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Spurensuche in KölnNS-Dok interessiert sich für Alltags-Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus'

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Dokumente aus der NS-Zeit.

Dokumente aus der NS-Zeit.

Das NS-Dokumentationszentrum plant zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Köln einen großen Sammeltag.

Wer die dunklen Monate dafür nutzt, den heimischen Keller oder Speicher aufzuräumen, entdeckt vielleicht geschichtlich wertvolle Fundstücke, die er auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennt. Ein altes Tagebuch der verstorbenen Tante, das Familien-Album, auf dessen Schwarz-Weiß-Fotos Menschen abgebildet sind, die man selbst kaum noch zuordnen kann, oder Opas Dokumente aus seiner Jugend.

„Da sind vielleicht Dinge dabei, die die Nachfahren gar nicht für historisch relevant halten, die für uns aber sehr interessant sein können“, sagt Birte Klarzyk vom NS-Dokumentationszentrum. Im Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Dies nimmt das NS-DOK zum Anlass für eine große Kampagne.

Vom 6. März, dem Jahrestag der Befreiung des linksrheinischen Stadtgebietes, bis zum 3. Juni, dem Tag der ersten Denkmalsetzung für die NS-Opfer am Hansaring 1945, sollen Plakate im Stadtraum auf die Aktion aufmerksam machen. Höhepunkt ist der geplante Sammeltag im NS-DOK am Appellhofplatz.

Sammeltag am 29. März

Am Samstag, 29. März, können Kölner und Kölnerinnen dann ihre persönlichen Fundstücke vorbeibringen. Zwischen 11 und 18 Uhr werden Mitarbeitende aus den Abteilungen Dokumentation und historische Forschung die Stücke begutachten und entweder sofort oder im Nachgang historisch bewerten und einordnen. „Wir hoffen auf einen intensiven Austausch im Nachhinein, um unter Umständen den Kontext der Objekte klären zu können“, sagt Klarzyk, die die Kampagne und die Sammelaktion betreut.

Zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Köln geht es um die Fragen: Wie war das damals genau in Köln? Welche Orte, Geschichten und Gegenstände aus der Zeit des Nationalsozialismus sind erhalten? Das NS-DOK interessiert sich vor allem für alte Fotos, Briefe, Tagebücher oder sonstige Gegenstände im Familienbesitz, die aus der NS-Zeit stammen und die helfen könnten, diese Jahre in der Domstadt genauer zu erforschen. „Wir hoffen auf neue Dokumente, neue Zeitzeugnisse, die uns noch einmal neue Einblicke in den Alltag der Menschen zur NS-Zeit in Köln geben“, sagt Klarzyk.

Insbesondere die Graubereiche seien dabei interessant. „Es war ja nicht nur ein Schwarz-Weiß. Vielleicht lassen sich darüber noch einmal Bereiche ausdifferenzieren.“ Gleichzeitig geht es aber auch darum, interessante Fundstücke am Ende gegebenenfalls der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wir möchten damit gerne unsere Sammlung erweitern“, sagt Melanie Longerich, Pressesprecherin des NS-DOK. Ob die Objekte als Leihgabe oder dem Museum gänzlich überlassen werden, müsse dann im Einzelfall geklärt werden. Interessierte sind ebenfalls zum Sammeltag und zu den weiteren Veranstaltungen eingeladen.

„Ist das Geschichte oder kann das weg“

Am Sammeltag selbst ist für 16 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Archivaren, Wissenschaftlern und Historikern geplant. Das Thema lautet dann: „Ist das Geschichte oder kann das weg? Über die Bedeutung privater Überlieferung für die Forschung und Wissenschaft.“ Am 12. April wird es um 14 Uhr eine Führung durch das Gremberger Wäldchen geben. Anlass ist der Jahrestag der Befreiung des Zwangsarbeiter- und Krankensammellagers Gremberger Wäldchen. Für den 5. Juni steht das Gespräch zum Thema „Was bleibt? Kölns erstes Denkmal für Opfer der NS-Verbrechen und die Aufarbeitung bis heute“ auf dem Programm. Beginn ist um 18 Uhr.