1974 eröffnete Gastwirt Udo Lamberg seine Kneipe im Erdgeschoss des Hauses seiner Eltern. 50 Jahre später steht er immer noch hinter der Theke.
„Alles ist, wie es damals war“Disco-Kneipe Pulverfass in Rodenkirchen besteht seit 50 Jahren
Wenn ihm sein Start in den Tag doch einmal schwerfällt, hat Gastwirt Udo Lamberg eine Geheimwaffe: seinen „Stephinsky“-Magenbitter, der in kleinen Mengen in Bad Münstereifel produziert wird, den er regelmäßig von dort mitbringt und auch auf seiner Karte hat. Doch allzu oft kommt es nicht vor, dass er schwächelt – immerhin steht er seit 50 Jahren jeden Tag hinter der Theke seiner „Disco-Kneipe Pulverfass“ an der Maternusstraße 26. Na ja, fast: „Ab und zu im Sommer lasse ich den Laden sonntags mal zu“, schränkt der 75-Jährige ein.
Punktgenau 50 Jahre später feierten er und seine Lebensgefährtin Tionila, die seit rund 20 Jahren an seiner Seite ist, nun Jubiläum mit seinen Gästen. Von elf Uhr vormittags, auch damals machte er zu dieser Zeit das erste Mal auf, bis weit in den nächsten Morgen wurde gefeiert – bei einem Büfett für lau und Kölsch für einen Euro.
Viele Besucher sind dem Laden bereits seit Jahrzehnten treu. „Es ist im Prinzip alles so geblieben, wie es war“, berichtet Stammgast Ralf. 1977, drei Jahre nach Eröffnung, war er als damals 15-Jähriger erstmals auf eine Cola hereingekommen. „Damals standen hier allerdings noch ein Flipper, ein Kicker- und ein Billardtisch.“ Früher habe es zudem einen täglichen Frühschoppen gegeben, erinnert sich Daniel, ein weiterer Stammgast. Seit er 2008 von Marienburg nach Rodenkirchen gezogen ist, kommt der 53-Jährige regelmäßig hierher.
Köln: Disco-Kneipe Pulverfass in Rodenkirchen besteht seit 50 Jahren
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich in der Einrichtung des Ladens, den einige Gäste (wegen der fehlenden Fenster) scherzhaft „Dunkelkammer“ nennen, viele Fundstücke angesammelt: alte Plakate, französische Metall-Straßenschilder über der Theke, kleine Figuren und Skurrilitäten. Bis heute erhalten hat sich der funktionsfähige elektronische Monopoly-Spieltisch, sowie die ebenfalls funktionierende Jukebox mit einer Oldie-Auswahl.
Im Ladenlokal befanden sich einst, gemeinsam mit den benachbarten Räumen, in denen heute eine Pizzeria ihren Sitz hat, die „Maternus-Lichtspiele“ als Rodenkirchener Veedels-Kino, das Lambergs Großvater einst in seinem Wohnhaus eröffnet hatte und das bis 1969 bestand. Nach der Schließung zog für kurze Zeit eine Discothek ein, die bei einem Großbrand jedoch komplett zerstört wurde. Beim Wiederaufbau wurden die Räumlichkeiten in ihrer heutigen Form geteilt. Zunächst zog in der heutigen Kneipe ein Teppichladen ein. Nach dessen Betriebsschluss pachtete der Gastwirt, der gelernter Kfz-Mechaniker ist, die Räume.
Über die Jahrzehnte erwiesen sich die fehlenden Fenster in vielen Fällen als überaus praktisch, scherzt die Jubiläums-Thekenrunde übereinstimmend: So konnten Kneipengänger unbesorgt einen trinken gehen – ohne dass ihre Ehefrauen sie von außen erblicken konnten.