Der Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein berichtet von vermehrten Beschwerden über den Zustand der Straßen, während der Fahrradclub ADFC auf die Gefahren für Radfahrer hinweist.
Straßen und RadwegeKöln ist voller Schlaglöcher – so soll sich das ändern
Wer immer schon mal wissen wollte, wo in grauer Vorzeit Straßenbahnlinien durch Köln führten, die es heute nicht mehr gibt, kann zurzeit so etwas wie angewandte Archäologie betreiben. Der Wechsel von recht kalten Tagen auf nun verhältnismäßig hohe Temperaturen macht es möglich. Der Asphalt auf Kölns Straßen weist zurzeit Lücken und Löcher in selten gesehenem Umfang aus. Da erblicken an einigen Stellen alte Stadtbahngleise, die lange im Dunkel verborgen lagen, wieder das Licht des Tages . Was den Historiker freut, ist allerdings für Fahrrad- und Autofahrer ein Graus. „Ich bekomme zurzeit so viele Rückmeldungen von Mitgliedern über den Zustand der Kölner Straßen wie nur selten in den Vorjahren“, berichtet Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein. Und er gibt den Kritikern durchaus Recht: „Wenn ich mir aktuell die Berrenrather Straße anschaue, die ist die reinste Buckelpiste.“
Doch Suthold will nicht zu hart mit der Stadtverwaltung ins Gericht gehen: „Bei der Fülle der Schlaglöcher kann man kaum hinterherkommen.“ Das liege eben an dem Wetterwechsel. „Da tauchen die Löcher schlagartig auf“, so Suthold. Ein Freispruch für die Stadtverwaltung ist das milde Urteil indes nicht. Denn klar ist auch: Schlaglöcher fallen nicht vom Himmel. Fast jedem Loch ist eine vernachlässigte Straße vorausgegangen. Der Werdegang zum kapitalen Asphaltschaden: Wasser setzt sich in schadhafte Stellen, wie etwa Risse. Der Frost lässt das Wasser in dem Riss gefrieren. Das Eis besitzt Sprengkraft. Wenn es wieder taut und die Autoreifen über die so vorgeschädigte Stelle fahren, ziehen sie den bereits gelösten Asphalt förmlich raus aus dem Straßenbelag.
Schlaglöcher in Köln: Radfahrern droht Gefahr
Schlaglöcher sind aber nicht nur für Autofahrer ein Schlag in die Magengrube. Während die in der Regel nur einen Sachschaden befürchten müssen, droht Radfahrern nicht selten die Gefahr von Verletzungen. „Wir haben eine relativ hohe Quote von Alleinunfällen gerade auch durch Schlaglöcher“, sagt Christoph Schmidt, Sprecher des ADFC Köln. Radfahrer seien eben „schlaglochsensibler“, so der Experte. Die Sturzgefahr sei groß, gerade wenn die Straßenschäden beispielsweise im Herbst durch Laub verdeckt würden. Auch Schmidt will nicht allzu hart mit der Stadtverwaltung ins Gericht gehen. Aber immer sei ihm nicht einsichtig wie es sich mit den Reparaturen verhalte: „Mal ist ein Schlagloch einen Tag nach Meldung schon beseitigt, mal habe ich das Gefühl, da geschieht gar nichts.“
Gar nichts – das weist die Stadtverwaltung selbstverständlich weit von sich. „Die Schlaglochbeseitigung wird fortlaufend betrieben, wobei die Behebung von Straßenschäden nach sachlicher Priorität ganzjährig erfolgt“, sagt eine Stadtsprecherin. Der städtische Bauhof im Amt für Verkehrsmanagement sei derzeit mit „voller Personalstärke“ unterwegs. Der Fokus liege dabei auf den Schlaglöchern, die allein von 35 Mitarbeitenden in den Blick genommen würden. Und damit nicht genug: „Zusätzlich sind auch in diesem Jahr externe Firmen im Auftrag der Stadt im Einsatz.“
Ob es zurzeit die Kölner Straßen besonders hart getroffen hat, kann die Verwaltung so nicht beantworten: „Über die Anzahl der gemeldeten Schlaglöcher wird keine Statistik geführt, daher kann zur Zahl der Schlaglöcher keine Angabe gemacht werden. Sicher ist, dass auch in diesem Jahr nach dem Winter witterungsbedingt ein hohes Aufkommen an Schlaglöchern festzustellen ist.“ Dabei wissen die Zuständigen sehr wohl: „Für eine nachhaltige Verbesserung ist in den meisten Fällen eine grundhafte Sanierung notwendig.“
Doch dafür braucht es Heißasphalt – und der ist zurzeit Mangelware. In den Asphaltwerken werde in aller Regel in den Wintermonaten eine Pause eingelegt, um Wartungsarbeiten durchzuführen, so die Stadtsprecherin. So sei man gezwungen beispielsweise auf Kaltasphalt zurückzugreifen. Der lässt aber kaum mehr als Flickarbeit zu.