Robert Palgrave restauriert alte Fundstücke wie Sportgeräte, mit seinem Laden ist er jetzt von Junkersdorf nach Rodenkirchen gezogen.
UpcyclingKölner „Geliebte Möbel“-Laden zieht nach Rodenkirchen
Manchmal wird nur der Griff, die Farbe oder die Einteilung in einem Regal oder Schrank verändert. Die Beine des alten Turnkastens – unverzichtbares Utensil im Sportunterricht der 80er-Jahre – werden Tischbeine für einen ganz neuen Tisch mit massiver Eichenholzplatte, aus dem ledernen Bock wird eine Sitzbank. Stahltüren aus einem Trafowerk werden zu einem Schuhregal für vegane Schuhe umgebaut, weil „die Patina einen guten Kontrast bildet.“
An jedes einzelne Teil legt Robert Palgrave bei „Geliebte Möbel“ Hand an und lässt einzigartige Stücke entstehen. Palgrave machte sich als gelernter Tischler und Diplom-Restaurator vor knapp 25 Jahren selbstständig. Seinen ersten Laden eröffnete er im belgischen Viertel. Da verkaufte er klassische Antiquitäten, die er bei seinen Streifzügen durch Holland, Belgien, Frankreich, England einsammeln konnte. „Irgendwann zog das nicht mehr“, sagt der 52-Jährige.
Zwölf Jahre hatte er dann einen Laden auf der Dürener Straße zwischen Junkersdorf und Marsdorf. Sein Laden, der schon im Kölner Westen „Geliebte Möbel“ hieß, ist leicht versteckt in Rodenkirchen im Gewerbegebiet angekommen. Auf zwei Etagen verteilen sich Verkaufsfläche, Büro und eine Werkstatt, wo nicht nur Möbel aufgearbeitet werden. „Ich weiß nicht, ob Upcycling das richtige Wort ist, für das was wir hier tun“, sagt der 52-Jährige.
Geliebte Möbel in Köln-Rodenkirchen: Wöchentlich wechselde Ausstellung
Die Ausstellung wechselt nahezu wöchentlich. Fans hat er hier etwa in der Offenen Schule Köln gefunden, die ihr Café mit Möbeln von Palgrave eingerichtet haben. Er organisierte dafür ein Klavier. Aber die Zeiten hätten sich geändert. „Die Leute kommen heute gezielt hierher. Früher war es mehr kaufen, restaurieren, verkaufen. Jetzt sind wir viel mehr in der Werkstatt tätig, um für Kunden spezielle Aufträge zu erledigen“, sagt Palgrave, der sich wünscht, die Leute kämen wieder mehr, um sich einfach inspirieren zu lassen.
Schreiner wollte Palgrave schon immer werden. Ein Besuch bei Verwandten in England hat ihn auf Antiquitäten gebracht. Dort ging er auch an ein College, um sein Diplom als Restaurator zu erwerben. Das Netzwerk aus der Collegezeit nutzt er heute noch, um Ware einzukaufen. Viele Antiquitäten, die sich noch bis zur Jahrtausendwende gut verkauften, tun das heute in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. „Die passen nicht in unsere Zeit“.
Dann nimmt Palgrave mal nur die Tischplatte und baut ein neues Stahlgestell dazu. Manche Materialien lagert der 52-Jährige über Jahre ein. „Und dann plötzlich kommt der richtige Job.“ Gerade baut er ein Stück Hobelbank zu einem Waschtisch um. Mittlerweile hat er auch ein zweites Standbein, das alleine zu unsicher sei. In Frankreich fand Palgrave in den 1990er Jahren alte „Wracks“ von Clubsesseln und arbeitete sie auf.
24 Stunden Arbeit pro Sessel
„Alle Leute fanden die plötzlich cool“. Mittlerweile baut er sie mit Polstermeister Stefan Englert komplett selbst. 45 Stunden Arbeit stecken in jedem Sessel. Palgrave färbt das Leder selbst, auf Wasserbasis, Lichtecht. Die Kunden können die Farbe wählen. Viele Kunden wollen die Farbe Cognac. „Der geht immer noch am besten, der ist auch einfach am schönsten“.
Geliebte Möbel, Emil-Hoffmannstraße 43, geöffnet Donnerstag und Freitag von 12 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 16 Uhr www.geliebtemoebel.de