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TalentcampusWie Kinder mit Migrationshintergrund in der VHS Selbstbewusstsein trainieren

Lesezeit 3 Minuten
Alexander Löwen beim VHS-Kurs

Alexander Löwen beim VHS-Kurs

140 Kinder und Jugendliche machten beim Talentcampus der VHS Köln mit. Am Donnerstag präsentierten sie, was sie gelernt haben.

Ob Manga zeichnen oder mit Feuer jonglieren, zu Tom Odell oder dem neuesten Hit von Jimin (BTS) tanzen: Im Talentcampus der Volkshochschule (VHS) Köln findet jeder eine Beschäftigung diesen Sommer. Dazu haben sich Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis vierzehn Jahren in den vergangenen zwei Wochen auf dem Gelände des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums in Buchheim getroffen. Sie lernen hier nicht nur ein neues Hobby kennen, sondern schließen Freundschaften und überwinden die Sprachbarriere, denn: Alle Teilnehmer haben einen Migrationshintergrund.

„Es geht darum, die Talente zu fördern und zu stärken, auszubauen und positive Lernerfahrung zu vermitteln“, erklärt VHS-Leiter Jakob Schüller. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben viele Talente, die im Alltag allerdings nicht zum Vorschein kommen und weiterentwickelt werden. Der Talentcampus gebe die Möglichkeit dazu. „Die Kinder können sich hier entfalten und ihr Ding machen. Das Schöne ist auch, dass hier Freundschaften entstehen und dass sie sich besser kennenlernen,“ sagt Mediha Saglam. Früher war sie Teilnehmerin, heute Trainerin.

„Auch zu Corona-Zeiten ist es gelaufen, weil es auch für die Kinder und Jugendlichen wichtig war“, sagt Doris Dieckmann, Programmbereichsleitung für politische und kulturelle Bildung. Es sei auch schön das Resultat zu sehen: Viele Eltern kämen zur Abschlussveranstaltung und seien fasziniert vom Lernsprung ihrer Kinder.

15 Workshops für 140 Kinder und Jugendliche

Dieses Jahr sind 140 Kinder und Jugendliche mit dabei. In 15 Workshops entdecken sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst neu. Weitere Themen: Einrad-Fahren, Rappen und Singen, Graffiti-Sprayen sowie Selbstliebe und Selbstbehauptung. Die 13-jährige Maya trägt auf der Abschlussvorstellung ein selbst geschriebenes Lied vor. „Ich möchte Sängerin werden“, verrät sie mit leuchtenden Augen. Ihre Akustik-Version lässt keinen unberührt. Kurz davor begeistert die 11-jährige Zeynep das Publikum: Sie hat Jonglieren mit Feuer lernen können. Das Publikum schaut gebannt zu.

Jetzt ist Alexander Löwen an der Reihe: Mit seiner Darbietung eines russischen Lieds über Chupa Chups. Der Junge ist cool. In aller Seelenruhe lutscht er seinen Lolli. Kristina Daka hat ihre Liedauswahl mit Bedacht getroffen. Mithilfe des Tanzkurses singt sie ihr Lieblingslied von Jimin aus der südkoreanischen Band BTS. „Wir haben jetzt alle einen ,Set Me Free'-Ohrwurm im MTV-Kurs“, erzählt Maya, die zusammen mit Kristina den Kurs besucht.

Selbstbehauptung mit einem einfachen Satz

Doch in diesem Camp haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur neue Hobbys entdeckt. In einem Selbstliebe- und Selbstbehauptungskurs lernen sie Techniken zur Selbstverteidigung im Alltag. „Sie lernen hier, wie man reagiert, wenn man belästigt wird. Die Themen, die explizit in der Schule nicht behandelt werden, obwohl sie wichtig sind“, erklärt Mediha Saglam, die den Kurs leitet. Die Jugendlichen erkunden ihre eigenen Grenzen und erfahren, wie sie sich mit klaren Worten vor Mobbing schützen können. Die Worte sind ganz einfach: „Ich bin ich.“

Im Herbst lädt die VHS zur nächsten Veranstaltung ein: In Chorweiler wird ein Angebot entstehen, das dem Selbstbehauptungskurs von Mediha Saglam folgt.