Nach zwei Jahren mit sinkender Einwohnerzahl leben nun mehr Menschen in Köln als je zuvor. Doch die Zahl der neugeborenen Kölnerinnen und Kölner ist auf dem tiefsten Stand seit 2010.
Geburten gehen stark zurückKöln wächst nur durch Zuwanderung

Köln und der Kölner Dom in einer Luftaufnahme
Copyright: picture alliance/dpa
Noch nie hatte Köln so viele Einwohner wie heute. Gleichzeitig ist die Zahl der neugeborenen Kölnerinnen und Kölner im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen. Die Stadt wuchs vor allem durch Zuwanderung. Das sind zentrale Ergebnisse aus den jüngsten Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung 2022, die die Kölner Stadtverwaltung jetzt vorgelegt hat. Ein Überblick.
Einwohnerzahl
Zum Stichtag 31. Dezember 2022 waren in Köln 1.092.118 Personen gemeldet, davon 1.085.002 mit Hauptwohnsitz und 7116 mit Nebenwohnsitz. Das waren 12.817 Menschen mehr als ein Jahr zuvor – ein Plus von 1,2 Prozent. Köln liegt damit im Trend der deutschen Großstädte. Zum Beispiel stieg die Einwohnerzahl in Dortmund um 1,1 Prozent, in München um 1,7 Prozent.
Ihren bisherigen Höchststand hatte die Einwohnerzahl im Jahr 2019 mit 1.091.819 Personen erreicht. Anschließend war Kölns Bevölkerung zwei Jahre in Folge leicht geschrumpft, nachdem sie zuvor seit 2013 Jahr für Jahr angewachsen war (siehe Grafik).
Geburten
Im Januar hatte die Rundschau bereits darüber berichtet, dass die Zahl der Geburten in den Kölner Kliniken im vergangenen Jahr stark zurückgegangen ist. Nun liegt die genaue Anzahl der im Jahr 2022 in Köln gemeldeten Neugeborenen vor. Mit 9811 Babys sank sie im Vergleich zum Vorjahr um 1316 Kinder – ein beträchtliches Minus von 11,8 Prozent. Damit fiel die Kölner Geburtenzahl auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren.

Grafik zur Kölner Bevölkerung
Copyright: isotype.com
Gründe für den auffällig starken Geburtenrückgang konnte die Stadtverwaltung am Dienstag auf Anfrage nicht nennen.
Todesfälle
Die Zahl der Sterbefälle nahm vergangenes Jahr um 119 auf 10.682 zu (plus 1,1 Prozent). Nach Angaben der Stadt starben zum ersten Mal seit fast 20 Jahren in Köln mehr Menschen als geboren wurden. Diese Differenz bedeutete einen Bevölkerungsrückgang um 871 Personen. 2021 hatte es noch ein Plus von 564 gegeben.
Zuzug
Im vergangenen Jahr zogen 66.362 Menschen nach Köln – 18.157 Personen mehr als im Jahr 2021. 53.186 Menschen kehrten Köln den Rücken, das waren 3611 weniger als im Vorjahr. Per Saldo führte das zu einem Bevölkerungswachstum um 13.176 Personen. Ein Jahr zuvor waren unterm Strich noch 9592 Menschen mehr aus Köln weggezogen als neu hierherkamen. Einen ähnlich großen Zuwachs wie 2022 hatte es zuletzt im Jahr der Flüchtlingskrise 2015 gegeben.
Zuwanderung
Laut Stadt entwickelten sich die Zuzüge aus dem Ausland besonders stark. Ihre Zahl hat sich von 11.866 im Jahr 2021 auf 27.969 im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. „Noch nie zogen so viele Menschen in einem Jahr aus dem Ausland nach Köln“, erklärte das Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Allein aus der Ukraine seien kriegsbedingt rund 40 Prozent gekommen, konkret waren es 11.446 Personen.
Stark vertreten bei den Zuzügen aus dem Ausland waren ansonsten die Türkei (1368 Menschen), Syrien (1055) und Bulgarien (858). Aus Italien zogen 763 Menschen nach Köln, aus Indien 623, aus Afghanistan 578, aus Rumänien 568, aus Spanien 563 und aus dem Iran 543.
Wanderungssaldo
Nach Nationalität betrachtet, zeigt sich hier ein unterschiedliches Bild. Während unterm Strich 16.331 Nichtdeutsche nach Köln kamen, zogen 3155 Menschen mit deutschem Pass aus Köln weg. Das waren aber weniger als im Jahr 2021, als 8846 Deutsche die Domstadt verließen. Inwieweit die Wanderungsbewegungen damit zu tun haben, dass junge Familien Köln den Rücken kehren, weil sie hier keine Wohnung finden, konnte die Stadt auf Anfrage nicht sagen. Das Gros der Wanderungsgewinne kam durch junge Menschen unter 30 Jahren zustande. Hier ergab sich ein Plus von 14.238 Personen, bei Personen ab 30 Jahren gab es hingegen ein Minus von 1062.