Nach der Grillparty setzt oft Katerstimmung ein: Zumindest für die Müllmänner der AWB. Das Unternehmen versucht vorzubeugen. Warum das nur bedingt gelingt.
Unterwegs mit GrillscoutsSo viel Müll bleibt in den Kölner Parks liegen
Am Samstagnachmittag funkelt die Sonne auf dem Aachener Weiher. Junge Menschen spielen Bier-Pong auf Klapptischen, andere sonnen sich auf der Wiese, weitere Grüppchen sitzen beim Grillen zusammen und genießen die 28 Grad heiße Luft und den wolkenlosen Himmel. Es könnte so schön sein, aber ein Elefant steht im öffentlichen Raum und der nennt sich „Littering“. Übersetzt Müll oder auch wilder Müll genannt. Solcher, der anders als Hausmüll vermeidbar ist, aber dennoch vielfältig und vielfach auftritt. Besonders an warmen Sommertagen und im Speziellen am Wochenende bleiben auf öffentlichen Grünflächen tonnenweise Abfall liegen (siehe Infotext). Von Grillkohle, über Verpackungsmüll, Glasflaschen, bis hin zu Zigarettenstummeln und Kronkorken. Um dem entgegenzuwirken, sind die Müll/Grillscouts der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) im Einsatz.
Zu erkennen sind sie an orangefarbenen T-Shirts. Der Auftrag der meist studentischen Aushilfskräfte ist, in Zweier- oder Dreiergruppen über gut besuchte Parkanlage zu gehen, Menschengruppen anzusprechen, für das Thema Müll zu sensibilisieren und Mülltüten zu verteilen. Im letzten Jahr haben sie 3300 Müllbeutel auf den Grünflächen verschenkt. Von Mai bis September sind sie jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 20 Uhr in verschiedenen Parks unterwegs. Auf dem Plan stehen der Aachener Weiher, der Grüngürtel, die Poller Wiesen, der Volksgarten, die Rodenkirchener Riviera, der Vorgebirgspark und der Beethovenpark. Bei Bedarf begehen sie auch weitere Grünanlagen.
Mit über 15 Tonnen lag die Abfallmenge deutlich über dem Schnitt. Wo genau das Problem herkommt, ist unklar. „Wir sind auch eng mit anderen Städten im Austausch, wissen aber nicht genau, wer die Litterer eigentlich sind“, so Cordula Beckmann, Sprecherin der AWB. „Wir können nicht sagen, das ist ein Jugendproblem. Die jungen Leute sind nicht diejenigen, die bevorzugt den Müll liegen lassen und alle Älteren sind nicht per se weise, klug und vernünftig.“ Eine Lösung für wilden Müll hat die AWB bisher nicht gefunden. „Oft wird auch gefragt, warum wir keine Container aufstellen. Das haben wir versucht, jedoch wurden diese dann für Sperrmüll genutzt“, so Beckmann. Neben der Präventivarbeit der Müllscouts, ist ein weiterer Versuch die Installation von speziellen feuerfesten Grillkohlemülleimern sowie geräumigen Unterflurcontainern. Diese sehen aus wie reguläre Mülleimer, haben darunter aber unterirdische Behälter mit 5 Mal 3 Meter Größe.
Auch die Picknickreinigung ist ein wichtiger Bestandteil. Nach Wochenenden und Feiertagen sind 45 AWB-Mitarbeiter zur Reinigung der Grünflächen unterwegs. Beckmann hat noch einen Tipp: „Alles ist besser als den Müll mitten auf den Wiesen liegenzulassen. Ob man ihn neben volle Mülltonnen stellt oder wieder mitnimmt. Denn Mülltonnen und Wege kann man mehr oder minder maschinell reinigen, aber die Wiesen sind Handarbeit, mit Scherben, Kronkorken und Kippen.“ Darum finden auch die Müllscouts selbst ihre Präventivarbeit wichtig.
Teamleiterin Ava Vonier (26) ist schon seit drei Jahren für die Müllscouts unterwegs. „Viele hier in den Parks kennen unsere Arbeit schon und freuen sich, wenn wir ihnen Mülltüten geben.“ Ihr macht der Job Spaß. „Man ist sportlich aktiv und normalerweise sind die Reaktionen sehr freundlich. Wenn man etwas kostenlos bringt, freuen sich die Menschen auch und es ist gleichzeitig gut für den Park. Ihr Kollege Tamer Kalfouni (24) empfindet es ähnlich: „Es ist ein cooler Nebenjob.
Man erhält sogar noch Komplimente für das, was man macht, und kommt mit Leuten in Kontakt.“ Julien Fitu (19) ist erst seit ein paar Wochen dabei. Ihm macht der Job auch Freude. „Ich habe selbst ein besseres Bewusstsein für Müll entwickelt.“ Und so neigt sich der Tag dem Ende, und die Müllscouts drehen ihre Runden durch den Park. Der 35-jährige Waldo grillt mit einer Freundesgruppe auf der Wiese am Aachener Weiher und kennt die Arbeit der Scouts bereits. Er geht auf sie zu und erhält eine Mülltüte. „Wir haben wirklich an alles gedacht – aber nicht an die Mülltüten.“