Probleme bei der BundesdruckereiSo lange dauert in Köln aktuell die Beantragung eines Reisepasses

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Begehrt, aber nicht schnell zu bekommen: der Reisepass.

Begehrt, aber nicht schnell zu bekommen: der Reisepass.

Den Ärger bekommen vor allem die Kundenzentren zu spüren. Sie haben mit den Verzögerungen aber nichts zu tun.

Die Stadt hatte es geahnt. Besonders große hellseherische Fähigkeiten waren  aber auch nicht nötig, um die jährlich wiederkehrende Problematik vorherzusehen. Denn sobald der Sommerurlaub näher rückt, steigt auch die Nachfrage für Reisepässe. In diesem Jahr besonders, weil während der Corona-Pandemie die Zahl der Fernreisen sank und viele Dokumente ausliefen. Um einem Terminstau in den Sommermonaten vorzubeugen, hatte die Stadt daher bereits im April eine Informationskampagne gestartet. In den sozialen Medien, auf öffentlichen Werbeflächen und auch in den Stadtbahnen der KVB fragte die Stadt: „Reisepass noch gültig?“

Für die Infokampagne entschied sich die Stadt aber vor allem aufgrund einer gesetzlichen Änderung. Seit diesem Jahr können Kinderreisepässe nicht mehr einfach nur beantragt und sofort in den städtischen Kundenzentren ausgestellt werden. Die Ausweisdokumente für Kinder, die für eine Fernreise nötig sind, werden nun ebenfalls durch die Bundesdruckerei gefertigt.

So informierte die Stadt bereits im April.

So informierte die Stadt bereits im April.

Das Ergebnis ist kein Kölner Problem, sondern ein bundesweites: Die Bundesdruckerei kommt mit dem Drucken nicht hinterher. „Im Regelfall werden Reisepässe rund drei bis vier Wochen nach Bestellung bei der Bundesdruckerei an das Kundenzentrum zurückgeliefert“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. „Bestellt werden die Ausweisdokumente gebündelt jeweils täglich nach Ende der Öffnungszeiten. Aktuell belaufen sich die Rücklieferungsfristen durch die Bundesdruckerei auf mindestens sechs bis acht Wochen.“

Reisepass in Köln: Ärger bekommen die Kundenzentren ab

Wenn der Urlaub oder die Dienstreise naht und der Reisepass immer noch nicht da ist, sorgt das für Ärger bei den Bürgerinnen und Bürgern. Und diesen Ärger kriegen vor allem die Bürgerzentren zu spüren, die allerdings keinen Einfluss auf die Lieferzeiten haben. Kritik an der Bundesdruckerei gibt es daher vom Deutschen Städtetag. „Viele Bürgerinnen und Bürger werden kurz vor der Ferienzeit kalt davon erwischt, dass ihre beantragten Reisepässe nicht pünktlich vor ihrem Urlaub ankommen“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Bürgerinnen und Bürger zahlen de facto für die Lieferschwierigkeiten der Bundesdruckerei. Das ist kaum vermittelbar und schon gar nicht bürgerfreundlich.“

Problematisch ist nämlich: Sobald absehbar ist, dass der beantragte Reisepass nicht rechtzeitig ankommt, entscheiden sich viele Menschen für einen erneuten Antrag mit Expressbearbeitung. Der erste Antrag lässt sich nicht stornieren, dadurch steigen die Kosten. Dedy fordert nun das zuständige Bundesinnenministerium auf, dass Bürgerinnen und Bürger die Kosten für den ersten Antrag erstattet bekommen. Wäre eine Stornierung möglich, würde laut Dedy auch die Bundesdruckerei profitieren, weil stornierte Aufträge die Produktion nicht mehr belasten.

Vorläufiger Reisepass wird nicht ohne weiteres ausgestellt

Was also tun, wenn es knapp wird mit dem Reisepass. Die Stadt teilt dazu auf Anfrage mit: „Derzeit stellen die Kundenzentren sicher, dass die Kund*innen, bei denen eine Reise in den nächsten Tagen bevorsteht und die beantragten Ausweisdokumente noch nicht von der Bundesdruckerei zurückgeliefert wurden, die Möglichkeit erhalten, Kontakt zu den Sachbearbeitenden in den Kundenzentren aufzunehmen, um individuelle Lösungen umzusetzen.“ Eine Lösung könne entweder ein Express-Reisepass oder ein vorläufiger Reisepass sein.

Ohne weiteres wird der vorläufige Reisepass allerdings nicht ausgestellt, wie eine Betroffene erzählt. Als klar war, dass es eng würde mit dem beantragten Dokument für die Dienstreise nach Ägypten, buchte sie einen erneuten Termin im Kundenzentrum. „Obwohl das in meiner Terminbestätigung nicht stand, musste ich dort für einen vorläufigen Reisepass eine Flugbuchungsbestätigung vorlegen. Die hatte ich aber nicht dabei.“ Einen Tag später, am Tag vor dem Flug, stellte sie sich ohne Termin eine Stunde in die Schlange des Kundenzentrums. Am Ende ging alles gut. Die Nachricht über den abholbereiten Reisepass kam schließlich wenige Minuten, bevor sie ins Flugzeug stieg.

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