Es ist alles dabei, was sich der Gaebel-Fan wünscht: Beschwingte Musik mit einer Prise Humor umflort. Doch eines war dann doch sehr ungewöhnlich an dem Auftritt im Gloria.
Tom Gaebel im GloriaSänger wagt Experiment auf Kölner Bühne
Er habe mal ein paar seiner Lieblingslieder zusammengestellt und hoffe, es gebe Überschneidungen bei den Geschmäckern. Doch kaum hat Tom Gaebel die ersten Töne angestimmt, muss er zerknirscht einräumen: „Verdammt, da habe ich ja total daneben gegriffen.“ Von wegen: Der Klassiker „Come fly with me“ hat natürlich bei seinem Publikum im Gloria genau ins Schwarze getroffen - und das wusste der deutsche „King of Swing“ natürlich. Und ganz nebenbei hat er sich so einen Lacher gesichert.
Damit war die Marschroute für die kommenden anderthalb Stunden Musik vorgegeben: die nie verglühenden Klassiker des „Great American Songbook“, präsentiert mit schelmischem Humor. Also alles wie gehabt bei Tom Gaebel? Nicht ganz. Tatsächlich wagte er in Köln - das in seinen Tourneeplänen stets ein Fixpunkt ist - eine Premiere.
Und die wurde sogleich offensichtlich, denn das Bühnenbild war mehr als ungewohnt für den Sinatra-Apologeten. Hinter Gaebels Rücken fehlte etwas. Nicht weniger als die Bigband. Erstmals stand der Sänger in Köln im Trio-Format auf der Bühne. Ein schmerzlicher Verlust? Mitnichten. Eine Erkenntnis aus dem nicht wirklich waghalsigen Experiment: Egal in welcher Formation, es gibt immer den ganzen Gaebel. Mit Trio vielleicht sogar noch etwas purer.
In jedem Jazz-Club der Welt bestehen
Dass das musikalische Abspecken so gut gelungen ist, liegt nicht zuletzt an den Begleitern. Allen voran Jerry Lou am Piano. Der kommt nicht nur so rüber, als sei er im Smoking auf einem Klavierhocker geboren worden, er beherrscht auch alle Spielarten des Swing, als hätte er sie mit der Muttermilch aufgesogen. Damit nicht genug, er harmoniert zudem wunderbar mit seinem Frontmann als dessen Sidekick. Stets mild und stumm lächelnd ist er die bevorzugte Anlaufstelle für Gaebels Scherze. Etwas mehr im Hintergrund: Stefan Rey am Kontrabass und Niklas Walter am Schlagzeug. Die liefern routiniert den distinguieren Druck, den es beim Swing braucht, damit es funktioniert.
Wer Eindruck schinden will, spielt schnell. Wer zeigen will, dass er an seinem Instrument etwas ausdrücken kann, wählt die Ballade. Und so wird die Qualität der Musiker und auch Tom Gaebels vor allem bei dem Jazz-Standard „The Nearness of you“ deutlich. Mit der Nummer könnten die vier in jedem Jazz-Club in der Welt ihren Mann stehen.
Die Qualität, dieser Schmiss, dieser Charme - damit liefert das Trio um Gaebel mit dem Programm „A swinging Affair" selbst die Grundlage für den einzigen Kritikpunkt an diesem Abend im Gloria. Haben sie doch auf diese Art das Publikum so sehr für sich eingenommen, dass es nach noch mehr Songs geschmachtet hat, als in die knappe halbe Stunde Programm nach der Pause hineinpasste. Da waren auch zwei Zugaben nur dünner Ersatz.