AboAbonnieren

System „DiKoMa“ im EinsatzSo erleichtert Kölns Gesundheitsamt die Kontaktverfolgung

Lesezeit 4 Minuten
Coronatest (1)

Coronaproben im Labor

Köln – Ein wichtiges Mittel, um die Corona-Pandemie wieder besser in den Griff zu bekommen, ist die konsequente Nachverfolgung der Personen, die mit den Infizierten in unmittelbarem Kontakt waren. Durchschnittlich gehen die Experten des Robert-Koch-Institutes (RKI) in Berlin von zehn Kontakten aus, die nachzuverfolgen sind, um die Infektionsketten entscheidend zu durchbrechen. Ende Oktober musste das Gesundheitsamt Köln öffentlich zugeben, dass dies von den rund 280 Mitarbeitern in der Kontaktnachverfolgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Und die Infektionszahlen in Köln sind seitdem erheblich gestiegen.

Die Digitalisierung der Nachverfolgung und den damit verbundenen Arbeitsabläufen könnte hier Abhilfe schaffen oder zumindest dazu erheblich beitragen. Lange Zeit hatte Köln die Pandemie gut im Griff. Das größte Gesundheitsamt im Bundesgebiet genießt daher auch einen guten Ruf beim RKI in Berlin. Ein weiterer Beweis dafür: Im Juni schaffte es das digitales Kontaktmanagement (DiKoMa) – entwickelt vom Gesundheitsamt und dem Amt für Informationsverarbeitung – ins wöchentlich erscheinende „Epidemiologische Bulletin“ des RKI.

Dieses bereits im Frühjahr eingeführte System wurde seitdem immer wieder weiterentwickelt und die Stadt geht davon aus, dass ohne die Einführung dieses Systems das Infektionsgeschehen negativer verlaufen wäre.

Wie das System genau funktioniert

Ziel der Software sei laut Angaben der Gesundheitsbehörde die spürbare Entlastung bei der Kontaktnachverfolgung bekannter Infektionsfälle (Indexfälle). Bei der bereits erwähnten Annahme, dass aktuell ein Infizierter rund zehn Kontaktpersonen habe, die nachverfolgt werden müssen, käme man somit bei aktuell über 100 Indexfällen pro Tag schon auf mehr als 1000 Personen, so das Amt weiter.

„Sormas“ – Digitale Seuchenüberwachung

Vor rund drei Jahren wurde mit staatlichen Geldern das Seuchenüberwachungssystem „Sormas“ entwickelt. Der Name steht für „Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System“. Es soll Infektionen aus dem Bundesgebiet erfassen, die Daten auswerten und Infektionsketten abbilden. Excel-Tabellen und Papierakten sollten dadurch ersetzt und die Überwachungsabläufe digitalisiert und beschleunigt werden.

2017 standen Seuchen wie Ebola im Fokus. In Afrika kam „Sormas“ erstmals erfolgreich zum Einsatz. Nun soll es auch in der Corona-Krise helfen. Bereits seit Juni steht es dem Gesundheitsämtern zur Verfügung – wird aber bisher nicht genutzt.

Die Stadt gibt dazu an, dass wichtige Funktionen bisher noch fehlen. Zum Beispiel sei DiKoMa optimal auf die Prozesse im Gesundheitsamt Köln ausgerichtet und darüber hinaus auch der Meldesoftware (Demis/Octoware) vorgeschaltet. Das sei insofern erforderlich, um bei der hohen Anzahl an Mitarbeitenden im Corona-Einsatz eine fehlerfreie Meldung an das Landeszentrum Gesundheit und RKI zu gewährleisten. Dennoch sei man offen für die Einführung von „Sormas“. (dhi)

Wo genau beschleunigt „DiKoMa“ die Kontaktnachverfolgung? Ein positives Testergebnis werde vom Gesundheitsamt aufgenommen und sofort an das Land weitergegeben. Ein Mitarbeiter im so genannten „Index-Team“ der Stadt nehme dann mit dem Infizierten Kontakt auf, informiert diesen und weise ihn oder sie an, sofort in häusliche Quarantäne zu gehen. Soweit das in vielen Gemeinden übliche Verfahren.

Zusätzlich bekomme der Infizierte vom Kölner Gesundheitsamt aber noch einen Link zu „DiKoMa“ zugesandt – mit der Aufforderung, seine Kontaktpersonen mit Handynummer und/oder E-Mail anzugeben. Diese werden dann per SMS oder E-Mail automatisch über das System informiert. Nur im Fall, dass eine digitale Kontaktaufnahme nicht möglich ist, werden die Mitarbeiter tätig und melden sich telefonisch oder per Post bei den Betreffenden. „Viele aufwendigen Arbeitsschritte zur Kontaktnachverfolgung fallen somit weg und entlasten die Mitarbeiter erheblich“, so das Gesundheitsamt.

Zudem sind Index- und deren Kontaktpersonen aufgefordert, ein digitales Tagebuch über mögliche Symptome zu führen, welches durch das Gesundheitsamt dann regelmäßig online überprüft wird. Auch hier fallen zeitintensive Anrufe oder E-Mail-Abfragen weg. Aufwendige Anrufe oder Fahrten für Corona-Tests vor Ort sind dann nur noch in seltenen Fällen notwendig.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Kommunen jüngst aufgefordert, dass ein anderes Nachverfolgungssystem namens „Sormas“ (siehe Kasten) bis Ende des Jahres in möglichst allen Gesundheitsbehörden eingeführt werden solle. Bisher konnte sich das vor rund drei Jahren für andere Epidemien entwickelte System aber nicht wirklich durchsetzen. Nur ein Teil der rund 400 deutschen Gesundheitsämter nutzt sie aktuell. Köln wolle sich nun an einer Entwicklungsgruppe zur Verbesserung von „Sormas“ beteiligen. Ein Verzicht auf das eigene System hänge jedoch davon ab, ob das bundesweite Programm die bewährten Funktionalitäten von DiKoMa erbringen könne, so die Stadt weiter.