselnde WeidelMathias Richling brilliert mit neuem Programm in Köln
Spöttisch, scharfzüngig und vielseitig zappelte sich Mathias Richling durch die Premiere seines neuen, grandiosen Programms. „Wie geht es weiter nach den Ostwahlen, nach der Zersetzung der Landtage in Thüringen und Sachsen?“, fragt sich Deutschlands bester Kabarettist gleich zu Beginn. Die sechs, sieben Prozent für die SPD seien für die Co-Vorsitzende Saskia Esken („Kennen Sie wahrscheinlich nicht.“) ein Riesenerfolg. Einmal mehr habe sich Esken zufolge gezeigt, dass sich Kämpfen lohne.
Die SPD habe sich Zeit genommen, dafür zu werben, was sie nicht tue. Olaf Scholz, der Joe Biden der deutschen Politik, gehe aber weiter unbeirrt davon aus, dass er auch nach der Wahl im nächsten Jahr Bundeskanzler bleibe. „Warum will der Mann weiter leiden? Das erspart ihm halt die Domina.“
In Sachsen hätten die Grünen mit einem Furz die Fünf-Prozent-Hürde übersprungen. „Da haben sich wahrscheinlich einige in die Wahlkabine verlaufen und gedacht, die Grünen wären die örtliche Gärtnerei.“ Überhaupt genügten inzwischen zwei Worte, um das Publikum zum Brüllen über die Grünen zu bringen: „Ricarda Lang.“ Die FDP sei bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse noch nicht einmal unter „Sonstige“ gefallen.
Das massenhafte Überlaufen der Ostdeutschen, die jahrelang von einer diktatorischen SED gepiesackt wurden, ließe sich nur psychologisch erklären. „Unterdrückte entwickeln nicht selten ein emotional positives Verhältnis zu ihren Unterdrückern. Das nennt man das Stockholm-Syndrom.“
Vor dem Mann mit den vielen Gesichtern ist niemand sicher. So zerlegt Richling in einzigartigem Sarkasmus den weinerlichen Habitus eines Robert Habeck und die narzisstische Modenschau von Annalena Baerbock. Das Rasseln einer Alice Weidel lässt einen fast frösteln. „Die Regierung hat doch schon viel von uns übernommen, zum Beispiel die verschärften Grenzkontrollen. Vor allem aber das Nichtstun“, lässt er die wahrscheinliche Kanzlerkandidatin der AfD sagen.
Immer wieder widmet er sich politischen Mimosen, die Karikatur nicht ertragen können. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte kürzlich gefordert, wer den Staat verhöhnt, sollte hart bestraft werden. Richling: „Sollten Witze über Politiker nicht mehr erlaubt sein? Haben wir doch einen Teil DDR-Gut in die BRD gerettet? Wer seine Meinung äußert, wird verknackt?“
Wie man souverän mit Satire und Karikatur umgehen könne, habe Konrad Adenauer gezeigt. Als er im Oktober 1963 von seinem Amt als Bundeskanzler zurücktrat, habe er die Karikaturisten der größten Tageszeitungen zum Abschiedstee ins Palais Schaumburg eingeladen, um sich von ihnen kritisch und „verhöhnend“ zeichnen zu lassen.