Voller Erfolg in Köln11. Tuning-Nacht beim Tüv räumt mit Klischees auf
Auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch: Da ist auf der einen Seite der Tüv Rheinland, eine Prüforganisation mit 20 000 Mitarbeitern, und auf der anderen Seite sind vor allem junge Männer mit bunten, lauten, schnellen und allesamt frisierten Autos. Dennoch fand am Samstag bereits die elfte „Tuning Night Cologne“ auf einem Parkplatz inmitten der Firmenzentrale im Stadtteil Poll statt.
Widersprüchlich finden beide Seiten das nicht, zumindest nicht mehr. In der erweiterten Region ist das jährliche Treffen eine Institution, 700 Fahrzeuge waren da. „Dadurch, dass wir auf die Tuning-Szene zugegangen sind und uns entsprechend geöffnet haben, haben sich Vorurteile abgebaut“, erklärte Unternehmenssprecher Wolfgang Partz. „Die Tuner veredeln und individualisieren. Sie schonen ihre Fahrzeuge. Das darf man nicht mit der Raserszene verwechseln.“
So sehen das jedenfalls auch die Auto-Enthusiasten, die zu diesem Treffen kommen. „Man ist ein bisschen sauer auf die illegalen Tuner und die Raser“, beklagte zum Beispiel der Kölner Andreas Faßbender. Sein zum Großteil selbst umgebautes Gefährt auf der Grundlage eines Nissan 350Z ist laut eines Gutachtens etwa 90 000 Euro wert und hat schon viele Preise gewonnen. Dass die Polizei in den Vorjahren neben dem Eventgelände Raser kontrolliert und illegale Autos gegebenenfalls stillgelegt hat, findet er richtig. Die Polizei halte ihn zwar ständig an, doch mit den richtigen Papieren sei das kein Problem. Faßbender betonte: „Viele bauen einfach ein und fahren dann erst zum Tüv – richtig ist es andersrum.“
Der Leiter der Tüv-Prüfstelle vor Ort, Sven Gröner, stimmte zu: Es gelte, mit den Tunern ins Gespräch zu kommen und aufzuzeigen, was möglich ist und was nicht. „Alles andere wäre lebensfremd“, betont er. „Viele haben gar nicht die Möglichkeit, ihr Auto so zu prüfen wie wir.“ Er und neun weitere Kollegen nahmen an dem Abend Dutzende Fahrzeuge ab. Gröner bezeichnete sich als „strenger Freund“ der Bastler.
Lob bekam die Veranstaltung auch von TV-Tuningexpertin Lina van de Mars. Sie gehörte zur Jury, die 30 Autos bewertete. „Es ist eine intelligente Veranstaltung“, fand sie. Es kämen vor allem private Bastler, um sich auszutauschen, keine großen Clubs. „Es ist nicht das Prollige und nicht das Wegsaufen.“