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Sehr süß – und ziemlich anstrengendZu Besuch in einer Kölner Welpenschule

Lesezeit 5 Minuten
Hundeskuddelmuddel

Beim ausgelassenen Toben sollten die Menschen immer ein Auge auf die Hunde haben - und einschreiten, wenn es zu turbulent für einen der Beteiligten wird.

  1. Mensch und Hund können ein tolles Team sein, keine Frage.
  2. Aber nicht von Haus aus klappt es auf Anhieb mit jungen Hunden eine gute Bindung aufzubauen.
  3. In der Welpenschule bereiten sich Zwei- und Vierbeiner auf eine gelungene Beziehung vor.
  4. Unsere Autorin Diana Hass war vor Ort dabei.

Köln – Penny verschläft die Hundeschule fast komplett. Das macht nichts. Erstens ist die Toy-Australian-Shepherd-Hündin mit ihren neun Wochen die jüngste in der Welpenstunde. Zweitens kommt es vor allem darauf an, dass die frischgebackenen Besitzer Nadine und Moritz Grundlegendes lernen. Zuständig dafür ist an diesem Samstagmittag Jeanette Przygoda von der Hundeschule Leinensache.

Sechs junge Hunde und ihre Menschen haben sich in der Nähe von Fort VI im Stadtwald eingefunden. Während Penny erst eine Woche von ihrer Mutter weg ist, leben der Irish Setter Ruby, die beiden Irish Terrier Lynn und Toni, der Bracco Italiano Lilo und Nelly, die Mischung aus Königspudel und Duck-Tolling-Retriever, schon länger mit ihren „Frauchen“ und „Herrchen“. Ein Zusammenleben, das nicht nur Sonnenschein bedeutet.

Hundewelpe

„Ich kann Nelly nicht alleine lassen“, klagt Sabine. Lilo denkt, die Leine sei ein Spielzeug. Toni knabbert seit neuestem Stuhlbeine an. So süß Welpen sind, sie können ihre Menschen auch ganz nah an den Wahnsinn treiben. Damit das schnell vorüber geht – und vor allem, damit das Gespann Mensch-Hund künftig gut zurecht kommt –, bietet Jeanette Przygoda allwöchentlich Welpengruppen an.

Mensch als verlässliche Leitfigur für den Hund

Im Schatten einer Baumgruppe sitzen Menschen und Tiere im Gras. Ankommen, runterkommen, heißt die Devise. Auch wenn die anderen Fellnasen interessant sind, sollen die Tiere sich erst einmal neben ihren Menschen entspannen. „Hunde lassen sich extrem von euren Emotionen anstecken“, erklärt die Hundetrainerin, während sie Luftballons aufpumpt. Diese wird sie später platzen lassen – und die Menschen sollen schauen, wie ihr Tierkind auf einen Schrecken reagiert. So viel vorweg: Sie alle bleiben bemerkenswert gelassen. Das ist schon ungewöhnlich. Denn: „Je jünger ein Hund ist, desto eher reagiert er unsicher“, erfahren die Teilnehmer.

Doch was tun, wenn sich das Tier erschreckt? „Nicht trösten, sonst verstärkt sich die Angst“, sagt eine Teilnehmerin – und hat recht. Doch die Situation zu ignorieren, macht auch keinen Sinn. „Die Angst eines Hundes wird größer, wenn ihr die Situation ignoriert“, sagt die Expertin, deren Hundeschule Leinensache das Ziel „entspannte Hunde und glückliche Menschen“ verfolgt. Richtig verhält sich ein Mensch, wenn er sich souverän der Situation zuwendet und bleibt, bis sich der Hund entspannt hat. Um zu sehen, wie sich der Hund fühlt, muss die „Hundesprache’“ erkannt und richtig gedeutet werden. Wer die wichtigsten Verhaltensweisen kennt und seinen Hund beobachtet, wird bald deutlich erkennen, ob der ängstlich ist, sich freut oder droht.

Auch wenn Hunde mit ihren Artgenossen toben, müssen die Besitzer weiter aufmerksam sein. Das erläutert Jeanette Przygoda vor einer Spiel- und Toberunde. Jeweils drei etwa gleichgroße und -alte Welpen dürfen dabei miteinander spielen. Schnell geht es dabei recht ruppig zu.

Beim Spielen immer ein Auge auf den Hund haben

Solange kein Welpe sich dabei ängstlich und unwohl fühlt, ist das in Ordnung. Gerät einer zu sehr ins Hintertreffen und wird von den anderen dominiert, sollten die Menschen durchaus eingreifen. Und noch etwas weiß die Hundetrainerin: „Welpenschutz funktioniert immer nur im eigenen Rudel.“ Auf der Hundewiese oder beim Spazierengehen gibt es diesen Schutz nicht – obwohl das viele Menschen glauben.

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Je mehr sich Halter und Hund verstehen und vertrauen, desto verlässlicher ist ihre Bindung und Beziehung. Und das ist das A und O eines geglückten Miteinanders. „Erziehung und Beziehung haben unglaublich viel miteinander zu tun“, sagt Jeanette Przygoda. Und trotzdem: Ohne Konsequenz und Üben wird es mit der Hundeerziehung selbstverständlich nichts. „Das Verhalten des Hundes auf spielerische Art formen“, heißt dabei die Devise.

Eine grundlegende Regel: Der Mensch und nicht das Tier entscheidet immer, was, wann, wie, wie lange gespielt wird. Und: Er setzt klare Grenzen. „Überlastet eure Welpen nicht, haltet die Übungseinheiten klein“, rät Jeanette Przygoda. Nur ein paar Minuten reicht die optimale Aufmerksamkeitsspanne eines Hundebabys.

Top-Hundenamen

37886 Hunde waren Ende Juni 2020 in Köln angemeldet. Das ist nach Auskunft der Stadt keine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Der vermeintliche Trend, dass mehr Tierfreunde sich im Zuge der Corona-Krise einen lang gehegten Hundewunsch erfüllen, wird durch die Kölner Zahlen nicht bestätigt.

Bello und Waldi sind out bei den beliebtesten Hundenamen in NRW. Die Haustierversicherung Agila hat für 2019 folgendes Ranking ermittelt:

1. Sam

2. Luna

3. Emma

4. Balu

5. Bella

Erfahrung der Trainerin: „Nach müde kommt Blödheit.“ Wie bei kleinen Kindern hilft dann nur noch ein entscheidender Schnitt, der zum „Runterkommen“ zwingt. Für viele Hunde ist ihre Box beispielsweise ein Ort, an dem sich sich zurückziehen können.

Klar ist: Vor den frischgebackenen „Hunde-Menschen“ liegt noch eine gute Wegstrecke Arbeit und Beschäftigung mit ihrem Vierbeiner, bis sie einen gut erzogenen Hund haben. Das ist nach der Erfahrung der Trainerin, die in Einzelstunden auch erwachsene so genannte „Problemhunde“ und ihre Halter betreut, nicht jedem klar. „Hunde werden oft unterschätzt“, ist ihre Erfahrung.

Grundsätzlich gilt: Der Erziehungsprozess sollte sich am Entwicklungsprozess orientieren. Etwa mit der 17. Lebenswoche ist die Welpenzeit offiziell vorbei. Doch auch der Junghund muss noch vieles lernen. Und: Es folgt häufig noch mal eine Art „Rüpelphase“– gar nicht so unähnlich jener Zeit, die Eltern mit pubertierendem Nachwuchs kennen.