Die freie Naturschule Köln hatte Grund zu feiern: nicht nur die ersten Abschlüsse, sondern auch die Eröffnung von Schülercafé und Schülerladen.
„Ein riesiges Planspiel“Zwei Jahre freie Naturschule – erste Schüler feiern Abschluss
Stolz stehen sie auf der Bühne. Zuerst das knappe Dutzend Viertklässler. Dann Finja, Tobias, Tristan, Linus, Franz und Jannick. Es sind die ersten Zehntklässler, die an der freien Naturschule ihre Abschlüsse absolvierten. Gefeiert wurden die Schüler, die jetzt auf dem Gymnasium oder in einer Lehre weitermachen, bei einem Sommerfest, zu dem es weitere Premieren gab.
Schule zu 87 Prozent staatlich gefördert
Denn gerade einmal vor zwei Jahren wurde die Privatschule in den ehemaligen Räumen der Offenen Schule Köln gegründet. Quasi im Kaltstart ging die zu 87 Prozent staatlich geförderte Privatschule an den Start. 13 Prozent muss der Träger der Freien Naturschulen, Vivimos ganzheitliche Lebensräume, selbst aufbringen.
Hinter der Schulgründung steht die Geschäftsführerin Vera Niehr, die aus dem Stegreif die Schule aufbaute. Früher hat Niehr Medienunternehmen beraten, ehe sie, vor zwölf Jahren, in Delbrück einen Waldkindergarten gründete. „Das hat mich ermutigt. Darin habe ich meine Berufung gefunden“, sagt Niehr. Die Schulgründung war dann mit allen Genehmigungen, Erwartungen und bürokratischen Hürden eine ganz andere Nummer: „Das war das größte Sozialexperiment meines Lebens“, sagt sie.
Natur und Umwelt bleiben ein Schwerpunkt. 200 Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse lernen derzeit an der Grund- und Gesamtschule an der Wachsfabrik 25. Das Mobiliar ist zusammengewürfelt, vieles nach zwei Jahren noch im Aufbau.
Neue Grundschulleitung ist gefunden
Zum kommenden Schuljahr konnte mit Angela Müller-Mbwilo eine Grundschulleitung gefunden werden. Bisher übernahm Gerald Hoffleit kommissarisch. Der Schulleiter der Gesamtschule wechselte von einem Gymnasium in Düsseldorf an die Schule. „Hier kann ich alles besser gestalten, nicht nur den Unterricht, sondern auch das soziale Lernen“, sagt er.
Geprägt ist das Lernen an der alten Wachsfabrik durch Natur und Umwelt. Die Grundschüler haben ihren Waldtag, die Schule lebt die Inklusion, aber auch ihren eigenen ökonomischen Mikrokosmos. Seit Beginn gründen die Schüler verschiedene Firmen. Zwei „Start-ups“, das Schülercafé und ein Schülerladen, wurden zum Fest eröffnet. Zum Einkaufen wird derzeit eine Bank mit einer eigenen Währung gegründet. „Ein riesiges Planspiel“, sagt Niehr.
Mensa und Turnhalle stehen als nächstes auf der To-Do-Liste
Das derzeit noch industriell wirkende Gebäude soll sukzessive eine grüne Schule werden. Auf dem Schulhof wurde gerade mit Sand und Mulch eine Aussenspielfläche angelegt, eine Mensa und eine Turnhalle stehen als nächstes auf der Liste. „Vielleicht wird auch noch ein künstlicher Bachlauf mit einem Wasserspielplatz angelegt“, sagt Niehr.
Altersgemischt lernen die Kinder in Stammgruppen. Die Klassenstärke liegt bei der Gesamtschule bei 18, in der Grundschule bei 16 Kindern, um die sich ein Team von insgesamt 50 Mitarbeitenden kümmern. „Wir sind unglaublich stolz auf unsere erste Abschlussklasse“, sagt Niehr. Im kommenden Jahr ist dann der Weitergang bis zum Abitur möglich. Kapazitäten gibt es noch in allen Klassen, auch Quereinsteiger anderer Schulen sind willkommen.