Pillen, Pulver und andere illegale Drogen können jetzt legal auf Inhaltsstoffe getestet werden. Auch das Kölner Gesundheitsamt will mitmachen.
Vor dem RauschKöln könnte mit Drogen-Check Modellstadt werden

In zahlreichen Nachbarländern können die Menschen ihre Drogen bereits vor dem Konsum auf Verunreinigungen testen lassen.
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In den Nachbarländern Niederlande, Österreich, Schweiz sowie in Thüringen und Berlin gibt es das „Drug Checking“ bereits: Illegale Drogen werden auf ihren Gehalt an Wirkstoff, aber auch auf Verunreinigungen untersucht. Die Ergebnisse werden später mit den Konsumentinnen und Konsumenten besprochen.
Auch Köln soll so ein Angebot bekommen: Die Bundesregierung hat im Juni durch eine Änderung im Betäubungsmittelgesetz den Weg freigemacht, dass der Drogen-Check für illegale Substanzen nun möglich ist. Noch fehlen die gesetzlichen Grundlagen auf Landesebene, das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist derzeit damit beschäftigt, eine Rechtsverordnung für NRW zu erstellen und zu verabschieden. „Ein Drug Checking-Angebot in den Suchtberatungen wäre denkbar“, teilte die Kölner Verwaltung jetzt auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Gesundheitsausschuss mit und geht in den Überlegungen sogar noch weiter: Köln könnte sogar Modellkommune im Land NRW werden.
Externes Labor oder Selbst-Tests vor Ort
Die bereits bestehenden Modell-Angebote in Berlin und Thüringen richten sich vor allem an die Party-Szene. Hier werden Kokain, Ecstasy und Speed geprüft. Die chemische Analyse im externen Labor dauert bis zu drei Tage. In Thüringen können Konsumentinnen und Konsumenten ihre mitgebrachten Drogen nach Anleitung der Labormitarbeitenden sogar vor Ort selber testen. Wer in Köln die Kosten für die Substanzanalysen mit Labor-, zusätzlichen Personalkosten und Sicherheitsmaßnahmen letztendlich trägt, ist noch unklar.
Es ist aus Sicht der Drogenhilfe Köln ein gutes Instrument zur Schadensminimierung bei Drogenkonsum, vor allem dann, wenn es mit einem Beratungskontakt in unseren Beratungsstellen verknüpft ist.
Sollte die Übernahme der Kosten gesichert und die Rahmenbedingungen im Land geklärt sein, befürwortet auch die Drogenhilfe Köln eine Umsetzung von „Drug Checking“. „Es ist aus Sicht der Drogenhilfe Köln ein gutes Instrument zur Schadensminimierung bei Drogenkonsum, vor allem dann, wenn es mit einem Beratungskontakt in unseren Beratungsstellen verknüpft ist“, sagt Ralf Wischnewski von der Fachstelle für Suchtprävention. „Drug Checking“ schalte die eigentlichen Risiken einer eingenommenen Substanz nicht aus, Konsumierende könnten aber vor besonders gesundheitsschädlichen Präparaten, Verunreinigungen und mitunter lebensbedrohlichen hohen Dosierungen gewarnt werden und so die Risiken beim Konsum vermindern.
„Ich halte das für ein essenzielles Angebot“, sagt der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Dr. Ralf Unna (Grüne). „Vielen ist nicht klar, dass diejenigen, mit denen wir Drogenabhängigkeit assoziieren, nur eine Minderheit in dieser Gruppe sind.“ Rund 80 Prozent derjenigen, die regelmäßig illegale Drogen konsumieren, seien sozial unauffällig - und in jeder Gesellschaftsschicht vertreten. Laut der Drogenhilfe seien Zielgruppen vor allem Konsumierende von Freizeit- und Partydrogen. Auch das Kölner Gesundheitsamt hält aufsuchende Präventions- und Beratungsprojekte in der Party- und Clubszene sowohl mobil als auch vor Ort für sinnvoll - bisher existieren solche Angebote in Köln noch nicht. Mit vorhandenen Kapazitäten könnten diese Angebote, etwa in der Jugendsuchtberatung, jedoch aktuell nicht realisiert werden.
Zunächst Modellprojekt im Drogenkonsumraum
Wenn das Startsignal aus Düsseldorf kommt, plant das Gesundheitsamt zunächst die Einrichtung von „Drug Checking“ als Modellprojekt für die Nutzerinnen und Nutzer des Drogenkonsumraums am Neumarkt. Dort sollen illegale harten Drogen wie etwa Heroin und Kokain kontrolliert werden. In der Überlegung sind unterschiedliche Artendes Checkings von Schnelltests bis zu Labortests, die Auskunft über Verteilung der verschiedenen Substanzen und Beimischungen geben.
Bereits jetzt können Konsumierende Substanzen im Drogenkonsumraum im Rahmen des bundesweiten Pilotprojekts „Nationales Early Warning System (News)“ abgeben, wenn die Vermutung besteht, dass diese Substanzen ein besonders hohes Schadenspotenzial haben. Bei Auffälligkeiten werden entsprechende Gefahrenmeldungen veröffentlicht. Das Ziel von „News“ sei es, gesundheitsgefährdende Entwicklungen im Bereich psychoaktiver Substanzen und Medikamentenmissbrauch frühzeitig zu erkennen.