Die Projektgesellschaft „Veedl“ will in Raderthal bauen und die Bürger bei der Entwicklung des neuen Quartiers von Beginn an beteiligen. Das Bauvorhaben soll Modellcharakter haben.
Modellprojekt „Veedl“Bürger planen Bauprojekt in Köln-Raderthal auf 19.000 Quadratmetern
Zwischen der Brühler Straße und der Raderthaler Straße in Raderthal soll ein neues Quartier entstehen. Was genau gebaut werden soll, wie viele Wohnungen, wie die Fläche sonst genutzt werden soll, wann der Bau beginnen soll – das ist offen. Die Bauherren, die WvM-Immobilien und Projektentwicklung GmbH und die Immobilien- und Beteiligungs GmbH Metropol, wollen bei dem Vorhaben ganz neue Wege gehen. Das Besondere: Sie wollen das künftige Quartier von Anfang an zusammen mit den Bürgern entwickeln.
Zu diesem Zweck haben sie die gemeinsame Projektgesellschaft Veedl gegründet. „Unser Ziel ist es, ein lebendiges Ökosystem zu schaffen, das nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch soziale und ökologische Nachhaltigkeit berücksichtigt. Das Veedl soll ein Ort werden, an dem Gemeinschaft, Kreativität und Innovation aufblühen können und stellt die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner*innen in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns“, erklärt Heike Neumann von der Projektgesellschaft. Das Veedl wolle dabei Antworten auf die Herausforderungen der Zeit finden, wie steigende Mieten, schwindender Einzelhandel, verdrängte Handwerksbetriebe, unzureichende Infrastrukturkonzepte und den Klimawandel, so Neumann.
Bürger bauten Modelle des neuen Quartiers mit Lego-Steinen
Den Auftakt der Bürgerbeteiligung machte Mitte September ein Info-Abend, bei dem die „Veedl“-Idee und das Grundstück vorgestellt wurden. Rund eine Woche später folgte eine so genannte Gläserne Werkstatt in Zusammenarbeit mit der ISR Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH, bei der Bürger unter anderem mit Lego-Steinen Modelle für das künftige Quartier entwickelten. Berücksichtigen mussten sie dabei die Größe des Geländes und die sechs Bausteine des Projektes: Wohnen, Freiraum, Handel, Bildung, Gewerbe und Infrastruktur. Am darauffolgenden Tag wurden die ersten Ergebnisse in einer Feedback-Werkstatt öffentlich diskutiert.
Die Veranstaltungen, so Neumann, seien sehr gut besucht gewesen. „Wir sind von dem regen Interesse und dem umfangreichen Input der Bürger begeistert, deren Meinung wir als unschätzbaren Wert ansehen. Sie prägt maßgeblich die Identität unseres Projekts“, sagt Neumann. Die Macher von Veedl sehen das Projekt an der Brühler Straße nicht nur als lokales Vorhaben, sondern bezeichnen es als Modellversuch auf dem Weg zu einer nachhaltigen und sozialen Stadtentwicklung.
Unter den gut hundert Besuchern der Veranstaltungen waren auch Vertreter des Bürgervereins Raderberg und -thal – und zeigen sich angetan vom Projekt und der Herangehensweise. „Das ist mal echte Bürgerbeteiligung. Unser Wunsch als Bürgerverein nach flexibel nutzbaren und bezahlbaren Räumen, die wir, aber auch andere Personen und Institutionen für unterschiedlichste Veranstaltungen nutzen können, wurde in den ersten Konzept-Modellen berücksichtigt. Wir hoffen natürlich, dass eine Umsetzung möglich sein wird“, berichten Annette Full, Melanie Breuer und Jan Gudorf vom Bürgerverein.
Fläche in Köln-Raderthal vor vier Jahren gekauft
Das 19.000 Quadratmeter große Baugrundstück liegt auf Höhe Brühler Straße 210 bis 212 und zieht sich parallel zur Raderthaler Straße nordwestlich Richtung Gürtel. 2019 kaufte die Veedl Projektgesellschaft die Fläche, die seit Jahrzehnten von einem chemischen Gewerbebetrieb genutzt wird und dabei die Flächenpotenziale wenig ausnutzt, so Neumann. Als nächster Schritt stehe die Präsentation der Ergebnisse aus dem „Gläsernen Werkstatt Prozess“ vor der Stadtspitze an, informiert Neumann. Wann das sein wird, konnte sie noch nicht sagen.
Full, Breuer und Gudorf hoffen, dass die Beteiligung so gut weitergeht, wie sie angefangen hat. „Dann ist das eine tolle Chance für uns als Verein, unserem Ziel, gemeinsam das Veedel zu gestalten und Nachbarn zu verbinden, einen großen Schritt näherzukommen“, sagen sie.