„Wir sind keine Männerfeinde“Kaum bekannt, aber engagiert: Die Kölner Zonta-Clubs
Köln-Sürth – Alle zwei Jahre unterstützt der Zonta-Club mit dem „Cologne-Art-Award“ Künstlerinnen, die in der Rhein-Ruhr-Region arbeiten. Dieses Jahr ging die Verleihung des mit 3000 Euro datierten Kunstpreises im Kunstraum der Fuhrwerkswaage über die Bühne – Preisträgerin ist Melike Kara. Die 35-jährige Künstlerin hat an der Kunstakademie in Düsseldorf in der Meisterklasse von Rosemarie Trockel studiert.
Bei den Zonta-Frauen geht es allerdings nicht nur um Kunst: „Wir sind ein Frauenclub, der sich für Gleichberechtigung und eine verbesserte Stellung von Frauen einsetzt. Zonta ist kein Verein von Männerfeinden, wir möchten Frauennetzwerke ausbauen und stärken“, sagt Birgit Hansen, Präsidentin des Zonta Clubs Köln, und fügt an: „100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts haben die Männer uns auf diesem Gebiet noch einiges voraus.“
„Der Name Zonta stammt aus dem Indianischen und bedeutet: ehrenhaft handeln, integer sein. Genau das sind wir: Gestandene Frauen in den besten Jahren mit Witz und Lebenserfahrung. Wir üben verschiedene Berufe aus und wollen junge Frauen beruflich fördern“, sagt Juliane Kuhn, seit zwei Jahren Mitglied im Zonta Club Köln 2008. Da laut Satzung ein Zonta Club aus nicht mehr als 50 Mitgliedern bestehen darf haben sich in Köln inzwischen zwei Clubs gebildet. Und obwohl beide in zahlreichen Projekten zusammenarbeiten, legen sie großen Wert auf ihre Unabhängigkeit.
Sammeln für Malteser-Aktion
Für eine Millionenstadt wie Köln scheinen zwei Zonta-Clubs mit gerade einmal 75 Mitgliedern nicht gerade viel. Am Mitgliedsbeitrag von 175 Euro pro Jahr kann es nicht liegen. Eher dürften die Aufnahmekriterien eine Rolle spielen, denn neben einem Bewerbungsgespräch ist auch die berufliche Qualifikation eine wichtige Voraussetzung für eine Mitgliedschaft: Die Bewerberin sollte in einer Führungsposition tätig oder selbstständig sein. Die meisten Zonta-Frauen sind Ärztinnen, Architektinnen, Steuerberaterinnen oder Geschäftsführerinnen. Friseurmeisterinnen oder Yoga-Lehrerinnen findet man dagegen kaum. „Wir freuen uns über Neuzugänge, wünschen uns aktive Mitglieder, die sich in den Projekten engagieren. Auch junge Frauen sind willkommen und mit jung meine ich 30- bis 40-Jährige“, sagt Kuhn.
Die Zonta-Projekte sind sehr vielfältig. Neben der Teilnahme an der internationalen Aktion „Orange your City“, bei der jährlich am 25. November weltweit gegen die Gewalt an Frauen protestiert wird, indem prominente Gebäude orangefarben angestrahlt werden, unterstützen die Kölner Zontas unter anderem den Verein „Lobby für Mädchen“ oder helfen schwangeren jungen Frauen, die straffällig geworden sind und in der JVA Ossendorf einsitzen. Auch für die Förderung von talentierten Mädchen an der Rheinischen Musikschule setzten sich die Zonta-Frauen ein. Um die Club- Kassen zu füllen sammeln die Zontias Spenden, verkaufen hochwertige Kleidung für symbolische 15 Euro auf dem Lindenthaler Straßenfest, veranstalten Lesungen und organisieren einen großen Neujahrsempfang gemeinsam mit allen zehn Kölner Frauen-Service-Clubs. „Seit Jahren sammeln wir Geld für Satt und schlau, eine Aktion der Malteser, bei der Grundschulkinder in sozialen Hotspots ein warmes Essen bekommen und Hausaufgabenbetreuung“, sagt Hansen.
Kaum in der Öffentlichkeit bekannt
Obwohl die Kölner Zonta-Clubs viele örtliche soziale Projekte unterstützen, wird vielen Kölnerinnen und Kölner Zonta noch immer kein Begriff sein. „Hinsichtlich unser Präsenz in der Öffentlichkeit müssen wir nachbessern. Die meisten Frauen wollen inkognito bleiben, möchten nicht auf der Clubwebseite erscheinen“, sagt Kuhn, die hauptberuflich als Pressesprecherin der Kunsthochschule für Medien arbeitet und für die Pressearbeit des Zonta Clubs Köln 2008 zuständig ist.
Die mangelnde Bekanntheit sicher ein Manko im Vergleich zu den Rotary- und Lions-Clubs, in denen Männer aktiv sind und gemäß der Devise „Tue Gutes und sprich darüber“ handeln. Immerhin: Bei der Preis-Verleihung in Sürth haben einige Zonta-Frauen Flagge gezeigt. Vielleicht ein Ansporn für Kölnerinnen, einen dritten Zonta-Club zu gründen, denn Gleichberechtigung ist auch 2020 noch nicht das, was sie sein sollte: selbstverständlich.
Kölner Frauen-Service-Clubs – Eine Auswahl
Zehn Frauen-Service-Clubs mit insgesamt 400 Mitgliedern gibt es in Köln – darunter Soroptimist, Internationale Inner Wheel, Ladies’ Circle, Lions Club und Zonta. Da die Mitgliederzahl auf rund 50 Personen beschränkt ist, werden stets neue Clubs gegründet. Der älteste Frauenclub in Köln ist der Soroptimist Club Köln von 1957. Gemein ist den Clubs eine internationale Ausrichtung, ein streng hierarchischer Aufbau und die Verpflichtung, jährlich Beiträge an die Mutterhäuser zu leisten. Die jeweiligen Dachorganisationen wurden zwischen 1917 und 1930 in den USA oder England gegründet. Einige sind als Nichtregierungsorganisation (NGO) bei der UNO vertreten. (swo)