Tourismus in Corona-ZeitenWie Kölner Gastronomen und Hoteliers unter der Krise leiden
- Das Coronavirus vertreibt die Gäste in Köln. Viele in der Branche machen sich große Sorgen.
- Wie die Lage wirklich ist und was die Hoteliers und Gastronomen berichten unsere Reporter.
Im Brauhaus Früh am Dom ist tagsüber jeder zweite Stuhl frei. Bei 1400 im Gasthaus insgesamt ist das eine ganze Menge. „Und am Abend ist es auch nicht viel besser“, sagt Gastronomie-Leiter Karl-Heinz Scholzen. „Aber die Stammgäste sind uns treu.“ Es fehlen jedoch die Messebesucher und Reisegruppen. Das hat Folgen: „Wir müssen seltener ein neues Fass anstechen.
Das Coronavirus vertreibt die Gäste. „Das geht schon seit zweieinhalb Wochen so“, sagt Scholzen. „Wir hoffen, dass es in anderthalb Monaten ausgestanden ist.“ Sein Notfallplan? Wir reduzieren Vorratseinkäufe. Am Personal werden wir als guter Arbeitgeber nicht sparen.“ Rund 300 Mitarbeiter hat die Frühgastronomie. „Wir werden alles mitmachen, was uns ermöglichst, weiter offen zu halten.“
In der Firmenzentrale von Früh sind die Sorgen längst angekommen: „Wir machen uns ernsthafte Gedanken, sagt Früh-Sprecher Dirk Heisterkamp. „Man merkt den Wegfall der Massen schon in den Straßen.“ Und die Brauerei leidet mit: „Abbestellungen von Veranstaltungen flattern in Serie herein. Wenn Konzerte nicht stattfinden, wird das Bier abbestellt.“ Gerade Betreiber von kleinen Lokalen dürfte ein Umsatzeinbruch empfindlich treffen.
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Im Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist das Thema jedenfalls überpräsent. Minütlich gehen Anfragen von Gastronomen an, die wissen wollen, was sie tun können. Nicht viel, ist die schmale Antwort. „Wer unbedingt im Keller seine Nudeln lutschen will, dem werden wir nicht helfen können“, sagt Mathias Johnen, stellvertretender Geschäftsführer des Dehoga. „Aber der zweitsicherste Ort ist das Hotel oder der gut geführte Gastronomiebetrieb.“ Darauf müsse man die Leute hinweisen. Wie stark die Wirte und Hotelbetreiber von der Krise betroffen sind, kann Johnen noch nicht beziffern. „Wenn aber Messen, Konzerte und Festivals wie die Lit.Cologne komplett ausfallen, brechen natürlich bestellte Kontingente massiv weg.“ Das exklusive 25hours-Hotel im Gereonsviertel etwa ist Festival-Hotel der Lit.Cologne. Nach der Absage sind jede Menge Kapazitäten frei. Ein Doppelzimmer ist diese Woche schon für unter 90 Euro zu haben.
Gesunkene Nachfrage bei Köln-Tourismus
Köln-Tourismus registriert ebenfalls eine gesunkene Nachfrage. Nach Karneval gebe es ohnehin eine „Tourismus-Delle“. Es seien nun Stadtführungen von Schulklassen und anderen Gruppen storniert worden. „Das wird sich in den Januar-Zahlen niederschlagen“, sagt Sprecherin Claudia Neumann. Die richtige Saison beginnt nach Ostern. Dann werde sich zeigen, inwieweit das Virus die Reiselust bremst.
Mit dem Faktor Wetter bei der Bestimmung von guten und schlechten Jahren haben die Gastronomen zu leben gelernt, doch wie weit die Angst vor dem Virus noch geht, können die Gastronomen nicht kalkulieren. „Mein Appell wäre: Die Menschen sollten sich mal wieder aufrappeln und ins Restaurant gehen. Damit die Stigmatisierung nicht überhand nimmt – auch zum Italiener und zum Chinesen“, sagt Heisterkamp.
Blick zu Gaffel am Dom
Bei Gaffel am Dom sieht es nicht viel besser aus. „Mit der Absage der Eisenmesse ging es los“, sagte Michael Busemann, der fürs Brauhaus am Bahnhof spricht. Hier sitzen in der Regel Besucher aus Fernost und essen kiloweise Haxen. „Das Messegeschäft hat einen sehr wichtigen Anteil an unserem Umsatz.“ Über Zahlen könne erst Ende März gesprochen werden. Bislang funktionierten die großen Veranstaltungen in dem Brauhaus mit seinen rund 460 Sitzplätzen noch. „Bei Björn Heuser hatten wir volles Haus, und die Fußballübertragung lassen sich FC-Fans auch nicht entgehen.“
Auch in der „Schreckenskammer“ im Ursulaviertel spürt die Geschäftsführung das Corona-Virus. „In den vergangenen Tagen haben bereits 200 Kunden abgesagt, die Tische bei uns reserviert hatten“, sagt Brauhaus-Chefin Jessica Wirtz. Pro Gast rechnet sie mit etwa 25 Euro verlorenem Umsatz. Einige Gäste betonen, dass sie krank seien und andere nicht anstecken wollen. In einem Fall habe eine 50-köpfige Gruppe aus dem Raum Heinsberg abgesagt. Von Heinsberg aus hat sich Covid-19 rasend schnell im Bundesland ausgebreitet hat.