Krasser Einschnitt: Die Deutzer Kirmes wird um ein Drittel verkürzt. Ob sich da attraktive Großgeräte noch lohnen?
Nur noch 18 statt 26 Tage im JahrStadt Köln verkürzt Deutzer Kirmes
Vergnügen ist ihr Metier, doch jetzt sind sie maßlos enttäuscht. Sechs Wochen vor Beginn der traditionellen Osterkirmes stellte die Stadt der Gemeinschaft der Schausteller neue Auflagen. Die Kirmes darf im Herbst und Frühjahr zusammen nur noch an 18 Tagen stattfinden. Bisher waren es 26 Tage – 16 Tage rund um Ostern, zehn in der dunkleren Herbstzeit.
„Noch dazu müssen wir schon um 21 Uhr schließen. Vor Corona liefen unser Fahrgeschäfte immerhin bis 22 Uhr“, schildert Alexander Gillgen von der Gemeinschaft der Kölner Schausteller noch hörbar fassungslos. „Dabei haben wir in den vergangenen Jahren nach Bürgerbeschwerden jede Menge geändert, und alles auf eigene Kosten.“
Beschwerden wegen Lärm und Fäkalien
Während der Frühjahreskirmes auf der Deutzer Werft war es 2022 nach der langen Coronazeit am Familientag mit ermäßigten Preisen zu einem Massenansturm gekommen. Die Schausteller hatten bei der Polizei um Unterstützung gebeten und mit ihr gemeinsam dafür gesorgt, dass sie die Menschenmassen verliefen. Danach waren auch die seit Jahren bestehenden Beschwerden der Anwohnenden wieder in den Focus gerückt.
Lärmbelästigung durch kreischende Fahrgäste, Musik und Raser auf der Siegburger Straße waren ebenso Thema wie die starke Lichteinstrahlung in die anlegenden Wohnungen und Verschmutzung der umliegenden Straßen durch Fäkalien (wir berichteten). „Wir haben die Lautstärke reduziert und dafür gesorgt, dass bei allen Schaustellern die gleiche Musik läuft“, sagt Gillgen. „Unsere Sicherheitskräfte riegeln die Siegburger Straße und die Nebenstraßen ab, und wir haben zusätzliche Dixie-Klos aufgestellt.“
Jetzt fürchten die Schausteller, dass wegen der verkürzten Standzeit die Betreiber attraktiver Großgeräte wegbleiben. „Die bauen bis zu einer Woche lang auf, zahlen hohe Dieselpreise und dürfen in anderen Städten bis Mitternacht fahren“, sagt Gillgen. Wenn sie fehlten, würde das zu großen Einbußen für alle führen.
Unterschriftensammlung für Erhalt der Kirmes
Das Verbot durch die Stadt sei als Reaktion auf massive Bürgerbeschwerden und eine Eingabe bei der Bezirksregierung erfolgt. „Die Veranstalter der Kirmes mussten nach der Bürgereingabe ein Lärmgutachten erstellen lassen“, teilte ein Stadtsprecher mit. „18 Tage und 21 Uhr sind die Obergrenze dessen, was das Landesimmissionsschutzgesetz der Genehmigungsbehörde Stadt Köln als Ermessensspielraum ermöglicht."
Gerade in schweren Zeiten seien Spaß und Ablenkung wichtig, um neue Energie zu tanken. Freizeitparks verlangten Eintrittsgelder, die für viele nicht mehr tragbar seien, so Gillgen. "Auf der Kirmes kann jeder für sich entscheiden, für welche Attraktionen oder Leckereien er sich entscheidet." Deshalb hat Gillgen jetzt auf der Plattform Change.org eine Petition für den Erhalt der Kirmes in ihrer ursprünglichen Länge gestartet.