Köln-RaderbergVom schrägen Einsatz am schiefen Turm einer Kölner Kirche
Köln – Diese E-Mail bescherte Tobias Hönig einen unruhigen Donnerstagabend. Der 42-Jährige sitzt im Kirchenvorstand der Kirche St. Mariä Empfängnis in Raderberg und ist dort im Bauausschuss tätig. Als Hönig am Mittwoch die elektronische Post an die Kirche öffnete, erschrak er ein wenig. Denn dort war zu lesen, dass die Kirchenspitze offenbar schiefer stehe als sonst und sich bedrohlich dem Kirchenschiff nähere. Die Mail kam aus einem Bürogebäude in Raderberg, von dem aus man einen freien Blick auf die Kirche hat.
Geneigte Spitze war zu sehen
Der 42-Jährige kennt das Gotteshaus sehr gut und wusste, dass die in die Jahre gekommene Spitze aus Holz ohnehin etwas in Schieflage ist. „Ich habe nach oben geschaut, und tatsächlich war die Spitze geneigt“, sagte Hönig der Rundschau. Der 42-Jährige ging auf Nummer Sicher und rief die Feuerwehr auf der Notrufnummer „112“ an und berichtete von der schiefen Spitze. Und wie es seit dem Jahr 2004 in Köln so ist: Wenn ein Notruf mit dem Stichwort „schiefe Kirche“ eingeht, denkt die Feuerwehr sofort an den „schiefen Turm“ aus der Südstadt und St. Johann Baptist. Der 44 Meter hohe Kirchturm war in die Schlagzeilen geraten, als er sich am 29. September um 77 Zentimeter in Westrichtung neigte, nachdem am Vortag ein Versorgungsschacht für den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn in 14 Meter Tiefe unter der Kirche vorangetrieben worden war.
Großaufgebot der Feuerwehr fuhr nach Raderberg
Um den Einsturz des Kirchturms zu verhindern, wurde damal der Bereich mit sechs Stücken Stahlprofil von außen schräg abgestützt. Mit der Erinnerung an St. Johann Baptist fuhr jedenfalls ein Großaufgebot der Feuerwehr nach Raderberg und nahm Kontakt mit Thomas Hönig auf. Nach einer ausgiebigen Begehung und Untersuchung konnte dann Entwarnung gegeben werden. Am Turm und der Holzspitze wurden keine Schäden oder starken Verformungen festgestellt, teilte die Berufsfeuerwehr gegen 21 Uhr mit. Auch das Technische Hilfswerk und das Bauaufsicht waren alarmiert worden.
In der kommenden Woche soll nun noch mal ein Experte der Kirche aufs Dach steigen und erneut nachschauen. „Das Holz arbeitet“, erklärt Hönig. Daher könne es passieren, dass es über Jahrzehnte zu einer Neigung kommt. Wie lange gibt es diese Spitze ganz oben ? „Es gibt Bilder aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Da war die Spitze schon drauf “, erklärte Hönig. Die Feuerwehr sagte dem 42-Jährigen: „Gut, dass sie angerufen haben“.