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So wohnt KölnMit den Jankowskis auf ihrem schwimmendem Zuhause

Lesezeit 5 Minuten
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Theo und Anne Jankowski leben gerne auf dem Wasser. 

Wenn Anne und Theo Jankowski auf Reisen gehen, dann nehmen sie ihr Zuhause mit. Denn seit 25 Jahren leben die beiden auf einem Schiff, das am Bootssteg hinter dem Sürther Bootshaus, nein, nicht vor Anker liegt, sondern angeleint ist.

Ihre drei Kinder sind auf dem Schiff groß geworden. „Eigentlich hatte ich ursprünglich die Idee, wenn ich in Rente bin, ein Schiff zu kaufen und weltweit unterwegs zu sein und nicht zurück zu kommen“, erzählt der heute 73-Jährige.

Die Familie lebte in Köln-Rondorf

Also fing er an, privat sämtliche Patente und Führerscheine zu machen, die man für ein großes Schiff braucht. Aber warum auf die Rente warten, wenn man doch schon vorher umziehen kann? „Die Leute haben uns für bekloppt gehalten“, sagt Anne. Mit drei Kindern? „Wir wohnen doch so, wie andere Urlaub machen“, sagt Theo. Ihr erstes Schiff, die MS Espadon, ein 25 Meter langes Patrouillenboot, Baujahr 1954, fand die Familie in Holland. Zu der Zeit wohnten sie noch in einem gemieteten Haus in Rondorf. „Das stand gerade zum Verkauf, doch der Preis war uns mit später fast 700.000 Euro viel zu hoch, das konnten wir nicht bezahlen. Zum Haus gehörte ein riesiges Grundstück“, erzählt der gelernte Schreiner.

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Master Bedroom heißt auf dem Schiff das Schlafzimmer. 

Das erste Schiff kostete immerhin vor 25 Jahren mit 200.000 Euro auch fast so viel wie ein Einfamilienhaus. Außerdem investiere man ständig. „Ein Schiff hat viel mehr Technik als ein Haus“, weiß Theo. „Und wenn mein Mann nicht handwerklich so begabt wäre, ginge das gar nicht“, ergänzt Anne. Vor einem Jahr hat sich das Ehepaar mit der Espadon II ein kleineres Schiff gekauft. Das alte Schiff wurde, wie ein Haus mit einem ausgefeilten Exposé verkauft. „Die Kids sind aus dem Haus, wie man so sagt.“ Dabei fängt Anne aus vollem Hals an zu lachen.

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Das Steuerrad ist auch bei modernen Schiffen unerlässlich. 

Die beiden lachen viel, gerne und herzlich. Früher hatte jedes Kind eine eigene Kabine. Heute haben sich die beiden das neue Schiff nach ihren Bedürfnissen eingerichtet. Es ist eine 15,50 Meter große Privatjacht, 1968er Baujahr. Gerade mal drei Stück sind in Hameln von der Müller Werft davon gebaut worden. Ein Messingschild an Bord weist Kapitän Lothar Neubeck als den Erstbesitzer aus. Jedes Schiff wurde nach Kundenwunsch gebaut. Alles ist von Hand gemacht. Die Innenausstattung ist sehr edel. Alles aus feinstem Teak-Holz.

Zentralheizung und 70 Quadratmeter Wohnfläche

Auf rund geschätzten 70 Quadratmetern befinden sich ein oberer Salon, der Master Bedroom, eine kleine Haushaltskombüse mit Waschmaschine, eine Küche mit kleinem Salon, ein Bad und im Bug noch eine weitere Koje mit drei Gästebetten. Auch auf dem neuen Schiff gibt es eine Zentralheizung. „Sonst hätte ich das nie gemacht“, lacht Anne Jankowski.

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Ihr Hafenkino, also den Blick von ihrer Terrasse, lieben die Jankowskis.

