Die Kölner Polizei hat die Unfallstatistik des Vorjahres vorgestellt.
Unfallbilanz für KölnWeniger Tote, mehr Drogen im Straßenverkehr

Die Unfallstatistik 2024
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Alle 13 Minuten muss die Kölner Polizei einen Verkehrsunfall aufnehmen: Mehr als 36.000 waren es 2024, zum Vorjahr ist diese Zahl minimal um 1,8 Prozent gesunken. Das teilte Polizeipräsident Johannes Hermanns bei der Vorstellung der diesjährigen Unfallstatistik mit. Ein Großteil der Unfälle hatte nur Sach- und Blechschäden zufolge (88 Prozent), bei mehr als 4500 Unfällen kamen aber auch Menschen zu Schaden. 5395 Menschen wurden in Köln bei Unfällen im vergangenen Jahr verletzt, 570 trugen schwere Verletzungen davon. Fünfzehn Menschen starben.
Weniger Verkehrstote
Die Zahl der bei Verkehrsunfällen tödlich Verletzten ist auf Kölner Stadtgebiet im Vergleich zum Vorjahr wieder gesunken. 2023 waren es 25 Todesfälle. Auf den Autobahnen rund um Köln wurden dagegen mehr tödlich Verunglückte gezählt: 15 waren es 2024 (2023: 10 Tote). Unter den 15 Toten des vergangenen Jahres sind fünf Radfahrende sowie fünf Fußgänger. Die sogenannten „ungeschützten Verkehrsteilnehmer“, deren Schutz die Polizei insbesondere im Blick hat, seien mit zehn Menschen deutlich überproportional vertreten, so Hermanns: „Aus unserer Sicht ist das ein enormer Anteil.“ Frank Wißbaum, Leiter der Direktion Verkehr, verwies auf das Motto der aktuellen Polizeikampagne „Bliev stonn!: „Sicherheit. Eine Entscheidung, kein Zufall.“ „Jeder kann dazu beitragen, das Verkehrsunfallgeschehen in seinem unmittelbaren Umfeld zu beeinflussen“, so Wißbaum. „Nicht zu schnell fahren, keinen Alkohol trinken und die Verkehrsregeln einhalten.“
Fußgänger gehen häufig über Rot
Ausgerechnet gegen die „einfachste Regel“, wie Frank Wißbaum sagt, werde am häufigsten verstoßen. Das führe auch zu Todesfällen. „Wir sind bundesweit die, die am meisten als Fußgänger gegen Rot verstoßen“, so der Beamte. Das Missachten einer roten Ampel führte auch zu einem schweren Verkehrsunfall im vergangenen Juni: Ein Motorradfahrer erfasste eine 37-jährige Fußgängerin als sie eine Ampel auf der Pilgrimstraße bei „Rot“ überquerte. Die Mutter eines Kindes starb noch an der Unfallstelle. „Eines haben alle Verkehrsunfälle gemein: Irgendjemand macht einen Fehler“, so Wißbaum. Manchmal mit tragischen Folgen.
Radfahrende werden oft übersehen
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der leicht und schwer verletzten Radfahrer leicht gesunken. Rund ein Viertel der Unfälle waren Alleinunfälle, also ohne andere beteiligte Verkehrsteilnehmer. Die Zahl der Unfälle mit Todesfolge stieg wieder auf das Niveau von 2022. Bei den Radunfällen sei immer häufiger die Ursache das Abbiegen — „schlichtweg kann man sagen, der Radfahrer, die Radfahrerin wird übersehen“, so Wißbaum. Etwa wie bei einem Unfall Anfang November auf der Luxemburger Straße: Ein Lastwagenfahrer hatte beim Rechtsabbiegen vom Gottesweg einen fünfjährigen Jungen übersehen, der mit seinem Fahrrad unter den Kipplaster geriet. Auf Seiten der Radfahrer gebe es aber ebenfalls Fehler: „Nicht jeder Radfahrer fährt auf dem Radweg, wenn es vorgeschrieben ist. Manche fahren auf dem Radweg, wenn es nicht vorgeschrieben ist. Manche überschreiten die Geschwindigkeit. Manche fahren nebeneinander, manche halten Seitenabstand nicht ein“, zählt der Leiter der Direktion Verkehr auf. Oftmals würden Verkehrsregeln als Empfehlung wahrgenommen, nicht als Verpflichtung. „Die Polizei empfiehlt zudem deutlich das Tragen eines Helms, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, erst recht, wenn man mit dem Pedelec unterwegs ist.“
Immer häufiger sind Rauschmittel die Unfallursache
Die Zahl der Unfälle mit Verletzten ist hier leicht zurückgegangen. „Bei den E-Scooter-Fahrern fällt auf, dass mehr als 80 Prozent der Fahrer ihren Unfall immer selbst verursacht haben“, sagt Polizeipräsident Hermanns. Bei Radfahrern, E-Scooter-Fahrern und Fußgängern sind Alkohol und Rauschmittel die fünfthäufigste Unfallursache. „Gerade bei E-Scooter-Fahrenden erfreut sich Alkohol großer Beliebtheit“, so Wißbaum. Nach der Teil-Legalisierung von Cannabis sind auch diese Zahlen steigend, die Zahl der Verletzten mit Beteiligung von Drogen stieg im vergangenen Jahr um 35 Prozent. Die Tendenz sei weiter steigend. Ein „Desaster“ nennt es Wißbaum: „Alles, was den klaren Kopf vernebelt, gehört nicht in den Straßenverkehr.“
Polizei macht Aktionen zur Prävention
Die Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Köln, zuständig für Köln, Leverkusen und die Autobahnen, hat 650 Mitarbeitende. Neben Verkehrskontrollen ist auch die Verkehrsunfallprävention eine wichtige Aufgabe. Auch am gestrigen Montag gab es eine Bürgeraktion auf dem Rudolfplatz: Mit modernster Technik wie Virtual Reality können Perspektivwechsel zwischen Verkehrsteilnehmern gezeigt werden. Am 27. März gibt es in Mülheim wieder die Aktion „Seniorenradeln“, bei der auf einer knapp sieben Kilometer Radtour Verkehrsregeln praxisnah erklärt werden. Einen weiteren Termin gibt es am 22. Mai in Lindenthal und Sülz. Des Weiteren gibt es am heutigen Dienstagvormittag einen Aktionstag zum Thema Toter Winkel auf dem Neumarkt.