Die 85-jährige Künstlerin Monika von Starck hat eine Autobiografie veröffentlicht, in welcher sie freizügig Krieg, Kunst und Persönlichkeiten reflektiert.
Freimütig und dennoch diskretKölner Künstlerin bringt unverblümte Autobiografie heraus
Wenn Monika von Starck zum Stift greift und ein Bild zeichnen und malen will, dann hat sie kein vorgegebenes Konzept. Niemals plant sie ein Bild. Vielmehr lässt sie die Gedanken frei, von denen sie stets im Überschwang erfüllt sei, wie sie sagt. Und in der Übertragung auf den weißen, leeren Untergrund erhalten sie eine sichtbare Form – diese schönen und die schmerzvollen Gedanken, die glücklichen und erschütternden, die absurden und surrealen. Also entsteht das Bild quasi von selbst.
Genauso erging es ihr beim Schreiben ihrer Autobiografie, die jetzt im April erschienen ist. „Die Farben von Abgrund und Glück“, lautet der Titel. „Das Buch hat sich von selbst erzählt“, sagt die Künstlerin aus Weiß. Die Zeilen seien aus ihr heraus geflossen, freilich nach langen Phasen des Nachdenkens.
Monika von Starck schildert ihr Leben ungeschminkt und trotzdem dezent
Auf gut 400 Seiten schildert sie ihr Leben aus dem Blickwinkel eines Kindes und einer jungen Frau. Sie beschreibt ungeschminkt und dennoch dezent ihre persönlichen Befindlichkeiten und die der jeweiligen Zeit. „Man zieht sich nackt aus, aber Tabus werden nicht gebrochen“, sagt sie. Eigentlich habe sie ihre Lebensgeschichte für ihren Sohn aufgeschrieben, „aber ich habe sie auch mir selbst erzählt“, berichtet von Starck. Freunde hätten sie letztlich ermuntert, die Texte als Buch zu veröffentlichen.
Die 85-jährige Künstlerin erinnert sich an erstaunliche Begebenheiten und Details – zum Beispiel an ihre Höllenängste bei den Bombenangriffen auf Rodenkirchen. Einmal hätten die Nachtigallen besonders laut gesungen, wahrscheinlich um den Lärm der Geschwader zu übertönen, meint sie mit einer bitteren Ironie.
Künstlerin aus Weiß lernte Max Ernst und Joseph Beuys kennen
Entbehrungen hat sie hingenommen, aber auch viel Lebenslust und Glück verspürt. Von Starck ist häufig gereist, mit ihren kunstbegeisterten Eltern, vor allem nach Italien. Sie hat in Köln, Düsseldorf und Berlin studiert, unter anderem bei Joseph Fassbender. Mit Kunstschaffenden wie Max Ernst oder Joseph Beuys kam sie in Kontakt. 1966 hat von Starck geheiratet und seit 1972 arbeitet sie als freiberufliche Malerin mit Ausstellungen im In- und Ausland.
Fast vier Jahre lang hat sie an dem Buch gearbeitet. Die Biografie ist in zahlreiche Kapitel unterteilt – mit knappen Titeln wie „Flucht“, „Nahtod“ oder „Füchschen“. Die einzelnen Geschichten sind mal spannend, mal anrührend, stets sehr persönlich und auch geschichtlich interessant und informativ. Besonders deutlich wird ihre Liebe zur Kunst in allen Lebensphasen.
Während der Arbeit an ihrem Buch hat von Starck gleichzeitig eine neue Serie zu aktuellen „Absurditäten“ gezeichnet und gemalt. Eine Ausstellung ist geplant. „Ich bin kreativ getrieben, und es ist eine Überfülle des Lebens in mir“, sagt die Frau, die keine Langeweile kennt.
Monika von Starck, Die Farben von Abgrund und Glück, Autobiographie einer Künstlerin, 412 Seiten, 18 s/w Abbildungen, 32 Euro, ISBN 978-3-910732-20-9