Rapper Xatar finalisiert ein sehr persönliches neues Album: Es geht um „Intrigen, Business, Freundschaft, Herzensbrecherei“, sagt er.
„Da wird so viel gesagt“Rapper Xatar produziert Album in Tonstudio bei Zwischennutzern in Rodenkirchen
„Du kannst alles schaffen. Was ich gelernt habe, auf dem Weg nach oben gibt es keine Abkürzung. Oder doch? Wenn du die gehst, zahlst du einen verdammt hohen Preis.“ Im März begrüßte Rapper Xatar das Publikum mit diesen Worten in der Kölner Philharmonie. Xatar, ein Künstlername. „Ich bin Giwar“, erklärt der Musiker, der Manager, der „Gangster-Rapper“. Mit bürgerlichen Namen heißt er Giwar Hajabi.
Am 15. Dezember 2009 überfiel er mit zwei Komplizen einen Goldtransporter in Nürnberg und erbeutete Gold im Wert von 1,7 Millionen Euro. Nach einer spektakulären Flucht wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt, kam nach drei Jahren frei.
Rapper Xatar ist Teil der Zwischennutzer auf Flint-Gelände in Rodenkirchen
Heute gibt er sich nachdenklich und geläutert. Er sitzt auf der Terrasse über seinem Tonstudio in Rodenkirchen auf dem Gelände der „Lordation 2“ der Zwischennutzer, die das ehemalige Flint-Gelände im letzten Jahr bezogen haben. Über ein Kleinanzeigenportal lernte der 41-Jährige, der mittlerweile auch im Kölner Süden wohnt, den Geschäftsführer, Marcus Reiner, kennen. Von ihm ist er begeistert, weil Reiner so viele kreative Köpfe auf einem Gelände vereint und von allen 160 Mietern die Namen kennt.
Eigentlich war Hajabi auf der Suche nach einem Lager für sein „Merch“, sein Merchandising. Stattdessen fand er eine ganze Gemeinschaft auf dem Gelände der „Lordation 2“. Im Tonstudio finalisiert er gerade sein Album. Es ist fast fertig, seit anderthalb Jahren arbeitet er daran. Den Titel will er noch nicht verraten, aber das Cover ist schon fertig. 40 Songs werden auf dem Album sein. „Das Format ist anders. Album ist ja heutzutage eine Playlist. Jeden Monat kommen fünf Songs raus“, sagt er.
Neues Album von Rapper Xatar wird sehr persönlich
Es wird ein sehr persönliches Album. Über „so Sachen“ reden ist nicht „sein Ding“, es geht alles in die Songs. „Das Ding ist, ich habe einfach die ganze Zeit Musik gemacht. Da wird so viel gesagt, was passiert ist, die letzten Jahre. Intrigen, Business, Freundschaft, Herzensbrecherei. Ich dachte immer, ich bin schmerzfrei, aber bin ich nicht.“
Der in Bonn aufgewachsene Musiker ist ruhiger geworden. Eine Weile hat er als Unternehmer den Goldmanntower am Barbarossaplatz betrieben, 2000 Quadratmeter. „Es war zu viel für mich und in der Zukunft mache ich weniger“, sagt er. Viele Künstler hat er früher selber betreut, auch das macht er nicht mehr. Weniger Business, zurück zur Musik. Er selbst kommt aus einem Musikerhaushalt, ist mit Hiphop groß geworden. „Ich habe gesehen, dass diese Kultur es schafft, die Unterschicht zur coolsten Schicht zu machen.“
Tour von Xatar mit Heavytones sei „der Wahnsinn“
Sein Management BTA (Budde Talent Agency) in Berlin, hatte die Idee für die Tour mit den Heavytones. Die Instrumentalband ist vor allem als Liveband über „TV Total“ bekannt geworden. „Unsere Mucke war schon immer jazzy, so vintage. Es ist mehr als Rap meets Bigband. Eigentlich ist es unser Sound in viel geiler. Die haben es unnormal drauf“, sagt er über die Heavytones. Seitdem ist er von Liveauftritten überzeugt. „Das hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Ich liebe es. Für mich ist das der Wahnsinn.“
Die sechs Konzerte in bundesweiten Philharmonien mit Start in Köln waren ausverkauft. Hamburger Elbphilharmonie? „Wie soll das gehen?“, war seine erste Äußerung. Das erste Konzert in Köln bleibt ihm besonders in Erinnerung, weil sein Vater voll des Lobes war. „Hammer. Mega Erlebnis. Mein Vater war Komponist und ich weiß von ihm, wie schwer es ist, in diese Häuser reinzukommen. Jetzt sitze ich da auf dem Hocker, spiele auf dem Klavier. Mein Vater hebt den Daumen, ist völlig begeistert“, erzählt Hajabi.
Sein Vater, ein kritischer Geist, was Musik angeht, hat selbst viele junge Leute in Musikschulen unterrichtet. Heute will auch Giwar Hajabi eher ein Vorbild für Jugendliche sein. „Kriminelle Sachen, das bringt nichts, um weiterzukommen. Langfristig bringt das nichts außer Leid“, sagt er. Sein Wissen, wie man Rapper wird, gibt er heute weiter. Zweimal im Jahr ist er bei den Freien Naturschulen in Sürth, gibt dort Unterricht und rappt mit den Schülern.
Seine Songs sind oftmals testamentarisch. „Ich mag die Bibel.“ Ein Song heißt „Spiel der Wahrnehmung“: „Da geht es halt darum, dass ich nichts dafür kann, wenn ich in deiner Vorstellung das bin, was ich eben in deiner Vorstellung bin. Das juckt mich nicht. Wenn es mich jucken würde, wäre ich schon längst verrückt geworden.“ Andere Songs tragen Titel wie, „Gottes Physik“ oder „Trojaner“.
Dann geht er zurück, um in seinem Tonstudio an der Weißer Straße zu arbeiten. Wenn er arbeitet, arbeitet er immer gleich zwei Tage am Stück. Und dann sagt er noch: „Krass, so viel hab ich noch nie über mein Album geredet.“