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DigitalisierungStadt Köln denkt über Einführung von KI bei Bauanträgen nach

Lesezeit 4 Minuten
Baugerüste an einem Rohbau für Wohnungen in Köln.

In Köln entstehen neue Wohnungen. Bevor der Bau von Gebäuden starten kann, läuft ein langer Genehmigungszeitraum.

Die Stadt Köln möchte Bauanträge in Zukunft nur noch digital annehmen. Dafür ist sie jedoch vom Land NRW anhängig.

Ein Antrag auf eine Baugenehmigung kann große Ausmaße annehmen. Denn die Menge an Antragsdokumenten, Bauzeichnungen, Lageplänen und Co. füllt in der Regel bereits bei kleinen und mittleren Bauvorhaben mehrere Aktenordner. Und eine Ausführung reicht nicht. In Nordrhein-Westfalen wird der Antrag in der Regel in dreifacher Ausführung eingereicht. Und wenn Unterlagen fehlen, geht der Antrag zurück. Der gesamte Prozess ist aufwendig, digitaler könnte er deutlich einfach ablaufen. Die Möglichkeit gibt es auch bei der Stadt Köln, doch sie wird bisher nur wenig genutzt. Das soll sich ändern. Die Stadt Köln hat beim Land NRW angefragt, ob sie Bauanträge ab dem nächsten Jahr nur noch digital annehmen kann.

Eine abschließende Antwort des Landes dazu stehe allerdings noch aus. „In Gesprächen mit dem zuständigen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung NRW wurde das Vorhaben der Stadt Köln, auf eine digitale Antragstellung und Bearbeitung der Baugenehmigungsanträge zu setzen, ausdrücklich begrüßt“, erklärt eine Sprecherin der Stadt. „Ziel der Stadtverwaltung ist es, Dienstleistungen immer digitaler und effizienter abzuwickeln. Grundlage für eine durchgehende digitale Bearbeitung ist dabei auch eine digitale Antragstellung.“

Rechtliche Grundlage fehlt

Eine rechtliche Grundlage, Bauanträge nur noch digital anzunehmen, gibt er derzeit allerdings noch nicht. Das bestätigte die Verwaltung auf Anfrage der Rundschau. Allerdings teilt die Stadt auch mit, dass diese „zukunftsorientierte Handlungsentscheidung bald in die vom Land NRW zu bestimmenden rechtlichen Grundlagen Eingang finden könnte“.

Digital können Bauanträge bei der Stadt Köln über das Portal des Landes NRW gestellt werden. Es gibt jedoch auch bereits Städte wie Trier, die ein eigenes Portal eingeführt haben, um den Prozess zu beschleunigen. Denn der digitale Bauantrag hat nicht nur den Vorteil, dass er schneller einzureichen und zu prüfen ist. Auch die Lagerung und Archivierung der Bauakten sind ein großer Aufwand für die Kommunen, der durch die Digitalisierung einfacher werden könnte.

Blick auf einen Bildschirm, der Unterlagen zur Einreichung eines digitalen Bauantrags zeigt.

Blick auf einen Bildschirm, der Unterlagen zur Einreichung eines digitalen Bauantrags zeigt.

Bisher nutzten in Köln aber verhältnismäßig wenige diesen Weg. Im 1. Quartal 2024 gingen 37 von insgesamt 661 Anträgen digital bei der Stadt ein. Das bedeutet eine Quote von 5,6 Prozent. Im zweiten Quartal sind insgesamt 844 Bauanträge bei der Stadt eingegangen, 757 auf dem Papierweg und nur 87 (10,3 Prozent) davon auf dem digitalem Weg.

Insgesamt spielt die Digitalisierung in der Baubranche im Verhältnis zu anderen Wirtschaftszweigen eine verhältnismäßig kleine Rolle. Doch das Potenzial ist groß. Auch die Stadt Köln setzt beispielsweise vermehrt auf die Technik des Building Information Modeling (BIM). Dabei wird ein digitaler Zwilling eines Gebäudes erstellt, in dem alle Türen, Schächte, Kabel und alles weitere in einem 3D-Modell abrufbar sind. Somit lässt sich ein Gebäude viel präziser managen. Ein defektes Kabel lässt sich schneller finden, aber auch die geeignete Stelle für eine mögliche nachträgliche räumliche Veränderung. Diese Technik kommt vor allem bei Neubauten zum Einsatz, doch mit entsprechenden Scannern können auch von bestehenden Gebäude digitale Zwillinge entstehen.

Ein weiteres Thema ist auch das Stichwort Künstliche Intelligenz (KI). In den USA kommt diese bereits bei Baugenehmigungen zum Einsatz. Mit einer gezielten Vorgabe (Prompt) lässt sich durch KI beispielsweise schnell überprüfen, ob ein Antrag vollständig und richtig ausgefüllt ist. Somit können Fehler schnell gefunden und behoben werden. Das spart eine Menge Zeit. Wie die Stadt Köln in ihrem Baugenehmigungsbericht für 2023 mitteilt, dauert es im Schnitt 199 Tage, eine Baugenehmigung zu erhalten.

Einsatz von Künstliche Intelligenz

Auch die Verwaltung hat das Thema KI in Verbindung mit Bauanträgen bereits vor Augen. Eine Sprecherin der Stadt erklärt: „Die Stadt Köln sieht großes Potenzial bei der Unterstützung des Digitalen Bauantragsverfahrens durch KI. Insbesondere bei der Vollständigkeits- und Plausibilitätsprüfung und der automatisierten Klassifizierung von digital eingegangenen Anträgen kann KI helfen, den manuellen Aufwand auf Sachbearbeitungsebene erheblich zu reduzieren und dadurch den Bearbeitungsprozess schneller und effizienter zu gestalten.“ Auch die inhaltliche Erschließung der Anträge könne durch KI unterstützt werden und Antragsinhalte könnten automatisiert und zielgerichtet in die verwaltungsinternen digitalen Prozesse überführt werden.

Wann ein möglicher Einsatz in diesem Bereich umsetzbar sind könnte, bleibt offen. Die Stadtsprecherin erklärt: „Eine Aussage, ob und wann KI bei der Bearbeitung digitaler Bauanträge eingesetzt werden könnte, bedarf zunächst einer eingehenden Prüfung und kann derzeit noch nicht erfolgen.“