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„Selbst die Kühe liefen ohne Geschiebe“So lief der Almabtrieb in Köln-Weiß

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Traditionell sind auch die Oldtimertraktoren beim Almabtrieb in Weiß dabei

Anne Lorbach mit Leitkuh Chloe führt die Herde beim Almabtrieb an.

Der 16. Almabtrieb in Köln-Weiß fand in gewohnter Form statt.

Voller ist es im Veedel nur an Karneval. Danach kommt direkt das Weißer Herbstfest, zu dem Bauer Bernd Lorbach am zweiten Samstag im Oktober einlädt. Das skurrile Großereignis Almabtrieb im Kölner Süden fand dieses Jahr bereits zum 16. Mal statt. Schon lange bevor es wirklich losgeht, ziehen Familien und Freunde mit Kind und Kegel Richtung Hof. Die Menschen stellen sich am Rhein entlang und in Richtung Weide auf, um auf die Rückkehr der Viehherde zum Hof zu warten. Was im Allgäu ganz normal ist, ist auch in Weiß längst nicht mehr befremdlich.

Das kleine Volksfest mutet fast wie Karneval ohne Kamelle an. Geduldig warten die Besucherinnen und Besucher bis der Zoch kütt. Dann werden die 40 vorbeifahrenden Traktoren, der Älteste ein Unimok R 16 aus dem Jahre 1955, die kleinen Shetlandponys, die Pferde vom Hof, zwei Kutschen und dann natürlich die Herde mit dem Tiroler Grauvieh und Allgäuer Braunvieh jubelnd begrüßt.

Allen voran darf Leitkuh Chleo die festliche Schelle und den besonderen Kopfschmuck tragen, bimmelnd erreicht sie den Hof. Den „Fuikl“ darf eine Kuh nur tragen, wenn es kein Unglück auf dem Hof gab. „Gab es nicht“, so Landwirt Lorbach. Chleo bekam die Ehre, den Abtrieb anzuführen, weil sie mit 14 Jahren die älteste Dame seiner Herde auf dem Hof ist. Geführt wurde sie von Lorbachs Frau Anne. Chleo sei topfit und besonders lieb. „25 Jahre alt werden die Tiere bei uns sicherlich“, sagt Bernd Lorbach. Erstmalig werden die 15 Jungtiere nach sieben Monaten auf der Weide von ihren Müttern getrennt und kommen nach dem Wochenende in den Stall. Tatsächlich hatte jede Kuh in diesem Jahr ein Kälbchen dabei, sodass insgesamt 30 Rinder Grauvieh zum Hof zurückfanden.

Kölner Landwirt musste lange für Erhalt des Scheunenfestes kämpfen

Dort ging das Spektakel dann mit einer Gaudi im Reitstall weiter, wo die Radlerband, die eigens dafür aus dem Allgäu angereist war, für gute Stimmung sorgte. Bis zum späten Nachmittag hielt auch das Wetter, sodass kleine und große Treckerfans noch das ein oder andere Schmuckstück draußen auf der Wiese bestaunen konnten. „Wir haben mittlerweile sogar Gäste, die aus Waldbröl mit ihrer Kutsche kommen. In diesem Jahr ist auch erstmalig ein Hirte aus Wertach gekommen, der mit 100 Vieh im Allgäu fünf Monate auf der Alp lebt und das Spektakel hier unbedingt sehen wollte“, sagt Lorbach, mit gewissem Stolz.

In der Scheune wurde mit der Radlerband gefeiert.

In der Scheune wurde mit der Radlerband gefeiert.

Vergessen sind damit die Querelen im Vorfeld. Lange hatte der Landwirt für den Erhalt des Scheunenfestes kämpfen müssen, da es städtische Hürden zu überbrücken galt, die für ein einmaliges Event in einer Reithalle einzuhalten waren. Unter anderem musste für die „Umwidmung’“ der Reithalle in eine Veranstaltungshalle ein Brandschutzgutachten und ein Sicherheitskonzept nachgewiesen werden.

Lorbachs Meinung nach ist jetzt alles wieder im Lot. „Selbst die Kühe waren dieses Jahr unglaublich friedlich und liefen ohne Geschiebe“, sagt Lorbach, für den es nächstes genauso weiter gehen kann. „Die Veranstaltung war tipptopp, da kann auch die Stadt nichts anderes sagen“, resümierte er nach der Veranstaltung.