Die Treppen sind schmal und steil und besser rückwärts zu bewältigen, die Dusche eher winzig. „Wir waren schockverliebt, als wir das Schiff gesehen haben“, sagt Theo und schwärmt vom „Flair des Schiffes“, weil er alte, klassische Boote mag und mit den heutigen „08/15-Schiffen“ nichts anfangen kann. Die Ernüchterung kam später. Auf dem eigenen Kiel haben sie es zunächst nach Köln gebracht. Es war eine Herrentour. Von Oranienburg über Berlin, Potsdam, den Elbekanal, den Mittellandkanal in den Dortmund-Ems-Kanal, weiter über den Rhein-Herne-Kanal, kamen sie bei Duisburg auf Vater Rhein.

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Der Salon: Mit Heizung, Sitzecke, Kochzeile

Dann wurde erst einmal renoviert und der Strom wieder auf Solar umgerüstet. Die Jankowskis hatten damit gerechnet das Teak-Deck neu zu machen. Doch das Schiff hatte lang still gestanden. So musste die Technik auf den neuesten Stand gebracht werden. Alle fünf Jahre muss das Schiff aus dem Wasser. Was beim Haus das Dach ist, ist beim Schiff der Unterboden. Neu sind auch die Küche, sämtliche elektrischen Geräte und das Bad. „Wenn man ein altes Haus kauft, ist das ja auch so“, weiß Anne Jankowski, die seit August in Rente ist. Das neue Schiff hatte ursprünglich einen fast identischen Namen: España. Die Jankowskis haben das Schiff aber Espadon II genannt. „Sonst hätte ich Theos Mütze umsticken müssen“, witzelt Anne.

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Das Bad ist winzig, aber funktional. 

Seine Statur, seine Seemütze und die Zigarre in der Hand: Theo Jankowski sieht aus wie ein Seebär und liebt sein Leben an Bord. Die Kinder sind gerne zu Besuch, leben aber lieber an Land, auch wenn die ganze Familie einen Bootsführerschein besitzt. Anne Jankowski reizt die Nähe zur Natur, zum Wasser. „Es ist einfach ein anderes Lebensgefühl, auf einem Schiff zu wohnen. Wir leben auf dem Wasser, nicht am Wasser. Das ist ein großer Unterschied, es ist einfach magisch“. Der schönste Platz für die beiden ist ihre Terrasse, auf der immer ein Wind geht. „Man sitzt im Schatten und wir lieben unser Hafenkino, wie wir es nennen“, sagen die beiden.

Natürlich sei nicht immer alles schön. Aber wenn es regnet, sei es in einer Wohnung auch nicht besser. Das Ahr-Unglück war ein Schock. Ganze Baumstämme, halbe Dächer, Carports, Weinfässer und hunderte Bierkästen wurden angeschwemmt. Fast wurde die Steganlage weggerissen. Eis im Winter auf dem Steg ist nicht witzig, auch bei Hochwasser die Hochwassertreppe zu benutzen, gehört zu den Herausforderungen. Aber man lebt umweltbewusster. „Was es heißt, kein Wasser und keinen Strom zu haben, lernt man auf dem Schiff sehr schnell. Im Haus hat man Wasser und Strom immer zur Verfügung.

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Wenig Platz ist in der Küche, dafür hat man einen schönen Ausblick. 

Wenn das wegfällt, wird man sich seiner Abhängigkeit bewusst. Auf dem Schiff überlegt man ganz genau, welche Geräte eingeschaltet werden, wenn man am nächsten Tag weiterfahren will“, sagt die 65-Jährige. Getankt wird im Rheinauhafen. 1600 Liter Heizöl, 1600 Liter Diesel und 800 Liter Wasser. Die Stegmiete liegt bei 3600 Euro im Jahr. Und der Trend geht zum Zweitschiff. An der Lahn haben die Eheleute, wie andere eine Ferienwohnung, ein kleineres Schiff. „Wir sind halt völlig verrückt“, sagt Anne Jankowski. Wenn es nach ihrem Ehemann ginge, würde die Weltreise sofort beginnen, doch Ehefrau Anne will nicht über das Meer. Erst einmal Europa. Bisher waren sie nur in Holland und Deutschland unterwegs. Aber Sürth ist und bleibt Heimat. Diesen Liegeplatz würden die beiden nie eintauschen.