Holz für den Schulbau - darauf setzt Köln, das dringend neue Schulplätze braucht, nun verstärkt. Die Gründe sind einleuchtend.
Schulmisere in KölnWarum Köln in Sachen Schulbau auf dem „Holzweg“ ist
Es muss etwas von „fliegenden Klassenzimmern“ gehabt haben, als Mitte Januar die Schwertransporter über den Schulhof der inklusiven Rosenmaarschule in Höhenhaus rollten. Geladen hatten sie riesige Quader aus Holz, Fertigteile zukünftiger Räume für die Schülerinnen und Schüler. An Kränen schwebten die Raumteile durch die Luft. Die Zügigkeit der Grundschule wird durch einen Erweiterungsbau ergänzt. Und zwar in Rekordzeit.
„Wir haben hier rund zwei Jahre Planungs- und Bauzeit“, stellt Baudezernent Markus Greitemann nicht ohne Stolz fest. Dabei entfällt auf die reine Bauzeit einer Schule in Holzmodulbauweise nur gut ein Jahr. In einer Stadt, in der der Mangel an Schulplätzen manche Eltern von Schulkindern um den Schlaf bringt, zählt jeder neue Platz. „Schulbau ist wichtig und essentiell“, wird Greitemann nicht müde zu betonen.
Dass man nun mit der Holzmodulbauweise einen Weg gefunden hat, schnell und dennoch ansprechend zu bauen, freut ihn. Die ersten drei Holzerweiterungsbauten an Schulen sind bereits fertiggestellt. Aktuell werden an elf Standorten in Köln für zwölf Schulen Erweiterungsbauten aus Holz-Fertigteilen für Schulen geplant oder gebaut. Ein Riesenschub.
Ratsbeschluss von 2019
Umgesetzt wird damit ein Ratsbeschluss aus dem Jahr 2019. Damals wurde die Verwaltung beauftragt, beim Bau von Kindergärten und Schulen verstärkt Holzbaustoffe einzusetzen. Die Vorteile von Holz sind beachtlich.
Als nachwachsender Rohstoff ist Holz für die Klimabilanz günstig. Holz kann darüber hinaus Kohlenstoffdioxid speichern und binden. „Das Raumklima ist besonders angenehm“, stellt zudem Martin Kratzheller, Sachgebietsleiter Modulbau bei der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, fest. Sicherheitsbedenken gibt es keine. „Es werden inzwischen sogar Hochhäuser im Holzbau errichtet“, sagt Kratzheller auf eine Frage nach möglichen Brandgefahren. Von den Kosten tun sich Beton-Modulbauweise, klassische Bauweise und Holzmodulbau wenig.
Weiterer Vorteil: Holzmodulbauten können bei Bedarf an einer Stelle abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Und zur Not sind sie umweltfreundlich recyclebar.
Schnelligkeit des Baus als schlagendes Argument
Doch bei allen positiven Aspekten für die Umwelt, in Köln besticht vor allem die Schnelligkeit, in der Holzmodulbauten errichtet werden können. Viele Arbeiten finden nicht auf der Baustelle selbst statt, sondern in den Fertigungshallen des entsprechenden Unternehmens. Im Fall der Rosenmaarschule hat das Schweizer Unternehmen Blumer-Lehmann als Totalunternehmer in einen Standort-Werk in der Eifel aus heimischen respektiven österreichischen Hölzern vorbereitet, was vorzubereiten war. Fichte, Buche und Lärche für die Fassade wurden verarbeitet.
Die 70 Module, die entstanden sind, wurden bereits mit Fenstern, Jalousien, Lüftungsschläuchen, Akustikdecken und sogar Deckenleuchten angeliefert. Vor Ort müssen sie nur nur noch aneinander montiert werden. Dann folgen Estrich, Fußbodenheizung und Innenausbau.
Zwei Wochen waren eingeplant, um den Rohbau rund um die Treppenhäuser aus Beton und den Fahrstuhlschacht aus Beton zu errichten. Dass es drei Wochen dauerte, lag am Wintereinbruch, durch den keine Schwerlaster fahren durften.
Kinderküche und Physioraum sowie vier neue Klassen
„Wir freuen uns sehr auf das neue Gebäude“, schreibt die Rosenmaarschule auf ihrer Homepage. Dass man deshalb eine Weile auf den „geliebten Sportplatz und den Schulgarten “ verzichten musste, nimmt man in Kauf. Immerhin entstehen in dem neuen zweigeschossigen Erweiterungsbau tolle Räume: Jeweils zwei Klassenzimmer bilden eine ansprechende Lerneinheit mit Gemeinschaftsraum und Raum für die Lehrkräfte. Cluster nennt sich das. Im ersten Stock entsteht unter anderem eine Bibliothek, ein Physiotherapieraum und eine Kinderküche. Einzug kann im kommenden Frühjahr sein.