Open-Air-Kronleuchter und Urban GardeningRodenkirchen hat ein „Mini-Odonien“
Ausrangierte Betten werden hier zu einem Bücherschrank. Die ehemalige Weihnachtsbeleuchtung aus Rodenkirchen ist jetzt ein leuchtendes Kunstwerk, genauso wie ein Kronleuchter vom Sperrmüll. Überall leuchtet oder blinkt etwas. Überall gibt es etwas zu entdecken beim Bürgertreff X. Der Verein WiSü Rheinbogen hat auf dem Gelände neben dem Anbau der Gesamtschule Rodenkirchen auf 3000 Quadratmetern seit fast drei Jahren seine Bleibe gefunden und gleich neun Container mit geerbt.
Mini-Odonien nur ohne Metall
Endlich Platz. Das Gelände hat den Charme eines Mini-Odonien. „Das war auch meine Intention. Ein Mini-Odonien, nur ohne Metall“, sagt Monika Wilke aus dem Organisationsteam in Anspielung auf das Gelände des Schrottkünstlers Odo Rumpf in Neuehrenfeld. Die gelernte Raumausstatterin und Frührentnerin ist Mitglied seit der ersten Stunde.
Der Bürgertreff X
Der Verein WiSü Sürth (Willkommen in Sürth) Rheinbogen ist im Jahr 2013, schon vor der Ankunft Geflüchteter, als Initiative für Flüchtlingshilfe entstanden. Seit 2018 als Verein eingetragen, ist daraus zeitgleich der Bürgertreff X geworden, der nicht nur Flüchtlingen offen steht.
Die Initiative war zunächst Gast im katholischen Pfarrheim in Rodenkirchen, der Wabe. Später zog der Verein auf das Gelände, wo heute der Erweiterungsbau der Gesamtschule steht. Seit Ende 2019 ist der Bürgertreff X mit seinen zahlreichen Angeboten an der Eygelshovenerstraße 33.
Das Begenungscafé Fuga öffnet jeden ersten Mittwoch im Monat von 15 bis 17.30 Uhr. An Rädern wird jeden Donnerstag ab 14 Uhr gebastelt, freitags von 15 bis 17 Uhr ist offener Treff.
WiSü – Willkommen im Rheinbogen e.V., Eygelshovener Straße 33, Ellen Behnke Telefon: 0157 36 00 04 68, Monika Wilke, Telefon: 0177 23 39 633www.wisue.de
Damals, 2013, wurde die Initiative gegründet, um Flüchtlinge willkommen zu heißen. Einer dieser Flüchtlinge aus Tunesien ist Nejib Hadj Ammar, der heute mit viel Kreativität hilft, den Gegenständen ein zweites Leben einzuhauchen. Zu Hochzeiten im Jahr 2015 gab es über 1200 Geflüchtete im Bezirk Rodenkirchen. 2018 wurde aus der Initiative ein Verein und gleichzeitig kam der Gedanke, einen Ort für Begegnung zu schaffen. Ellen Behnke, die damals dazu kam, brachte das Café Fuga als Idee mit.
Der Raum der Begegnung hat sich immens gemausert. Viele Angebote ziehen sich durch die Woche. Musik, Kunst, Schülerhilfe, regelmäßige Treffen, jeden Donnerstag eine Radstation oder Kunsthandwerk, um nur einige Beispiele zu nennen. „Wir haben einen Ort, wo wir selber entscheiden, was wir machen, das war das Ziel“, sagt Behnke. Als Initiative hatten sie zu Beginn nur einen kleinen Bereich für sich. Dann residierten sie dort, wo jetzt der Gesamtschulerweiterungsbau steht. Es traf sich gut, dass nebenan die ehemaligen Wohncontainer für Flüchtlinge leergezogen waren und verschenkt werden sollten.
„Jetzt haben wir ein eigenes Gelände mit Strom und Wasser, einer Toilette. Ein komplettes Upgrade“, sagt Behnke. Dass WiSü in den Köpfen immer noch als Flüchtlingsinitiative abgespeichert ist, ärgert die beiden Ehrenamtlichen, denn gemeinsam haben sie mittlerweile ein beachtliches Netzwerk aufgebaut. Mittlerweile sind gut 35 Ehrenamtliche dabei und geben Schülern aller Altersstufen dreimal pro Woche maßgeschneiderten Unterricht. Neben der Radstation, wo man lernen kann, wie man sein Fahrrad flickt, gesellen sich eine Kunstgruppe für Erwachsene, eine Seniorengruppe und Angebote wie Flohmärkte oder Pflanzenbörsen.
Ein Ort der Inspiration
Die Motivation liegt für die beiden auf der Hand. „Es gibt hier nichts. Es ist ein Ort, an dem man sich selbst auf den Weg bringen kann. Ein Raum, um Leute kennen zu lernen“, sagt Wilke. „Das macht unglaublich viel Spaß. Wir sind für alle da. Ob geflüchtet, egal wie oder aus welcher Kultur“, meint Behnke. Jeden Freitag ab 15 Uhr ist offener Freitag an der Eygelshovenerstraße 33, ein Projekt, das der Psychologin besonders am Herzen liegt, da Besucher eine inoffizielle Anlaufstelle für ihre Sorgen und Nöte haben. Wenn sie denn möchten.
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Doch die Vereinsmitglieder plagen auch Sorgen. Insbesondere die Nebenkosten liegen mit 1000 Euro monatlich schwer im Magen. Die Miete ist zwar gering, doch geheizt wird mit Radiatoren. Das war schon ohne Krieg und Engpass kritisch. Mitunter helfen Spenden, die Räumlichkeiten können auch für private Feste und Feiern angemietet werden. Doch eines Tages werden sie diesen Raum der Begegnung räumen müssen. Es ist der letzte, noch fehlende Bauabschnitt auf dem Sürther Feld. Ein Baustart steht allerdings noch in den Sternen. „Wir haben die Vision, am Standort zu bleiben. Hier an Ort und Stelle bleiben, geht aber einfach irgendwann nicht“, wissen die beiden.