Die „Klima-Booster Köln Süd“ haben sich gegründet, um sich für eine nachhaltige und ökologisch sinnvolle Gestaltung des direkten Lebensumfeldes einzusetzen.
Treffen immer dienstagsNeue Initiative im Kölner Süden setzt sich für Klimaschutz vor der eigenen Haustüre ein
Den Klimaschutz im eigenen Stadtteil vorantreiben wollen die „Klima Booster“ Köln Süd. Die Bürgerbewegung hat sich im März vergangenen Jahres erstmalig getroffen und sammelt seitdem Ideen. Damals hatte Uriela Siefer im Weißer „Dorfecho“ nach Gleichgesinnten gesucht. Die hauptberufliche Aktivistin ist inspiriert von Robert „Rob“ Hopkins, einem britischen Umweltaktivisten, der vor allem als Begründer der Transition-Towns-Bewegung bekannt wurde. „Transition Towns“, auf Deutsch etwa „Stadt im Wandel“, ruft weltweit seit 2006 zu Nachhaltigkeitsinitiativen in Städten und Gemeinden auf, um sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen.
Siefer benutzt viele Anglizismen, spricht von „Reskilling“, also davon, alte Fähigkeiten neu zu erlernen, indem wieder mehr getauscht und ausgetauscht wird. Obst gegen Gemüse, Werkzeug gegen Fähigkeiten. „Reskilling“ heißt auch, Dinge wieder zu nutzen, die früher „normal“ waren, wie Einmachen oder Einkochen. „Es ist ein Aussteigen im Kopf aus dem Konsumdenken.“
Den Klimaschutz in Köln-Weiß vorantreiben
„Der Klimaschutz hat immer noch nicht die Priorität, die er haben muss“, sagt Christina Roser. Ein Jahr war sie mit ihrem Mann spartanisch mit dem Camper unterwegs, als auch ihr Sohn geboren wurde. Die Werkzeuge für den Umbau des Campers waren geliehen. Die Familie lebt ohne Auto, macht alles mit dem E-Bike, ernährt sich vegetarisch bis vegan. „Unser Sohn bekommt schon einiges von uns mit“, sagt Roser, der es auch um den Austausch und Vernetzung geht. Wo finde ich Angebote? Wo finden Vorträge vor der eigenen Haustüre statt, ohne dass man dafür in die Innenstadt fahren muss?
Der Name Klima-Booster war schnell gefunden. „Boost“ heißt übersetzt „steigern“. „Wir sehen uns als Verstärker, um Informationen zu bündeln und Menschen zu aktivieren, vor der eigenen Haustüre etwas zu tun.“
Zum Start planen die Klima-Booster einen Workshop
Die Frage nach dem Klimaschutz in den eigenen Stadtteilen wird nach Ansicht der Mitstreiterinnen zu selten gestellt. Mit kleinen Aktionen wollen sie beginnen. Ein Workshop ist geplant, in denen mit Kindern Saatbomben hergestellt werden. Auch die Karnevalsvereine im Kölner Süden haben die Aktivisten angeschrieben. Ihre Bitte: Plastikfreie Strüssjer, weniger Kamelle, stattdessen Konfetti-Alternativen oder einfach mal anderes Wurfmaterial wie Obst, Erdnüsse, Taschentücher oder nützliche Dinge des täglichen Gebrauchs, die zu Hause einen Nutzen haben.
„Es fehlen bei der Stadt Entscheidungen. Es wird immer nur geprüft“, sagt Mechthild Posth. Besonders setzt sich die diplomierte Agraringenieurin derzeit auf dem Sürther Feld für das Thema „Essbare Stadt“ ein, ein städtisches Projekt. Eine Besichtigung mit städtischen Vertretern hatte Posth im Oktober organisiert. Seitdem prüft die Stadt das Vorhaben. Am liebsten hätte Posth mehr als nur ein paar Obstbäume. Ihr Traum wäre ein „Elwilpa“, ein „essbarer Wildpflanzenpark“.
Mönchengladbach hat einen solchen. Im Gegensatz zum Urban Gardening, wo der Anbau von Kulturgemüse im Mittelpunkt steht, geht es bei der Ewilpa um eine kontrollierte Verwilderung von einheimischen Wildpflanzen, von denen sich die Bevölkerung ernähren kann. „Vieles ist noch nicht umgesetzt, aber die Ideen sind da“, meint Posth. Und viele weitere kleine Schritte, wie das Entsiegeln von Schulhöfen und Privatplätzen, Photovoltaik und Solaranlagen und die Begrünung von Hausfassaden stehen auf der Agenda.
Langfristig haben die Klima-Booster große Ziele. Ein eigener Internetauftritt und ein Klimabüro gehören zu den Wünschen, wo alle Veranstaltungen und Möglichkeiten zusammen gefasst werden, mit dem Ziel, langfristig vor Ort Kräfte zu bündeln und Arbeitsgemeinschaften aufzubauen. Derzeit treffen sich die Interessierten am ersten Dienstag im Monat in den Räumlichkeiten der Offenen Kunstwerkstatt, Sürther Hauptstraße 56, um sich für eine nachhaltige und ökologisch sinnvolle Gestaltung des direkten Lebensumfeldes einzusetzen. Das nächste Mal am 6. Februar, um 19 Uhr.