Ein Baum kostet 3500 EuroKölner Grünflächenamt meldet immer wieder Zerstörungen
Widdersdorf/Zollstock – „Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne glücklich zu sein“, meinte der russische Dichter Fjodor Dostojewskij. Oft als Symbol des Lebens verehrt, erfüllen Bäume viele wichtige Aufgaben für uns Menschen: Sie produzieren Sauerstoff und speichern Kohlenstoffe. Sie sind gut fürs Klima, bieten Nistplätze für Vögel und Nahrung für verschiedene Tiere, sie spenden Schatten und können uns zur Ruhe bringen.Das sehen offenbar nicht alle Menschen so, immer wieder werden Bäume von meist unbekannten Tätern so geschädigt, dass sie absterben, selbst in Zeiten des Klimawandels und der immer heißer werdenden Sommer, auch in Köln.
Allein in den letzten Monaten meldete das städtische Grünflächenamt mehrere Fälle von Baumfrevel. Im September wurde an zwei 20 bis 25 Jahre alten Esskastanien im Grünzug nahe des Südfriedhofes in Zollstock derart großflächig die Borke abgerissen, dass die Bäume möglicherweise gefällt werden müssen.
Die Stadt stellt bei Beschädigungen Anzeige gegen Unbekannt
Eine intakte Borke ist sehr wichtig für die Pflanzen, denn sie schützt die darunterliegenden Schichten des Baumstammes vor physikalischen Einflüssen wie Hitze, Frost, Regen und vor mechanischen Einwirkungen. Zudem dient sie als Abwehr von Schädlingen aller Art. Im Juli wurden zwei Straßenbäume in Widdersdorf abgesägt. Im Juni lädierten Unbekannte, ebenfalls in Widdersdorf, einen Baum mit einer Axt, im Mai wurden gleich mehrere Birken über das Stadtgebiet verteilt geschädigt.
Die Stadt stellt in solchen Fällen Anzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt. Wird der Täter gefasst, muss er Schadensersatz leisten und eine Ordnungsstrafe zahlen. Aber einen Baumfrevler zu erwischen ist sehr schwierig. Die Stadt sorgt, wo es möglich ist, für entsprechende Nachpflanzungen. Pro Baum sind Kosten in Höhe von 3500 bis 4000 Euro zu kalkulieren, so ein Stadt-Sprecher.
Rund fünf bis zehn Fälle pro Jahr wurden in den letzten Jahren festgestellt, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Vorwiegend seien Jungbäume bis zu einem Stammdurchmesser von rund 50 Zentimeter Opfer der Baumfrevler. Als Grund vermutet die Stadt, dass die Beschädigungen an den „kleineren Bäumen“ mit den handelsüblichen Werkzeugen wie Handsägen und Äxten durchgeführt werden können.
Da man bisher die Täter in der Regel nicht fasst, kann man über deren Gründe nur spekulieren. „Die Taten stehen nicht unmittelbar in Zusammenhang, aber es lassen sich wiederkehrende Motive erkennen, wie freie Sichtachsen – vornehmlich in Porz und Rodenkirchen zum Rhein hin – Brandholz für Lagerfeuer und Maibaumbeschaffung. Letzterem wird dahingehend vorgebeugt, indem weniger Birken angepflanzt werden. Hinzu kommt als Motivation vermutlich teilweise schlichte Zerstörungswut“, heißt es von Seiten der Stadt.
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Aufsehen erregte eine Serie von Baumfrevel vor rund zehn Jahren am Porzer Leinpfad. Dort wurden innerhalb eines Jahres zehn Linden und neun Pappeln zerstört. Vier der Pappeln wurden regelrecht vergiftet durch eine chemische Substanz, die ins Erdreich und an die Baumstämme gebracht wurde. Die Bäume waren erst wenige Monate zuvor gepflanzt worden.