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Rundgang in KölnTortilla-Bier und Krabbenbratling – das sind die Highlights der „Anuga“-Messe

Lesezeit 3 Minuten
Bunte Donuts sind auf einem Rost ausgestellt

Die Allgemeine Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung, kurz Anuga, gilt als weltgrößte Fachmesse der Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie.

Noch bis Mittwoch zeigt die Lebensmittelmesse Anuga die neuesten Trends. Wir haben sie zur Eröffnung besucht.

Nachhaltigkeit ist das Zauberwort: An sozial und ökologisch einwandfreien Lebensmitteln führt im Jahre 2023 kein Weg mehr vorbei. Das spiegelt sich auch aktuell auf der weltgrößten Fachmesse der Nahrungsmittelindustrie wider: Die Anuga hat seit Samstag ihre Tore auf der Messe in Deutz geöffnet und präsentiert so manche innovative Idee, wie die Ernährungswirtschaft ihren Beitrag zum Schutz der Erde leisten kann.

Noch bis Mittwoch, 11. Oktober, zeigen mehr als 7.800 Ausstellende aus 118 Ländern in zehn Fachmessen ziemlich viel von dem, was die Welt täglich zu sich nimmt. Die internationale Lebensmittel- und Getränke-Branche orientiert sich dabei am Leitthema „Sustainable Growth“, also am nachhaltigen Wachstum. An Food-Ständen mit Produkten aus Chile, Malaysia oder Norwegen lassen sich die neuesten kulinarischen Trends bestaunen, probieren und erwerben.

Eröffnung mit Minister Cem Özdemir

Cem Özdemir an einer Pfanne

Cem Özdemir (Mitte), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, beim Spätzlekochen auf einem Messestand.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) eröffnete die Anuga am Samstagvormittag bei einem Rundgang, nachdem er sich mit Käsespätzle aus seiner schwäbischen Heimat gestärkt hatte. Auch er betonte angesichts globaler Herausforderungen wie Klimakrise, Ressourcenknappheit und der wachsenden Bevölkerungszahl die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Hungerbekämpfung.

Eine Anuga-Jury wählte bereits im Vorfeld 68 Produkte und Konzepte aus, welche hinsichtlich Idee, Innovation, Nachhaltigkeit und kreativer Umsetzung überzeugten. Dazu gehörten sogenannte Upcycling-Produkte wie ein Tortilla-Bier, das aus Resten von Tortillas gebraut wird. Ebenso überzeugte ein italienisches Start-up, welches dem Wegwerfen von Lebensmitteln mit der Fermentierung derselben und daraus hervorgehenden Würzsoßen („Garum“) entgegenwirken will. Eine interessante und leckere Joghurt-Alternative aus Aprikosen-Kernen hat die Firma Kern Tec aus Österreich im Programm.

Veganes und Vegetarisches hoch im Kurs

Überhaupt steht Veganes und Vegetarisches auf der Messe hoch im Kurs. So manches lokale Unternehmen könnte sich von den weltweiten Food-Trends eine Scheibe abschneiden: Die Kölner GS Schmitz GmbH, traditionsreiches Metzgerunternehmen aus Merkenich, ist in Sachen moderner Tierhaltung und Fleischalternativen noch recht zaghaft. „Wir stehen für die traditionelle Metzgerware. Vegane Produkte machen unter einem Prozent unseres Sortiments aus. Die Haltungsformen sind beim Fleisch wichtig“, erklärt Astrid Schmitz, geschäftsführende Gesellschafterin der GS Schmitz GmbH. Allerdings ist das Fleisch, das im Unternehmen verkauft wird, zu 80 Prozent aus den Haltungsformen 2 und 3, nicht aus Haltungsform 4, wo die Tiere tatsächlich Auslauf im Freien und viel Platz im Stall haben. 20 Prozent ihrer Erzeugnisse kommen aus reiner Stallhaltung.

Die weltweiten Produktneuheiten zeigen vor allem eins: Saubere, nachverfolgbare Herstellung sowie Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen stehen im Fokus. Einen beliebten Trend stellen Suppen aus Hülsenfrüchten, Mineralien, Proteinen und natürlichen Zutaten dar. Im Bereich der alternativen Proteinprodukte stehen Fischalternativen im Vordergrund. Ob alternative Krabbenbratlinge oder Meeresfrüchte, die Produzenten setzen auf pflanzliche Proteine sowie Ballaststoffe.

Längste Schlange beim Döner

Besucher stehen an einem Döner-Stand an

Döner geht immer: Der Dönerspieß-Hersteller Dostlar aus Deutschland sorgte für eine hungrige Besucherschlange.

Egal mit welchem Kontinent oder Kulturkreis man es zu tun hat, auf die Nachhaltigkeit weisen die Produzenten meist hin. „Nachhaltigkeit beruht bei uns auf vier Säulen – Umwelt, Soziales, Wirtschaft und Inhaltsstoffe. Wir achten auf die richtigen Löhne unserer Arbeiter, produzieren nur in der EU, überwachen den CO₂-Ausstoß, verzichten auf Pflanzenschutzmittel und sparen beim Wasser“, betont Annalisa Torri vom sizilianischen Ölivenöl-Betrieb Zucchi. Noch weiter geht die Bösch Boden Spies GmbH aus Hamburg, Großhändler für Trockenobst und Nüsse. Marketingleiterin Natalia Golshan betont: „Wir arbeiten mit Kooperativen zusammen, wodurch die Einnahmen direkt an die Farmer weitergegeben werden. Die Farmer sind in dieser Kooperative praktisch die Aktionäre. Wir begleiten zudem die Gesundheit der Mitarbeiter aktiv und bezuschussen diese, kontrollieren einen ökologischen Produktionszyklus, achten auf die Wiederverwendung von Wasser und setzen uns für den Erhalt von Tierarten wie Bienen ein.“

Lebensmittelkonzerne sind heutzutage mehr als nur Produzenten, sie sind ebenso Repräsentanten von nachhaltiger Entwicklung. Dennoch steht für viele Messebesucher vor allem der Genuss im Vordergrund – die längste Schlange bildet sich am Dönerstand der Dostlar GmbH. Ob die Botschaft des nachhaltigen Konsums wirklich weltweit auch bei den Verbrauchern angekommen ist, werden die kommenden Jahre zeigen.