Ratsschiffs MS Stadt KölnSanierung soll 2024 fertig sein
Köln – Ohne Udo Giesen und Co. wäre das Historische Ratsschiff der Stadt Köln wohl einfach weiter vor sich hin verfallen –trotz seiner langen Geschichte seit 1939, trotz so prominenter Gäste wie Queen Elizabeth II. oder Pop-Ikone Michael Jackson. Doch vor neun Jahren gründeten Giessen und seine Mitstreiter den Verein „Freunde und Förderer des Historischen Ratsschiffs MS Stadt Köln“.
Am kommenden Freitag werden sie mit der Silbernen Halbkugel, dem höchsten Preis im Denkmalschutz, im Berliner Kongresszentrum ausgezeichnet. In der Begründung urteilt die Jury des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz: „Die Freunde und Förderer erhalten den Preis für ihren erfolgreichen und vor allem leidenschaftlichen Einsatz zur Rettung des vom Verfall bedrohten denkmalgeschützten Ratsschiffes Köln.“ Giesen wird mit zwei Vorstandsmitgliedern und zehn Unterstützern an die Spree fahren. „Die Entscheidung der Jury ist für unseren kleinen Verein einfach überwältigend“, sagte Giesen bei einer Besichtigung des Schiffes am Samstag.
Vor neun Jahren hatte der begeisterte Hobbysegler und Leiter der WDR-Segelgruppe den Verein zur Rettung des verfallenden historischen Schiffes mitgegründet. Vorigen Dienstag hatte ein Frachtschiff das 53,2 Meter lange Schiff von der Werft in Mülheim in den Rheinauhafen geschleppt und in einem kniffligen Manöver an die Kaimauer unterhalb des Kunsthauses Rhenania geschoben.
Bisher hat das Stahlschiff zwei Phasen der Restaurierung für insgesamt 1,7 Millionen Euro durchlaufen. Die Restaurierung finanzierten Bund, Land, Stadt und die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz. „In der ersten Phase wurden die Rumpfteile erneuert, die unterhalb der Wasserlinie liegen, um das Schiff dauerhaft schwimmfähig zu machen. In der zweiten wurden die Elektroinstallationen erneuert, die Heizung auf einem Teil der Decks restauriert“, erzählte Giesen. In der dritten Stufe sollen die Schäden im inneren Bereich behoben und in der vierten das Schiff wieder fahrtüchtig gemacht werden. Denn aktuell sieht es im Inneren noch ziemlich wüst aus.
Zeitweise im Besitz der US-Amerikaner
Mit den beiden Deutz Dieselmotoren mit je 375 PS erreicht das Schiff eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 24 Stundenkilometern gegen den Strom. 2024 soll die „M/S Stadt Köln“ wieder einsatzfähig sein und ihren Liegeplatz vor dem Schokoladenmuseum erhalten. Der Verein will auf dem Schiff ein Museum über die Bedeutung der Rheinschifffahrt für die Stadt Köln einrichten.
Dabei soll auch die schillernde Geschichte des Ratsschiffes dargestellt werden: 1940 sollte in der Messe die Internationale Verkehrsausstellung stattfinden. Aus diesem Anlass beschloss der Rat unter dem NS-Oberbürgermeister Karl Georg Schmidt den Bau eines Ratsschiffes, um mit einem komfortablen Wasserfahrzeug für die offiziellen Gäste der Stadt aufwarten zu können.
Für den Bau der „Hansestadt Köln“ wurde im Januar 1938 eine Mainzer Werft beauftragt. Nach den Probefahrten und der Abnahme im Juli des gleichen Jahres lag das Schiff im Rheinauhafen. 1939 übernahmen die Nationalsozialisten das auf „Hansestadt Köln“ getaufte Schiff und der NS-Beamtenbund machte es Adolf Hitler als „Marine SA-Kutter für den Führer“ zum Geschenk. Nachdem die Internationale Verkehrsausstellung wegen des Kriegsausbruchs nicht zustande kam, wurde das Schiff mit zunehmender Bombardierung der Stadt Köln zum Schutz nach St. Goar in den Loreleyhafen überführt. Nach Kriegsende ging es in die amerikanische Besatzung über und wurde in „U.S. Army PIH.1“ umbenannt. 1952 gab der High Commissioner John MacCloy das Schiff wieder an die Stadt Köln zurück. Als „Stadt Köln“ wurde es instandgesetzt zum offiziellen Repräsentationsschiff mit öffentlichkeitswirksamem Liegeplatz im Rheinauhafen.
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Die prominente Gästeliste ist lang und führt unter anderen Queen Elizabeth II., Dwight D. Eisenhower, John F. Kennedy, Charles de Gaulle, Prince Charles, Lady Di und Michael Jackson auf. Außerdem wurde das Schiff für Kongresse, Tagungen, Feiern und Hochzeiten vermarktet. 1990 wurde es als bewegliches Denkmal unter Schutz gestellt. Im Zuge des Rheinauhafen-Umbaus wurde das Schiff in den Niehler Hafen verlegt. Dort geriet das Ratsschiff in Vergessenheit und verfiel – bis der engagierte Verein es vor dem Untergang rettete.