Warmwasser nur zu bestimmten Zeiten?Was Fernwärme-Kunden in Köln drohen könnte

Teil des Kölner Fernwärmenetzes: der Fernwärmetunnel der Rheinenergie unter dem Rhein.
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Köln – Warm duschen nur noch zu bestimmten Uhrzeiten? Bei der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde in Sachsen ist das aus Energiespargründen bereits Realität. Und auch Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hat die Bürger vor drohenden Einschnitten bei der Fernwärmeversorgung gewarnt. „In einer akuten Gas-Mangellage könnte warmes Wasser in einem Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden“, sagte Kerstan der „Welt am Sonntag“. Auch eine „generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz“ käme in Betracht.
„Wir liefern vertragsgemäß“
So weit will man in Köln nicht gehen. Die Rheinenergie erklärte auf Anfrage, sie plane keine Einschränkungen bei der Fernwärme. „Wir liefern vertragsgemäß“, sagte ein Rheinenergie-Sprecher. „Wenn sich jedoch Hauseigentümer, Wohnungsgenossenschaften oder andere Kunden entscheiden, die Warmwassernutzung einzuschränken, dann liegt das außerhalb unserer Einflusssphäre.“
Bei einem völligen Lieferstopp von Gas aus Russland dürfte es aber für die Rheinenergie schwierig werden, die Fernwärmeversorgung im bisherigen Umfang aufrecht zu erhalten. Denn diese basiert vor allem auf Erdgas. Zwar lässt sich das Heizkraftwerk in Niehl, das in Kraft-Wärme-Kopplung aus Gas Strom und Wärme erzeugt, notfalls auch mit Öl betreiben. Aber die dort gelagerte Menge Öl reicht nach Angaben der Rheinenergie nur für ein paar Tage aus. Und bis erneuerbare Energiequellen zur Verfügung stehen (siehe Info-text), wird es noch Jahre dauern.
Pilotprojekt in Wien: Wasserstoff soll Erdgas ersetzen

Diese Gasturbine im Kraftwerk Donaustadt wird für die Nutzung von Wasserstoff umgebaut.
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2035 will die Rheinenergie ihre komplette Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt haben – so wurde es in Verhandlungen mit der Bürgerinitiative „Klimawende Köln“ vereinbart. Dafür soll auch das Gasheizkraftwerk Niehl auf die Verbrennung von nachhaltigem Wasserstoff umgerüstet werden. Am Mittwoch war Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp diesbezüglich in Wien, um ein wichtiges Pilotprojekt zu besichtigen. Auf dem Gelände des Kraftwerks Donaustadt wird derzeit eine der größten Gasturbinen Österreichs für die Nutzung von Wasserstoff umgebaut. 2023 wollen Wien Energie, Rheinenergie, Siemens Energy und der Versorger VERBUND dem Erdgas erstmals Wasserstoff für die Energieerzeugung beimengen. Zunächst 15 Prozent, später 30 Prozent, langfristig will man Erdgas komplett durch Wasserstoff ersetzen.
50.000 Kölner Haushalte könnten nachhaltig mit Fernwärme versorgt werden, wenn das Heizkraftwerk Niehl 3 mit „grünem“ Wasserstoff läuft. „Der Betriebsversuch mit der zu uns baugleichen Siemens-Turbine ist deswegen ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel“, erklärte Steinkamp. Im Rahmen des Turbinenumbaus in Wien wird auch die Effizienz des Aggregats erhöht. (fu)
Bei einem akuten Gasnotstand gilt bundesweit die Regel, dass erst Industriebetriebe von der Gasversorgung getrennt werden und private Haushalte als letzte betroffen wären. Doch gilt dies auch für Fernwärme?
Hamburgs Umweltsenator Kerstan hatte erklärt, es werde „schon aus technischen Gründen nicht überall möglich sein, im Fall einer Gas-Mangellage zwischen gewerblichen und privaten Kunden zu unterscheiden“. Wenn es uns nicht gelinge, genug Gas bei großen Betrieben einzusparen, könne es Lieferbeschränkungen geben, die dann möglicherweise einzelne Stadtteile betreffen.“ Der Rheinenergie-Sprecher nannte dies „Spekulation“, daran beteilige man sich nicht. Fernwärme sei ein träges System und lasse sich nicht einfach stundenweise an- und abschalten. Wenn aber einzelne Kunden ihren Energiebedarf reduzierten, senke das auch den Energieverbrauch der Rheinenergie. Energiesparen sei „das Gebot der Stunde“.
Klar ist, dass auch auf Fernwärmekunden erhebliche Preissteigerungen zukommen. Zum 1. April hatte die Rheinenergie die Preise bereits um rund 24 Euro per Monat für einen Durchschnittshaushalt angehoben. Zum 1. Oktober steht die nächste Erhöhung an. Dass sich die Preise womöglich verdoppeln, wollte die Rheinenergie nicht bestätigen. Es sei noch zu früh.
Der Versorger beliefert rund 55 000 Gebäude in Köln mit Fernwärme, darunter sind neben Wohnhäusern wie dem Unicenter auch das Stadthaus und die Lanxess-Arena.