Serie "anders wohnen"Schlossträume im Schloss Arff

Bei all dem historischen Charme: Schloss Arff ist ein bewohntes altes Haus und kein Museum .
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Köln – Weit oben im Kölner Norden liegt es versteckt zwischen Pferdekoppeln am Waldrand - Schloss Arff, ein architektonisches Kleinod aus der Zeit des Absolutismus. Die Gebrüder Buschmann, Kanoniker und Mitglieder einer geadelten Kölner Beamtenfamilie, hatten sich dieses "Maison de Plaisance" 1750 bis 1755 nach Plänen des französischen Hofarchitekten Michel Leveilly in Roggendorf als Landsitz errichten lassen.
Wer sich dem schmucken Bau mit der rosafarbenen Fassade, den großen Sprossenfenstern, dem Schieferdach und dem Turm mit der großen Uhr von der Straße aus nähert, wähnt sich in vergangene Jahrhunderte zurückversetzt. Es geht durch einen großzügigen Innenhof, vorbei an symmetrisch angeordneten Nebengebäuden und zwei riesigen Nadelbäumen. Man wäre nicht überrascht, wenn plötzlich eine prachtvolle Kutsche vorgefahren käme und "Sonnenkönig" Ludwig XIV. höchstselbst aussteigen würde. Stattdessen knattert eine junge Frau in Gummistiefeln auf einem Traktor vorbei. Willkommen auf dem Land.
An der Eingangstür empfängt uns Baron Christoph Freiherr von Geyr. Der pensionierte Lufthansa-Pilot hat Schloss Arff vor 25 Jahren von seiner Tante geerbt und lebt heute mit seiner Frau Carola abwechselnd hier und in Neuwied, wo er aufgewachsen ist. "Wir hängen sehr an dem Schloss. Es ist ein traumhaftes Gebäude mit einem einzigartigen Charme und befindet sich seit 1803 im Familienbesitz", sagt der Baron.
Im Flur blicken zwei silbergelockte Herren auf den Besucher - es sind die Brüder Buschmann, in Öl verewigt. Daneben hängen weitere Porträtgemälde und historische Stiche, die Decke ist mit kunstvollen Malereien bedeckt. Gleich daneben liegt die kleine Hauskapelle mit Marmor-Altar. Geradeaus geht es in den "Weißen Salon" - einen stuckverzierten Saal, in dem ein kostbarer, 200 Jahre alter Leuchter aus Murano-Glas hängt. In den seitlichen Nebenräumen stehen Original-Möbel aus früheren Jahrhunderten, hinter dem Salon liegt die Terrasse mit Blick in den riesigen Garten. Ein fürstliches Ambiente, das schon mehrfach Filmteams für Dreharbeiten nach Schloss Arff lockte. Er selbst habe sogar mal als Statist mitgespielt, erzählt der Baron.
Schloss Arff ist ein bewohntes altes Haus und kein Museum . Und das soll auch so bleiben, betont Christoph Freiherr von Geyr. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude solle auch in Zukunft als Wohnhaus genutzt werden und seine Patina behalten. Wir wollen es nicht überrestaurieren.
Stuck, Kristallleuchter, Ölgemälde, Eichenmöbel - die historische Ausstattung ist allgegenwärtig im Schloss. Vor allem die Räume im Erdgeschoss bieten ein authentisches Ambiente , das Elemente des Barock und des Klassizismus vereint und als festlicher Rahmen für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Gemütlicher geht es in den Wohnräumen der Besitzer im ersten Stock zu, wo Familienerbstücke neben modernen Möbeln stehen und statt dunkler Barockgemälde moderne Kunstwerke an den Wänden hängen. Ein bisschen Abwechslung tut gut, so Baronin Carola.
Baulich sei das Schloss in gutem Zustand, betont er. "Die Substanz des Bauwerks ist grandios." Dennoch verschlingen Unterhalt und Reparaturen des 257 Jahre alten Hauses viel Geld. "Zwischenzeitlich hatten wir uns schon entschieden zu verkaufen. Aber dann haben wir das nicht übers Herz gebracht", so Freiherr von Geyr.
Eine andere Lösung musste her. Und so werden die Räume im Erdgeschoss und der Garten inzwischen für Hochzeiten, Familienfeiern, Betriebsfeste und Ähnliches vermietet. Bis zu 150 Gäste sind dann im Haus, doch das fällt bei 22 Zimmern und 600 Quadratmetern nicht weiter ins Gewicht.
"Wir sind eine Etage höher gezogen."
Über ein hölzernes Treppenhaus, in dem Teile der originalen Trompe-l´oeil-Malereien erhalten sind, gelangt man in die eigentlichen Wohnräume der Familie im ersten Stock. Hier wird historisches Mobiliar mit moderner Ausstattung kombiniert. In der Küche stehen normale Einbauschränke, im Wohnzimmer kann man es sich auf dem geblümten Sofa vor dem Fernseher oder dem Kamin gemütlich machen. Dagegen bietet das Schlafzimmer mit den Stuckdecken, den Stofftapeten und den schweren Jugendstilmöbeln ein Original-Interieur aus der Jahrhundertwende. "Die Möbel haben meine Großeltern im Jahr 1900 auf der Weltausstellung in Paris gekauft", so der Baron.
Sonnenkönig Ludwig war übrigens tatsächlich schon auf Arff - an Pfingsten fand hier erstmals ein großes Barockfest statt, bei dem Schauspieler in originalgetreuen Kostümen die Epoche wieder aufleben ließen.