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Verkehrswende bis 2025Kölns „Fahrradbürgermeister“ über seine Ziele

Lesezeit 2 Minuten

Symbolbild.

  1. Reinhold Goss (57), Sprecher der Initiative #RingFrei, wurde vom internationalen Fahrrad-Netzwerk BYCS mit dem Ehrentitel „Bicycle Mayor for Cologne“ (Fahrradbürgermeister für Köln) ausgezeichnet.
  2. Michael Fuchs sprach mit ihm.

KölnWas bedeutet dieser Titel?BYCS hat 2016 in Amsterdam den ersten Bicycle Mayor ins Leben gerufen. Inzwischen gibt es mehr als 100 „Fahrradbürgermeister“ in über 30 Ländern. Sie sollen der Verkehrswende ein Gesicht geben und helfen, den Ausbau des Radverkehrs in Städten zu beschleunigen.

Wie kamen Sie zu dem Titel?

Ich wurde dafür vorgeschlagen. Viele Unterstützer haben tolle Briefe nach Amsterdam geschrieben, in der Folge wurde ich für zwei Jahre ernannt.

Was wollen Sie als Radbürgermeister für Köln erreichen?

Gemeinsam mit vielen Akteuren möchte ich dazu beitragen, jetzt eine ordentliche Schippe draufzulegen, dass Köln bis 2025 deutsche Fahrradhauptstadt wird.

Angesichts der vielen Defizite in der Kölner Radinfrastrukur klingt das eher unrealistisch.

Wenn wir den Klimaschutz und das Pariser 1,5-Grad-Ziel ernst nehmen, sind wir zum Erfolg verdammt. Köln war 2019 die heißeste Stadt in Deutschland. Wir müssen sie bis 2025 konsequent umbauen – mit mehr als 50 Prozent Fuß- und Radverkehr und doppelt so vielen Bäumen.

Was schlagen Sie vor?

Um mehr Menschen zum Umstieg aufs Rad zu bewegen, brauchen wir mehr und bessere Radwege, auf denen sich auch Schüler und Ältere sicher fühlen können. Wir müssen intelligenter mit dem Verkehrsraum umgehen. Momentan sind zwei Drittel des Autoverkehrs in der Innenstadt Durchgangsverkehr. Den zu Gunsten von Fuß- und Radverkehr zu reduzieren, bedeutet auch mehr Lebensqualität.

Was wollen Sie konkret?

Die Umgestaltung der Ringe soll bis Ende 2021 abgeschlossen werden. Knackpunkte wie Barbarossa- und Ebertplatz müssen wir uns genau ansehen, dabei sollte die Stadtverwaltung neue Ideen wie Pop-up-Bike-Lanes, also temporäre Radstreifen, einfach mal ausprobieren, statt sie sofort abzulehnen. Das gilt auch für die Rheinuferstraße. Das Amt als „Fahrradbürgermeister“ sehe ich als Ergänzung zu bewährten Akteuren wie ADFC und VCD. Ich will versuchen, mehr Menschen zusammenzubringen und fürs Radfahren zu begeistern. Zum Beispiel möchte ich Unternehmen anregen, mehr auf Lastenräder zu setzen und entsprechende Konzepte in Köln zu testen.

Wie lassen sich Konflikte zwischen Auto- und Radverkehr besser vermeiden?

In Köln führen schlechte Infrastruktur und unklare Verkehrsführung oft zu Problemen oder Gefahren. Wenn Stress dazu kommt, kann die Situation eskalieren. Ich appelliere an alle, Radfahrer wie Autofahrer, im Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmern mehr Gelassenheit und Toleranz walten zu lassen.