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Digitales Managementsystem soll Überblick gebenViele Kölner Sportanlagen haben Mängel

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Anlage des SC Mülheim Nord an der Rixdorfer Straße.

Viele Sportanlagen haben Mängel. Auch die Anlage des SC Mülheim Nord wird bald generalsaniert und mit Kunstrasen ausgestattet.

Dass viele Sportanlagen in Köln erhebliche Mängel haben, ist keine Überraschung. Ein neues Sportanlagen-Managementsystem soll nun zu mehr Überblick verhelfen.

Die Überraschung war oft groß, wenn von jetzt auf gleich mal wieder eine Sporthalle in Köln gesperrt werden musste. Zuletzt traf es die Halle an der Merianstraße in Chorweiler, Mitarbeitenden der Gebäudewirtschaft war aufgefallen, dass die Dachlast überschritten wurde.

Da aber in Köln das Sportamt für die Außensportanlagen zuständig ist und die Gebäudewirtschaft für die Hallen, fehlte oft der Austausch. „Es gab bislang nur ein verteiltes Wissen zum Zustand der Sportanlagen und zur Belegsituation. Wir haben den schlechten baulichen Zustand mitunter erst erfahren, wenn eine Halle gesperrt werden musste. Das wollen wir abstellen“, berichtet Sportamtsleiter Gregor Timmer.

Nun soll vieles besser werden – dank eines Sportanlagen-Managementsystems. Acht Monate lang haben Sportwissenschaftler, Bauingenieure und Architektinnen insgesamt 440 Sportanlagen in der Stadt genau inspiziert und katalogisiert. Bei den Außensportanlagen erhalten 26 Prozent der Anlagen die Wertung „schwerwiegende Mängel“, bei den Hallen sind es 16 Prozent, bei den Vereinsheimen nur neun Prozent. Dafür haben 17 Prozent der Hallen und 14 Prozent der Sportplätze keine Mängel.

Deutliche Mängel, aber gut brauchbar

Die meisten Sportanlagen fallen in den Bereich „deutliche Mängel, aber gut brauchbar“. Diesen scheinbaren Widerspruch erklärt Timmer so: „In den Hallen sind oft die Linierung oder der Prallschutz an den Wänden nicht mehr in Ordnung, bei den Sportplätzen das Flutlicht oder die Ballfangzäune. Die Anlagen sind nutzbar, aber es muss etwas getan werden“, so der Leiter des Sportamts. Nun will die Sportverwaltung den Ratspolitikern Vorschläge unterbreiten, in welcher Reihenfolge die festgestellten Mängel ausgebessert werden sollen.

Das Softwareunternehmen „cs2000 GmbH“ aus Berlin hat ein „digitales Mängelmanagement“ erarbeitet, in das künftig die Erkenntnisse aller Ämter zum Zustand von Sportanlagen einfließen sollen. Bei der Gebäudewirtschaft laufen entsprechende Pilotprojekte. „Das Ergebnis bestätigt uns, dass ein großer Aufwand vor uns liegt, die 440 Kölner Sportanlagen wieder auf Vordermann zu bringen. Jetzt geht die Arbeit richtig los, Planungen zu erarbeiten und mit gezielten Maßnahmen die Sportanlagen wieder fit zu machen“, meint Sportdezernent Robert Voigtsberger.

Grafik zu Kölns Sportalnlagen

Grafik zu Kölns Sportalnlagen

In der letzten Ausbaustufe soll sich jede Sportlerin und jeder Sportler in Köln den Zustand und auch die Belegung von Hallen und Sportanlagen per App auf dem Handy anschauen können. Bislang hatten die Sport-Sachbearbeitenden nur ihre Stadtbezirke im Blick, sobald eine Halle geschlossen war, mussten in mühsamer Recherche die Belegungszeiten von Hallen im Nachbarbezirk erfragt werden. „Künftig wird ein Blick ins System reichen, um festzustellen, wo noch Kapazitäten sind“, sagt Timmer.

Sportanlagen: Kölner Projekt weckt bundesweit Interesse

Den Beschluss, ein Gutachten zur Sportentwicklungsplanung anzufordern, hatte der Stadtrat im Jahr 2019 gefasst. Den Zuschlag hatten sich in einer Ausschreibung das Softwareunternehmen aus Berlin und das Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung in Potsdam gesichert. Das neue Managementsystem soll bis Jahresende von der kompletten Sportverwaltung genutzt werden. Es sind Erinnerungsfunktionen zu Wartungsarbeiten im System hinterlegt, ebenso die gängigen Wartungskosten.

Das Kölner Projekt hat auch bundesweit Interesse geweckt, das Sportamt wurde nun in den Beirat des Forschungsprojektes „Schätzverfahren Deutscher Sportstätten“ berufen. Schon im ersten Quartal des kommenden Jahres will die Verwaltung zur Sanierung der Sportanlagen eine Prioritätenliste vorlegen.