Sie wäre die erste Schule in Deutschland, der das Leader-in-Me-Konzept zugrunde liegt. Doch die Sieben Brücken Schule in Köln-Lövenich kann nicht wie geplant nach den Sommerferien starten.
Sieben Brücken SchuleNeue Gesamtschule kann nicht wie geplant zum Schulanfang an den Start gehen
Der Plan war ehrgeizig, aber seine Umsetzung hat nicht geklappt. Die Gesamtschule Sieben Brücken Schule in Lövenich kann nicht nach den Sommerferien an den Start gehen. Das bestätigte der designierte Schulleiter Norman Mellein auf Nachfrage der Rundschau. „Wir werden nicht pünktlich starten“, sagt Mellein. 50 Kinder, die in einer fünften und einer siebten Klasse starten wollten, können das zunächst nicht.
Der Grund: Die Nutzungsänderung des ehemaligen Bürogebäudes in ein Schulgebäude sei noch nicht bescheinigt. Dabei ist das Gebäude in der Ottostraße, in dem früher eine Versicherungsmakler-Agentur residierte, umgebaut und größtenteils für den Schulbetrieb hergerichtet. „Der Antrag auf Nutzungsänderung liegt beim Bauamt“, sagt Mellein und gibt zu bedenken, dass man möglicherweise ein wenig zu optimistisch gewesen sei, als eine Elterninitiative das Gebäude im November vergangenen Jahres angemietet hat. Bei der Bezirksregierung liegt der Antrag auf Genehmigung der Schule vor. Es fehlten aber noch Unterlagen, hieß es auf Nachfrage.
Bisher sei die Stadt sehr kooperativ gewesen, findet der designierte Schulleiter. Rückenwind gab es auch von der Bezirksvertretung Lindenthal, die der Gründung einer Ersatzschule einstimmig zustimmte. Der triftigste Grund für diese Zustimmung liegt auf der Hand: Gesamtschulplätze sind in Köln Mangelware. Rund 700 Schülerinnen und Schüler wurden zum Schuljahr 2023/24 an dieser Schulform abgelehnt. Bis durch Neubauten der Bedarf in der Stadt abgedeckt sein wird, wird es noch Jahre dauern.
„Ich hoffe, dass wir die Genehmigung für den Schulbetrieb in den nächsten Wochen erhalten“, sagt Mellein. Dann könnten die angemeldeten Schülerinnen und Schüler auch noch während des laufenden Schuljahres auf die Sieben Brücken Schule wechseln. „Alle Kinder sind auch an anderen Schulen angemeldet, sodass kein Kind ohne Schule dasteht“, erklärt der zukünftige Schulleiter. Bei einem offenen Lerntreff am Nachmittag können sie demnächst in die Sieben Brücken Schule kommen.
Der künftige Schulleiter selbst und einige pädagogische Kolleginnen und Kollegen jedoch stehen eher mit dem Rücken zur Wand. Seinen Posten als stellvertretender Schulleiter am Niehler Erich-Kästner-Gymnasium hat Mellein für die Sieben Brücken Schule aufgegeben. „Ich bin für den Ersatzschuldienst auf zwei Jahre beurlaubt“, sagt er und fügt hinzu: „Am Anfang muss man auf etwas verzichten, damit etwas Größeres entstehen kann. Ich bin mittelfristig optimistisch für unser Projekt.“
Das Konzept, auf dem die Sieben Brücken Schule aufbaut, überzeugt Mellein vollends. Es nennt sich Leader-in-Me und ist auf sieben Verhaltensweisen aufgebaut (siehe Infokasten). „Es geht dabei darum, die Potenziale von Kindern gezielt zu entdecken und zu heben. Es geht nicht um elitäre Leistungsdisziplin“, sagt Mellein. Bewusst habe man sich für die Form Gesamtschule entschieden. Hinter dem Konzept der Schule stehe keine Ideologie, unterstreicht Mellein. „Wir haben keine ideologische Ausrichtung. Das Konzept passt für alle Kulturen.“ Bei der pädagogischen Planung hat er sich an einer niederländischen Schule in Sittard orientiert, die das Leader-in-Me-Konzept anwendet. Die neue Schule soll inklusiv sein. Sechs Plätze je Jahrgang soll es für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf geben. „Das schaffe ich im konventionellen Schulsystem nicht“, sagt Mellein.
Sieben Brücken Schule: Im Endausbau 450 Plätze
Als Schule im Aufbau sollen sowohl eine fünfte als auch eine siebte Klasse an den Start gehen. In der siebten Klasse können Kinder aufgenommen werden, die nach der Erprobungsstufe ein Gymnasium verlassen müssen. Ab dem Schuljahr 2025/26 soll die Eingangsstufe zweizügig werden. Im Endausbau sollen an der Sieben Brücken Schule etwa 450 Plätze zur Verfügung stehen.
Ein Schulgeld wird nicht erhoben werden. Staatlich anerkannte Ersatzschulen erhalten eine öffentliche Förderung von 87 Prozent für den Betrieb. Die übrigen 13 Prozent kommen über Spenden an die Gemeinnützige GmbH, die der Elternverein, der die Schule trägt, gegründet hat. In der Regel spenden Eltern etwa 150 bis 200 Euro monatlich für den Ersatzschulbesuch ihres Kindes. In Köln gibt es bisher nicht viele Ersatzschulen. Eine von ihnen ist die Offene Schule Köln in Rodenkirchen, die als inklusive Schule 2012 den Betrieb aufgenommen hat.
Leader-in-Me
Das Konzept "Leader-in-Me" geht auf die erfolgreiche Publikation „Sieben Wege zur Effektivität“ von Stephen R. Covey, einem Mormonen, zurück. Es wurde von der US-amerikanischen Lehrerin Muriel Summers erfolgreich für Schulen umgesetzt.
Ziel ist es, Schüler zu „handlungsfähigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten“ zu entwickeln. „Die Schüler/-innen erlernen, sich selbst zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen und sich besser zu organisieren. Neben der inneren Stärkung und der Reflektion der eigenen Potentiale, geht es dann darum, Teamfähigkeiten zu entwickeln und die vielfältigen Potentiale seiner Mitmenschen zu erkennen und wertzuschätzen“, heißt es auf der Website "Leader in Me".
Weltweit wenden mehr als 6000 Schulen den Ansatz an. Die Sieben Brücken Schule in Köln wäre in Deutschland die Erste, die das Konzept offiziell vollständig zugrunde legt.