Am Aktionstag für Schulstraßen des Bündnisses Kidical Mass ging es darum, Alternativen aufzuzeigen.
„Es geht auch anders“Kölner Schulen sperren Straßen, um gegen Elterntaxis vorzugehen
Konzentriert fährt Hannes auf seinem Roller Slalom um die Verkehrshütchen. Dann muss sich der Erstklässler ducken, um unter einem Hindernis durchzurollen und gleich danach eine kleine Wippe nehmen. Es braucht schon einige Geschicklichkeit, um durch den Parcours zu kommen, der vor der Rosenzweigschule in Zollstock aufgebaut ist. An diesem Vormittag ist die Straße, der Rosenzweigweg, für Autos gesperrt. Die Einrichtung nimmt – wie fünfzehn weitere Kölner Grundschulen – am Aktionstag für Schulstraßen des Bündnisses Kidical Mass teil.
Der Rosenzweigweg ist eine Sackgasse. Sie geht neben dem Rosenzweigpark von der Vorgebirgstraße ab und endet vor dem Lehrerparkplatz. Wie vor vielen Kölner Schulen kommt es hier vor allem morgens und nachmittags zu brenzligen Situationen, wenn Eltern ihre Kinder zur Schule bringen und abholen. „Wir wollen nicht gegen Elterntaxis wettern, aber mit dem Schulstraßentag soll ein Bewusstsein bei Eltern und Kindern geschaffen werden, dass es auch anders geht“, erläutert Lisa Schumacher.
Köln-Zollstock: Aktionstag von Kidical Mass
Ihr ältestes Kind besucht die vierte, ihre Zwillinge die zweite Klasse. „Ich ärgere mich seit vier Jahren über den Verkehr vor der Schule. Die Autos fahren in die Straße, müssen rangieren, um zu wenden oder fahren wieder rückwärts raus. Gleichzeitig sind viele Kinder zu Fuß, auf Rädern oder Rollern unterwegs, das ist total gefährlich“, schildert die dreifache Mutter. Sie schlug Schulleiter Georg Urban vor, am Aktionstag Schulstraße mitzumachen, dieser war sofort dafür zu haben. „Gerade nachmittags kommen die Kinder aus verschiedenen Richtungen. Manche holen ihr Rad vom Lehrerparkplatz, andere kommen vom Schulhof. Schüler der Förderschule, die auf demselben Gelände angesiedelt ist wie wir, kommen aus dem Park – das ist sehr unübersichtlich und gefährlich, wenn dann hier mehrere Autos rangieren“, erklärt er.
200 Kinder besuchen die Grundschule, die meisten davon wohnten im Umkreis von einem halben bis einem Kilometer, so Urban. „Da macht es viel mehr Sinn, dass sie zu Fuß oder mit dem Rad kommen, als dass sie mit dem Auto gebracht werden. Das ist nicht nur für die Sicherheit gut, auch für ihre Fitness. Außerdem lernen die Kinder dadurch ihre Umgebung kennen“, sagt er. Dass die Kinder nach Möglichkeit selbstständig zur Schule kommen, findet auch Schumacher wichtig. „Außerdem ist jede Fahrt weniger gut fürs Klima“, meint sie. „Immer ein bisschen Angst“ Organisiert haben Eltern der Grundschüler die Aktion, rund 15 Väter und Mütter sind den ganzen Vormittag im Einsatz, um junge Schüler zu betreuen.
Ehrenfeld und Ossendorf haben bereits zeitweise autofreie Schulstraßen als Pilotprojekt
Die finden es klasse, ihre Straße an dem Tag für sich zu haben. „Ich finde die Absperrung gut. Die Autos stören, die machen Lärm und die Abgase stinken. Das ist immer anstrengend, dadurch zu gehen“, meint Hannes, 7 Jahre. Auch Noah, 6 Jahre, findet die Aktion gut. „Ich mag die vielen Autos nicht. Da habe ich immer ein bisschen Angst“, sagt er. Alle Eltern wurden vorab über den Aktionstag informiert. „Das Feedback ist größtenteils positiv“, berichtet Schumacher. Generell plädieren die Verantwortlichen dafür, dass diejenigen, die ihr Kind mit dem Auto bringen müssen, es nicht vor der Schule, sondern in der Nähe aussteigen lassen.
„Das geht zum Beispiel wunderbar am Zollstocksweg. Dann müssen sie nur noch eine Minute durch den Park gehen bis zur Schule“, so Urban. Im Februar und März richtete die Stadt Köln in Zusammenarbeit mit Kidical Mass zwei dauerhafte Schulstraßen als Pilotprojekt vor Grundschulen ein, eine in Ehrenfeld, die andere in Ossendorf. Diese Straßen sind morgens und nachmittags für 30 bis 45 Minuten für den motorisierten Verkehr gesperrt. Das wünschen sich Schumacher und andere Eltern auch für den Rosenzweigweg.
Forderung nach Schulstraßen vor Kölner Grundschulen
„Es wäre gut, wenn zumindest der hintere Teil ab der Schranke dauerhaft ein Schulstraße würde, noch besser aber ab der Vorgebirgstraße. Die Stadt sollte dieses Projekt an wesentlich mehr Schulen umsetzen“, meint sie. Eine zeitnahe Einführung von Schulstraßen vor möglichst vielen Kölner Grundschulen ist auch eine zentrale Forderung von Kidical Mass, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
Aktionsbündnis
Kidical Mass ist ein Aktionsbündnis aus mehr als 400 lokalen Organisationen und Initiativen an verschiedenen Standorten. Unter dem Motto „Straßen sind für alle da“ fordert das Bündnis kinder- und fahrradfreundliche Rahmenbedingungen in den Metropolen, aber auch im ländlichen Raum. Die Schulstraße ist ein Projekt des Bündnisses, das auch Fahrraddemos organisiert.
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