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RadrennenTausende Zuschauer verfolgen die 102. Auflage von „Rund um Köln“

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Spazierfahrt durch den Rheinauhafen: Erstmals führte das Rennen nach dem Start quer durch den Hafen und über die Drehbrücke. 

Köln – Mit dem Kampf um den Sieg wollte Gerald Ciolek, einstiger Radprofi aus Köln, nichts zu tun haben. „Den Wettkampfgeist habe ich heute zu Hause gelassen“, erzählt er im Ziel am Rheinauhafen, nachdem er mit den Hobbyfahrern „eine entspannte Runde“ über 68 Kilometer geradelt ist. Dieses Mal ist er beim Radklassiker „Rund um Köln“ in wichtigerer Mission unterwegs. „Junge Helden“ steht auf seinem Trikot, gemeinsam mit Ex-Profi Lars Teutenberg und Fernsehmoderator Jan Köppel unterstützt er ein Organspende-Team der Deutschen Sporthochschule Köln.

Für Organspenden werben Fahrer der „Spoho“ und Renndirektor Donike (im Hemd). 

In der Brust von Christoph Biermann (54) schlägt seit fünf Jahren ein Spenderherz. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrern hat er an seinem Rennrad keinen multifunktionalen Bordcomputer, der die Renndaten aufzeichnet. „Meine Armbanduhr reicht mir. Nach solch einer Operation interessiert mich nur noch, wieder im Leben anzukommen“, sagt er.

Verkehrschaos

Vor allem am Samstag kam es rund um den Rheinauhafen zum erwarteten Verkehrschaos. Denn neben der Rheinuferstraße, wo sich Start und Ziel befanden, war wegen den Südstadtfests auch die Bonner Straße gesperrt.

Die Folge waren lange Staus auf der Rheinuferstraße bis hinter die Südbrücke, aus Norden kommend landeten die Autofahrer schon vor dem Rheinufertunnel im Stau. Geduld benötigten Autofahrer auch auf der A4 wegen Bauarbeiten auf der Rodenkirchener Brücke.

Die 102. Auflage des Traditionsrennens lockt wieder Tausende Zuschauer in den Rheinauhafen und an die Strecke. Vor Seniorenheimen sitzen die Menschen in Rollstühlen und beklatschen Profis und Hobbyfahrer, die in zwei Jedermannrennen starten. Auch vor der Mülheimer Brücke kommt es zu lustigen Szenen, denn der Blitzer auf der Rheinuferstraße löst mehrfach aus, weil das Fahrerfeld in engem Abstand über die Induktionsschleifen rollt.

Für schöne Bilder sorgen auch die Veranstalter um Artur Tabat und Technikdirektor Alexander Donike, denn erstmals lassen sie die Profis am Start im neutralisierten Feld quer durch den Rheinauhafen fahren – unter den Kranhäusern hindurch, vorbei am Schokoladenmuseum und über die kleine Drehbrücke. Hier ist das Tempo noch human, immerhin 207 Kilometer liegen da noch vor den Rennfahrern.

Hauptsache mit Helm: Helmut Arnold hat das Teilnehmerfeld auf seinem Hochrad gut im Blick, er fuhr einen Teil des Jedermannrennens mit.

Etwa 4000 Hobbyfahrer haben ebenfalls den Kurs durchs Bergische angetreten. Eigens aus Düsseldorf ist Irene Nehrkorn-Kayn angereist. „Ich wünschte, wir hätten solch ein Rennen auch in unserer Stadt“, sagt sie. Die Strecke hat sie auf einem zum Rennrad umgebauten Mountainbike bewältigt. „Mein Lieblingsrad“, meint sie im Ziel und ärgert sich, es nicht schneller angegangen zu sein. „Mein Respekt vor dem Bergischen war groß“, sagt sie.

„Rund um Köln“ ist ein Radsportfest, das gilt vor allem für den Rheinauhafen, der das gesamte Wochenende Schauplatz einer Radsportmesse ist. „So nah kommt man sonst nicht an die Spitzenfahrer ran“, meint Annette Schumacher, die mit ihren Kindern das Fahrerfeld anfeuert. Doch das Fest strahlt auch auf die Region aus.

Frühstart: Max (4/l.) und Bruder Tom (2) als Ausreißergruppe.

Am Anstieg zum Schloss in Bensberg ist die Begeisterung besonders groß. „Der Berg kann nix“ ruft ein Mann den Fahrern zu und klatscht aufmunternd in die Hände. Doch manchmal gewinnt auch der Berg und zwingt die Fahrer zum Absteigen. Für ein Paar heißt es. Geteiltes Leid ist halbes Leid, denn die beiden sind auf einem Tandem unterwegs.

Alle Hände voll zu tun hatten auch die Zuschauer auf der Rheinuferstraße bei „Rund um Köln“.

Der Windschatten ist ein beliebter Aufenthaltsort an diesem Renntag, manchmal kommt es auch zu Stürzen. Ein Hobbyfahrer musste stationär im Krankenhaus behandelt werden, ansonsten blieb es bei kleineren Blessuren. Im Ziel wurden die Fahrer dafür mit Bockwurst und Kaltgetränken belohnt.