Viele Kinder wünschen sich ein Haustier, können aber bei sich zu Hause keines halten. Dafür gibt es im Zollstocker Tierheim eine andere Lösung.
Tierheim ZollstockKölner Kinder lernen den Umgang mit Tieren
Sachte öffnet Tilda die Tür zur Katzenbox und streckt behutsam ihre Hand hinein. Sofort kommt Elif und reckt Tilda ihren Kopf entgegen. Elif lebt seit Ende März im Tierheim Zollstock und ist, wie alle neuen Fund- und sichergestellten Tiere, für etwa zwei Wochen in der Quarantänestation untergebracht. Die Katze freut sich sichtlich über den Besuch und lässt sich schnurrend von Tilda streicheln. Diese genießt den Kontakt genauso wie Elif.
Die 14-Jährige kommt regelmäßig ins Tierheim, seit 2019 macht sie bei der Jugendtierschutzgruppe mit. Die gibt es seit 2008, ruhte aber ab 2017, weil die damalige Gruppenleiterin schwanger wurde. „2019 haben wir neu gestartet, weil wir finden, dass es eine wichtige Sache ist. Während Corona mussten wir wieder eine Pause machen“, berichtet Nadine Schönrock. Die Tierpflegerin leitet die Gruppe seit dem Neustart.
Die trifft sich jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr. Derzeit machen neben Tilda noch Maya, 12, und Lale, 10, mit. Sie backen Leckerli für Hunde, streichen Zäune, begleiten die Hundepfleger bei einer Gassirunde und kümmern sich um die Katzen in der Quarantänestation. Dort säubern sie die Katzenklos, füttern die Tiere und streicheln sie.
„Immer abwechselnd macht eine das Klo sauber, die zweite bereitet das Futter vor und die dritte schmust mit der Katze. Das ist immer besonders toll“, strahlt Tilda. „Uns machen alle Aufgaben Spaß, aber mit den Katzen zu spielen, ist besonders schön“, erzählen auch Maya und Lale.
Jugendtierschutzgruppe in Zollstock: Respektvoller Umgang mit Tieren lernen
Schönrock ist im Tierheim für die Katzenstation zuständig und weiß daher, welche Tiere gestreichelt werden können. Sie ist die ganze Zeit mit den Kindern zusammen und sagt ihnen ruhig und freundlich, worauf sie achten müssen. „Wenn ihr die Tür bei Annegret aufmacht, müsst ihr sie mit der Hand sichern, damit sie nicht runterfällt“, erklärt sie. Denn Fundkatze Annegret ist schon alt, blind und hört nicht mehr so gut. In der Katzenstation wohnt sie derzeit in einer der oberen Boxen.
„Wir möchten den Kindern nahebringen, wie man mit Tieren umgeht und was es bedeutet, Verantwortung für ein Tier zu haben. Auch wollen wir mit den Kindern, die kein Haustier haben können, Kontakt zu Tieren ermöglichen“, sagt Schönrock.
Für Spaziergang mit Hunden braucht es einen besonderen Nachweis
So ist es auch bei Lale und Maya. „Ich hätte gerne ein Haustier, aber das geht bei uns nicht. Ich finde es toll, hier in der Nähe von Tieren zu sein“, sagt Maya.
Gerne würden die Kinder ebenfalls mit den Hunden spielen oder mit ihnen eine Runde drehen. „Das geht aber leider nicht. Für alle Tierschutzhunde braucht man einen Sachkundenachweis, um sie auszuführen und den kann man erst mit 18 Jahren machen“, informiert Schönrock. Aber immer, wenn möglich, holt sie Hunde, die sich über Menschenkontakt freuen, aus ihren Gehegen, so dass die Kinder mit ihnen spielen und sie streicheln können.
Auch bei besonderen Anlässen helfen die Jugendtierschützer „Für den Adventsbasar haben wir Windlichter gebastelt. Der Erlös des Verkaufes ging in unseren Topf für Tier-OPs“, erzählt Schönrock.
Bis zu zehn Kinder ab acht Jahren können in der Gruppe mitmachen. Der Monatsbeitrag beträgt sieben Euro, für die Getränke und Snacks für die Kinder und die Bastelmaterialien gekauft werden.
Tierheim Zollstock ist auf Spenden angewiesen
Derzeit leben rund 300 Tiere im Tierheim am Südstadion, neben Hunden und Katzen auch Vögel, Kaninchen, Meerschweinchen, Schildkröten, Ziegen und Wildtiere, die wieder aufgepäppelt werden. Für die Versorgung der Fund- und der sichergestellten Tiere zahlt die Stadt nur zeitlich befristet. Den Großteil vieler Kosten muss das Tierheim alleine stemmen und ist daher stets auf Spenden angewiesen.
„Aktuell würden wir gerne einen gebrauchten Bürocontainer für die Jugendtierschutzgruppe anschaffen. Dort könnten wir besser Wissen vermitteln und mehr basteln, zum Beispiel Vogelhäuschen, und es könnten mehr Kinder mitmachen“, meint Schönrock.