Umkämpfter MarktWelche Lieferdienste es in Köln gibt und was sie taugen
Köln – Im November 2020 startete in Köln der erste Lieferdienst mit einem ambitionierten Versprechen: Wir bringen dir deinen Einkauf direkt vor die Haustür – in nur zehn Minuten. In den vergangenen anderthalb Jahren hat sich die Branche rasant weiterentwickelt – und mit ihr das Angebot in Köln.
Wie funktioniert ein Blitz-Lieferservice?
Das Grundprinzip ist bei allen Anbietern gleich. Über eine App können Kunden sich unkompliziert anmelden und eine Zahlungsmethode hinterlegen. Aus einem großen Angebot – etwa 2000 Artikel – lässt sich dann der Einkauf zusammenstellen: Obst, Gemüse, Backwaren, Tiefkühl-Produkte, Fleisch, Getränke oder Produkte lokaler Unternehmen. Als das Phänomen der Blitz-Lieferdienste vor gut zwei Jahren aufkam, warben die Anbieter offensiv mit einer Lieferzeit von zehn Minuten – und hielten das Versprechen. Mittlerweile klappt das nicht immer, besonders zu Stoßzeiten oder am Wochenende.
Der Mehrwert der Blitz-Lieferungen liegt auf der Hand: Kunden können sich den Weg zum Supermarkt sparen. Aufgrund des Liefertempos sind sogar Bestellungen möglich, wenn erst beim Kochen auffällt, das eine Zutat fehlt. Manche Anbieter liefern ab einem bestimmten Mindestbestellwert kostenlos. Bei anderen Anbieter beträgt die Liefergebühr je nach Größe der Bestellung zwischen 1,80 und 3,90 Euro.
Welche Anbieter gibt es in Köln?
In Köln startete mit Gorillas der erste Anbieter Ende 2020, anderthalb Jahre nachdem das Unternehmen in Berlin an den Markt gegangen war. Im Frühjahr 2021 stieg mit dem Berliner Unternehmen Flink der erste Konkurrent ein. Der türkischer Anbieter Getir stieß Ende des vergangenen Jahres dazu.
Zuletzt stieg der Düsseldorfer Anbieter „Get Faster“ ein. Größter Unterschied: Die Bestellung soll erst nach 30 Minuten beim Kunden eintreffen. Der Anbieter Bringoo, ebenfalls noch recht frisch in Köln, peilt 45 Minuten an. Auch der Getränke-Lieferant Flaschenpost ist im April in den Lebensmittel-Lieferungen in Köln eingestiegen. Um möglichst schnell möglichst viele Kunden zu gewinnen, werben die Anbieter regelmäßig mit Rabatten (siehe Interview).
Gibt es Kritik am Konzept?
Kritik gibt es vor allem immer wieder an den Arbeitsbedingungen. Nicht gezahlte Löhne, schlechtes Arbeitsmaterial, fehlende Betriebsräte. Ein Branchenkenner sagt, die gleichen Probleme gebe es auch anderswo. Dennoch: Um dauerhaft Erfolg zu haben, müsse die Branche damit aus den Medien kommen.
Über Missstände will zumindest in Köln niemand reden. „Ich bin froh, dass ich den Job habe“, sagt ein Flink-Kurier. „Als ich während des Lockdowns meinen Job in der Gastronomie verloren habe, gab es nicht viel Auswahl.“ Ein Gorillas-Bote erklärt auf Englisch: „Da ich nicht so gut Deutsch spreche, kann ich viele Jobs nicht machen. Hier arbeite ich mit vielen Kollegen zusammen, denen es ähnlich geht.“ Die Kuriere bekommen mittlerweile zwölf Euro pro Stunde.
Auch dass die Lieferdienste Ladenlokale in teilweise attraktiver Lage blockieren, sorgt mancherorts für Kritik. In Köln sind die Anbieter etwa am Eigelstein und auf der Severinstraße sehr präsent.
In der relativ engen Marsiliusstraße in Sülz betreiben mit Gorillas und Flink gleich zwei Anbieter ihr Lager. Anwohner beschweren sich dort regelmäßig über Lärm und ein durch den Lieferverkehr ausgelöstes Verkehrschaos.
Wo liefern die Anbieter?
Linksrheinisch ist das Angebot bereits breit ausgebaut. Gorillas betreibt dort fünf Lager mit 250 Mitarbeitern – in der Altstadt, Ehrenfeld, Nippes, in der Südstadt und in Sülz. Flink kündigt bereits eine Ausweitung des Gebiets nach Chorweiler, Widdersdorf, Lövenich, Weiden und rechtsrheinisch nach Merheim, Brück, Dünnwald und Dellbrück an. Getir ist bereits in Mülheim vertreten. Was Zukunftspläne angeht, halten sich die Anbieter auf Anfrage bedeckt.
Gibt es noch Platz für neue Mitbewerber?
Zumindest in Nischen stoßen noch immer neue Anbieter dazu. So etwa der Dienst „Liefertürke“, der türkische und arabische Produkte liefert. Zu den Gründern des Start-ups gehört der Kölner Rapper Eko Fresh. Für die Produkte als auch für die Lieferung sind lokale Märkte zuständig, in Köln etwa der Kalker Frischmarkt. Mit dem Berliner Anbieter „Yababa“ hat der „Liefertürke“ auch schon den ersten Konkurrenten.
Mit einem „Asia-Markt als App“ mit ähnlichem Konzept wirbt aktuell das Berliner Start-up „GoTiger“. Auch in Köln will es bald an den Start gehen.