Umstrittene Neubaupläne, schlechter Mieterservice, Insolvenz – immer wieder macht der Wohnpark Bayenthal von sich reden.
„Es verwahrlost alles immer mehr“Mieter in Bayenthal kämpfen gegen Dreck, Müll und Legionellen
„Seit die DII den Wohnpark übernommen hat, ist die Betreuung immer schlechter geworden“, sagt Karl-Heinz Theißen. Der 78-Jährige lebt seit 50 Jahren im Wohnpark Bayenthal und erlebte in dem vergangenen halben Jahrhundert diverse Eigentümer und Verwalter. Die Deutsche Invest Immobilen AG (DII) mit Sitz in Wiesbaden übernahm die Wohnanlage mit 623 Wohnungen Anfang 2022. Sie sei die bisher schlechteste Vermieterin, findet Theißen.
Daher ärgerte es ihn und andere Mieter, als das Fonds-Unternehmen, nachdem es Ende März Insolvenz angemeldet hatte, auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte, der Wohnpark sei von der Insolvenz nicht betroffen. Die Betreuung der Mieter sei nach wie vor gewährleistet und die Pflege sowie Instandhaltung der Immobilie liefen unverändert weiter. „Tatsache ist nämlich, dass die Betreuung der Mieter durch die Hausverwaltung der DII nur sehr rudimentär existiert“, berichtet Larissa Bender, die seit acht Jahren im Wohnpark lebt.
„Im letzten Jahr brannten viermal unsere Mülltonnen“
Die Liste ihrer Beschwerden und die von Theißen, seiner Frau Monika und einer weiteren Mieterin, die seit 16 Jahren im Wohnpark lebt und anonym bleiben möchte, ist lang: Aufzüge würden nicht repariert, Legionellenfilter nicht ausgetauscht, ein Wasserrohrbruch sei ignoriert worden, auf Reparaturen warte man ewig, die Anlage würde immer schmutziger – das sind nur einige ihrer Kritikpunkte.
„Im letzten Jahr brannten viermal unsere Mülltonnen. Obwohl wir das gleich und wiederholt gemeldet haben, dauerte es lange, bis die geschmolzenen Tonnen ersetzt wurden. Die ganze Zeit blieb der verstreute Müll liegen“, schildert Bender. Schon oft hätten sie und andere Mieter gefordert, die Müllbereiche müssten abschließbar sein.
Wohnpark Bayenthal: Immer wieder sind Aufzüge lange kaputt
In ihrem Haus hätten lange die Türöffner in den Wohnungen nicht funktioniert, erzählt die Mieterin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Man musste runter, um Besuch hineinzulassen“, berichtet sie. „Einmal hatte ein älterer Nachbar einen medizinischen Notfall und die Rettungsleute kamen erst nicht ins Haus.“
In seinem Haus dagegen sei die Eingangstür leicht ohne Schlüssel zu öffnen, sagt Theißen. „Jeder kann ins Haus. Wir hatten schon Obdachlose hier, die in oberen Gängen geschlafen haben“, schildert er.
Der große Aufzug in seinem Haus sei lange kaputt gewesen. „Der ist aber wichtig für Krankentransporte“, so Theißen. Über einen ähnlichen Fall im Wohnpark berichtete diese Zeitung im vergangenen Jahr.
Die Sauberkeit in den Gebäuden und im Park der Anlage ließe sehr zu wünschen übrig, bemängeln die Mieter. „Es verwahrlost alles immer mehr. Ich komme mir bald vor, als würde ich in der Bronx wohnen. Dabei zahlen wir hier teure Mieten“, sagt die anonyme Nachbarin.
Riefe man in Wiesbaden an, ginge zwar jemand ans Telefon, aber die Beschwerden versandeten im Nirwana. Bei der Nummer in Köln ginge nie jemand ans Telefon, auf E-Mails erhalte man in der Regel keine Antwort, so die Mieter.
In der Anlage sind täglich von Montag bis Freitag zwei Hausmeister zu den üblichen Bürozeiten vor Ort. „Sie sind hilfsbereit, aber mit der Betreuung der großen Anlage überfordert“, sagt Bender. Zweimal in der Woche gibt es eine Mietersprechstunde im Wohnpark. „Man kann seine Anliegen vorbringen, aber dann passiert trotzdem nichts“, sagt Theißen.
Eigentümerin widerspricht den Vorwürfen
„Wir sind bemüht, die eingehenden Anfragen und Schadensmeldung schnellstmöglich zu bearbeiten. Jedoch kann es aufgrund eines hohen Anfrageaufkommens zu Verzögerungen kommen“, erklärt Dennis Gebhardt, Leiter des operativen Asset Management der DII, zu den Vorwürfen. Er verweist auf den Arbeitskräftemangel im Handwerk und den schleppenden Materialfluss.
„So gibt es für bestimmte Ersatzteile zum Teil lange Lieferfristen. Dies betrifft insbesondere die über fünfzig Jahre alten Aufzüge. Unser Bestreben ist es, jeden Schaden so schnell wie möglich zu beheben“, betont er.
Bei der Instandhaltung der Außenanlage habe es Anfang des Jahres Probleme mit dem Dienstleister gegeben, weshalb man diesem gekündigt habe. Nun gebe es einen neuen Dienstleister. „Nach einer Sonderreinigung werden Treppenhäuser und Außenanlage wieder im gewohnten Rhythmus gereinigt. Von einer ‚Verwahrlosung‘ kann keine Rede sein“, so Gebhardt.
Theißen und seine Frau überlegen dennoch auszuziehen. „Man wird von dem ganzen Ärger müde. Wir wollen einfach in Ruhe wohnen“, sagen sie.