Start-Up aus KölnErst wenn die Farbe ab ist, sind die Hände hygienisch

Etwas Umgewöhnung, dann läuft’s: Einseifen (ohne Wasser), gründlich waschen bis die Farbe ab ist.
Copyright: Nabil Hanano
Köln – Genug ist genug. Oder doch nicht? „Kaum jemand, auch unter den Erwachsenen, wäscht sich richtig die Hände“, sagt Katrin Klein. Wobei sie sich da selbst nicht ausnimmt. „Das habe ich aber erst gemerkt, als ich während des ersten Lockdowns meine zwei Nichten und meine Großnichte betreut habe.“
Weil deren Eltern damals in systemrelevanten Berufen arbeiteten und nicht zu Hause bleiben konnten, hat Katrin Klein den Job gerne übernommen und zuhause eine „Mini-Kita“ eingerichtet. Das passte ganz gut, denn die Endvierzigerin hatte sich gerade eine berufliche Auszeit aus ihrem Job in mittlerer Führungsebene genommen. „Aber das Händewaschen klappte gar nicht“, erzählt sie. Was sie besonders ärgerte: Es gab kaum wirklich sinnvolle Tipps dazu. „Ich kann doch nicht den ganzen Tag die Kinder zweimal hintereinander ,Happy Birthday“ singen lassen, damit die Zeit einigermaßen hinkommt.“ Wobei die Zeit alleine ja nicht die einzige Hürde darstellte: Sind sie jetzt wirklich sauber, die kleinen Hände, oder nicht?
Von der Idee zum Geschäftsmodell
Eines Morgens wachte Katrin Klein auf und hatte eine Idee. Was wäre, wenn man die Seife mit Farbe mischt, die erst wieder weg ist, wenn die Hände sauber sind? Klein machte aus der Mini-Kita umgehend ein Mini-Labor. Und die jungen Damen hatten großen Spaß daran, mitzuwirken. Alle möglichen Mixturen wurden ausprobiert, mit Wasser-, Lebensmittel- und sonstigen gut verträglichen Farben experimentiert. Irgendwann stellte sich heraus, dass man auf dem richtigen Weg war. Und prompt nahm ein ganz anderer Gedanke Gestalt an. Was, wenn man sich der Sache professionell annahm?

Vom Großkonzern in die Selbstständigkeit: Katrin Klein.
Copyright: Nabil Hanano
Der gut dotierte neue Job in einer Personalberatung wurde abgesagt, stattdessen beschäftigte sich Katrin Klein fortan mit Patenten, Lohnproduktion und vor allem mit der Suche nach dem richtigen Labor, das die Seite nicht nurweiterentwickeln, sondern auch produzieren könnte. Eine Chemiefabrik wurde ebenfalls angefragt, die auch durchaus Interesse zeigte.
Doch dort wollte Katrin Klein dann doch lieber nicht produzieren lassen. Letztlich kam eins von vier Laboren in der Auswahl zum Zuge, „das mir mein Bauchgefühl eingegeben hat“. Auch die endgültige Farbe hatte sich mittlerweile herauskristallisiert, und so war der Produktname schon fast vorgegeben: „Die Blaue“ sollte es werden.

Gründlich einseifen
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Was allerdings mit der Entwicklung und Produktion noch gar nicht abgedeckt war, war die Frage der Vermarktung. Da Waren zwar Netzwerke wie „linkedin“ ganz nützlich, aber letztlich blieb nichts übrig als den ganz klassischen Weg zu gehen: Anfragen über Anfragen herauszuschicken an alle, die Interesse an dem Produkt haben könnten. Klinkenputzen im digitalen wie im wörtlichen Sinn.

Erst wenn die Farbe ab ist, ist es hygienisch sauber.
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Und auch wenn es immer wieder gelegentliche Rückschläge gab, das wachsende Interesse an der „Blauen“ bestärkte Katrin Klein darin, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Und sie freut sich ungemein darüber, wenn ihre Seife nun im ein oder anderen Schaufenster einer Apotheke zu sehen ist oder auf der „Shop Apotheke“ im Netz. Viel weitergeholfen habe ihr im Übrigen auch die Kontaktaufnahme zur Kölnbusiness Wirtschaftsförderung, die wiederum neue Kanäle eröffnet hat.
Das Prozedere
Die „Blaue“ funktioniert eigentlich ganz einfach. Der Seife ist ein Farbstoff beigemischt, sie wird ohne Wasser auf den Händen verteilt. Der Farbstoff färbt die Hände blau. Sie werden dann gewaschen, bis nichts mehr von der Farbe sichtbar ist. Die üblichen „Schwachpunkte“ beim Händewaschen werden schnell deutlich. (two)
Bislang sind zwei Produkte im Angebot, einmal die ganz klassisch gehaltene „Blaue“ und die etwas verspieltere „Clever Kids Soap“. Beide ohne Gentechnik, Mikroplastik, Silikone und selbstverständlich ohne Tierversuche. Ganz billig sind die Flaschen von 300 Millilitern nicht, eine kostet momentan 14,90 Euro. Aber sollte die erste Marge von 5000 Flaschen gut weggehen, kann die Produktion erhöht und die Seife günstiger angeboten werden. Schließlich, so Klein, sollte es von Anfang an kein Luxusprodukt sein, sondern die Fläche bedienen, etwa auch Schulen und Kitas.
Und zwar weit über Corona hinaus, das lediglich den Anstoß für die Entwicklung gegeben hatte. Den ersten Abschluss mit einem Großkonzern hat sie bereits im Visier.