Seit 2018 steht das Gebäude leer. Verschiedene Ideen zur Nutzung wurden bislang abgewiesen. Nun gibt es einen neuen Anlauf.
Ateliers, Wohnungen oder Tiny Houses?Wie es mit dem alten Funkhaus in Raderthal weitergehen könnte
Die Fenster mit Blechen verrammelt, der beige Anstrich verschmutzt, vor dem Haus Unkraut, der Garten ungepflegt – trist und verlassen steht das alte Funkhaus seit vielen Jahren auf dem Grundstück zwischen Pingsdorfer Straße und Hitzelerstraße in Raderthal. Immer wieder gab es Versuche, das Haus aus seinem trostlosen Dornröschenschlaf zu holen und wieder Leben an die Hitzelerstraße 125 – so die offizielle Adresse – zu bringen, bisher ohne Erfolg. Derzeit gibt es einen neuen Anlauf.
Die Stadt prüft, ob hier Wohnungen oder Ateliers eingerichtet werden können oder ob das Haus für andere kulturelle oder soziale Zwecke genutzt werden kann. Das teilte die Verwaltung den Lokalpolitikern der Bezirksvertretung Ende des Jahres auf eine Anfrage der SPD-Fraktion mit. Die hatte über die Kulturverwaltung und das Amt für Wohnungswesen erfahren, dass untersucht wird, ob die Immobilie zu einer Künstlerwohnresidenz im Rentenalter umgebaut werden kann. Dabei wird auch geprüft, ob auf dem 4800 Quadratmetern großen Grundstück acht bis zehn Tiny Houses für Wohnzwecke aufgestellt werden können.
Das sanierungsbedürftige Gebäude hat spannende Zeiten erlebt. Es wurde 1927 als Funkhaus errichtet. Der deutsche Rundfunk war da noch ganz jung, als Geburtsstunde gilt Ende 1923 in Berlin. In den besetzten Gebieten an Rhein und Ruhr war der Betrieb deutschsprachiger Sender nach dem Ersten Weltkrieg verboten. Erst nach Ende der Besatzung 1926 wurde das Sendegebiet nach Westen ausgedehnt. Neue Funkhäuser wurden gebraucht und dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer gelang es, den Sender in seine Heimatstadt zu holen.
1932 wurde das Funkhaus in Raderthal aufgelöst
Als Standort für die neue Sendeanstalt fiel die Wahl auf ein Grundstück in Raderthal, das damals noch weitgehend unbebaut war. Das Funkhaus wurde im Stil des „Neuen Bauens“ errichtet, mit einem eingeschossigen Mittelbau und zwei zweigeschossigen Seitenflügeln mit Flachdächern. Zu beiden Seiten wurden zwei hölzerne Sendemasten installiert. Nachdem der Sender in Langenberg ertüchtigt worden war, wurde der in Raderthal 1932 überflüssig, Sendemasten und technische Anlagen wurden abgebaut. Das Sendehaus blieb erhalten und stand zunächst leer.
Um 1950 begann in Raderthal der Bau der englischen Siedlung. Das alte Funkhaus wurde von der Britischen Rheinarmee für Veranstaltungen und Feste genutzt. Nach deren Abzug brachte die Stadt hier viele Jahre Geflüchtete unter. Seit 2018 steht das Gebäude leer.
Ein Netzwerk „Radiomuseum ins Funkhaus“ setzte sich dafür ein, dass im ehemaligen Funkhaus das Radiomuseum Köln einziehen kann. Diese Variante ist mittlerweile vom Tisch, da der Bebauungsplan ein solches Museum an der Stelle nicht zulässt. Auch eine Kita, wie die Rodenkirchener SPD-Fraktion es 2019 forderte, wird an der Hitzelerstraße nicht eingerichtet. Nach Prüfung dieses Vorschlags teilte die Stadt mit, der Platz reiche nicht für die Umsetzung des städtischen Dreiraumkonzeptes für Kitas. Umbauten zwischen den Geschossen seien aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich, aus demselben Grund ebenso wenig Anbauten und Erweiterungen des Bestandsgebäudes. Das Gebäude steht seit 1997 unter Denkmalsschutz.
Ergibt die aktuelle Prüfung der Verwaltung, dass Künstlerwohnungen und Ateliers im alten Funkhaus möglich sind, wird sie dem Liegenschaftsausschuss einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorlegen. Im Anschluss soll im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens ein Vorhabenträger gefunden werden, der das Gebäude kauft. Das Objekt soll anhand der eingereichten Konzepte durch die zuständigen politischen Gremien vergeben werden. Der ausgewählte Vorhabenträger soll das Projekt einer neuen Nutzung umsetzen. Das alte Sendegebäude kaufte die Stadt erst in diesem Jahr offiziell von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.