Vor bestuhltem Saal spielten Brings in Mülheim, Sänger Peter Brings hatte ein Geständnis zum Format im Gepäck.
E-WerkWarum Brings beim Kölner Konzert ihr Publikum necken
Brings sind aus der Kölner Mundart-Szene nicht mehr wegzudenken. Seit 33 Jahren stehen die Musiker rund um das Geschwisterpaar Peter und Stephan Brings bereits auf der Bühne. Am Samstagabend spielten die Kölschrocker vor knapp 1000 Zuschauern im ausverkauften E-Werk, ihrem „Wohnzimmer“, wie Peter Brings betont. Für ihre aktuelle Konzertreihe „Singsulautdekanns!“ greifen Brings auf das Konzept des Mitsingkonzerts zurück: Dabei ist das Publikum im vollständigen bestuhlten E-Werk ausdrücklich zum Mitsingen aufgerufen, vor jedem Song gibt Peter Brings die Liednummer im digitalen Liederbuch durch. „Ich finde das Format total bescheuert, aber es ist eine gute Art, alt auf der Bühne zu werden“, gesteht der Sänger. „Und wir würden uns freuen, wenn ihr zusammen mit uns alt werdet.“
Auf Superjeilezick müssen die Fans verzichten
Brings starten an diesem Abend mit einer Hymne auf ihre Heimatstadt: „Willkumme in Kölle“. Es dauert bis zum dritten Lied („Nur nicht aus Liebe weinen“), bis das zunächst sehr verhaltene Publikum von den Plätzen aufsteht und laut mitsingt. Überhaupt haben die sechs Musiker an diesem Abend über lange Strecken Probleme, ausgelassene Stimmung ins E-Werk zu bringen. „Für einen Samstagabend seid ihr echt anständig“, neckt Peter Brings seine Zuhörerschaft. Dem ist auch mit der Musikauswahl wenig entgegenzuwirken, vor allem Lieder zum Sitzen und Schunkeln haben Brings im Gepäck. Selbst den eigentlichen Stimmungsgaranten „Su lang mer noch am Lääve sin“ spielt die Mundart-Band in halber Geschwindigkeit, auf Songs wie „Superjeilezick“ und „Dat is geil“ verzichtet sie komplett. Emotionaler Höhepunkt des Abends wird eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Kölner Sänger Frank Hocker, von dem die Band spontan ein Cover einschiebt.
Auch den Opfern der Flutkatastrophe 2021 gedenken Brings mit einem eigenen Lied über den 14. Juli. Gegen Ende des zweistündigen Konzerts kommt dann doch noch Stimmung auf: Bei „Poppe, Kaate, Danze“, „Polka, Polka, Polka“ und „Kölsche Jung“ zeigt sich das Publikum textsicher und fordert laut eine Zugabe. Die bekommen die Fans in Form eines Gedichts: Peter Brings liest „Bei Hitlers brennt noch Licht“ von Simon Pearce - eine Mahnung vor dem erneuten Erstarken der Rechtsradikalen in Deutschland. Die Band entlässt das Publikum mit „Liebe gewinnt“ und „Heimjon“.